Ephraim Juda - Coming Home
Das langerwartete Debüt-Album ist da!

Ephraim Juda aus Berlin dürfte den meisten deutschen Reggaeheads längst ein Begriff sein, tourt er doch seit einigen Jahren mit der 40Fyah Band durch`s Land und überzeugt dabei stets mit 1A rootsigen Tunes, intelligentem Songwriting und einer professionellen, kraftvollen Bühnenshow. Nun ist Ende Juni endlich sein langerwartetes Debüt-Album „Coming Home“ erschienen, für viele ein Meilenstein deutscher Reggae-Geschichte! Selten ist hierzulande ein so ausgereiftes Werk erschienen, das an Abwechslung, Textinhalten und Sound seines gleichen sucht. Für irieites.de hat sich der sympathische Artist, von dem wir in Zukunft sicherlich noch einiges Hören werden, die Zeit genommen einige Fragen zu beantworten, über sein Album zu berichten und einen Blick in die Zukunft zu wagen.

 

OLLI: Vor Kurzem ist dein langerwartetes Debüt-Album „Coming Home“ erschienen. Erzähl doch zuerst einmal ein bisschen was zur Entstehung des Ganzen.

EPHRAIM JUDA: Hi, erstmal vielen Dank für euer Interesse und die Interviewanfrage! Das Album ist in den letzten 2 ½ Jahren entstanden und ist mit der Hilfe vieler guter Freunde, Kollegen und Wegbegleiter zu Stande gekommen. Es hat lange gedauert und auch 'ne Menge Durchhaltevermögen gebraucht, aber ich denke das Ergebnis lässt sich sehen, oder besser hören (lacht). Ich verbinde unglaublich viel Freude und Kraft mit diesem Album und ich hoffe, dass die Leute das genauso spüren.

 

OLLI: Auf dem Album sind einige interessante Features vertreten. Wie sind die einzelnen Stücke mit Jahcoustix und Co entstanden?

EPHRAIM JUDA: Im Großen und Ganzen sehr organisch. Wir alle haben sehr viel Sympathie für die Musik des jeweilig Anderen, dass ist auch die Grundlage auf der so etwas aufbauen sollte, denke ich, davon abgesehen sind alle sehr angenehme Menschen. Da hat keine Agentur bei 'ner anderen angerufen, oder Labels sich überlegt was gut wäre im Sinne der Promotion. Boti aus Ungarn kenne ich über 'ne alte Schulfreundin und mittlerweile nun schon ein paar Jahre, von ihm wird man sicherlich noch mehr hören die nächsten 1-2 Jahre. Jahcoustix habe ich öfter auf Festivals und bei Ganjaman im Studio getroffen und nachdem ich den Song „Dawn“ erstmals für 'nen Contest 2008 veröffentlicht hatte, sprach er mich öfter darauf an und ob wir nicht 'nen Song zusammen machen wollen. Als er dann für 'nen Konzert in Berlin war haben wir die Chance genutzt und „It's Over Now“ zusammen mit Boti an einem Wochenende komplett eingespielt. Reedoo habe ich auch über Steve (Anm. der Red. Ganjaman) kennengelernt und nachdem ich 'nen Dubplate für seine Freundin und Djane Mama Rule gevoict hatte, war er glaub ich überzeugt, dass wir mal was zusammen machen sollten (lacht). Last but not least, Sara Lugo, die ich als Einzige noch nicht kannte, mir ihre Musik auf Myspace aber auf Anhieb so gut gefiel, dass ich mal nachgehakt hab' ob da nicht was geht. Ihr Debütalbum lässt auch nicht mehr lange auf sich warten, so watch out!

 

OLLI: Das Album klingt musikalisch, wie auch textlich sehr ausgereift und abwechslungsreich. Wo liegen deine persönlichen musikalischen Wurzeln und woher nimmst du deine Inspiration?

EPHRAIM JUDA: Meine Inspiration ziehe ich aus dem Leben, denn das schreibt die schönsten, spannendsten aber auch tragischsten Geschichten. Ich merke einfach, dass das was um mich passiert unmittelbar in meine Musik einfließt und sich darüber auch am besten Schreiben lässt, weil es echt und direkt ist. Was das Musikalische betrifft, ist man natürlich auch geprägt von dem was man selbst hört und mag, vielmehr versuche ich aber in mich zu horchen und meinen eigenen Sound zu kreieren. Privat höre ich viel Singer/Songwriter Kram, viel Reggae und Dancehall, beatlastige Musik im Allgemeinen aber eins hab ich gelernt: ein guter Song ist ein guter Song, egal welches Genre er hat!

 

OLLI: Du hast mir im letzten Sommer erzählt wie gerne du ein Album mit langer „Haltbarkeitsdauer“ veröffentlichen würdest und dir dementsprechend Zeit dafür genommen. War die Gründung eines eigenen Labels (zusammen mit Jens/ReggaeTown) und damit die Möglichkeit das Ganze auch als CD zu veröffentlichen ein weiterer Schritt in diese Richtung?

EPHRAIM JUDA: Ich hätte die CD auch woanders veröffentlichen können, wir standen ja mit einigen Labels in Kontakt, die Bock hatten das zu machen. Letztendlich war es aber der richtige Schritt es selbst zu tun, denn mit Jens Neumann habe ich zum Einen jemanden gefunden der genauso für die Musik lebt wie ich und zum Anderen haben wir gemeinsam im Laufe der Zeit, als wir mit dem Gedanken einer Labelgründung gespielt haben, gemerkt, dass wir so viele Ideen und Ansichten teilen, dass es eine Schande gewesen wäre es unversucht zu lassen.

 

OLLI: Zusammen mit Micky Rose (Background), Boti (Gitarre, Background) und Peter (Percussion) hast du im März die kleine, aber sehr feine „Making Friends“ Akustik-Tour gestartet. Wie kam die Idee das Album auf diesem Weg vorzustellen und wie waren eure Erfahrungen?

EPHRAIM JUDA: Wir wollten etwas Besonderes machen und natürlich in kleinerem Rahmen rausfinden, wie die Leute auf das Album und die unterschiedlichen Songs reagieren. Gleichzeitig war es ja auch die Feuertaufe für meine neue Band. Es hat einfach unglaublich viel Spaß gemacht und Kraft gegeben, für die gemeinsame Arbeit so viel positives Feedback zu bekommen. Ich bin froh mit so guten Musikern zu spielen und ein tolles Team an meiner Seite zu wissen. Danke nochmal an alle die auf der Tour vorbeigekommen sind, es war großartig! Und wer es verpasst hat, dem empfehle ich auf die Oktober Release Tour zu kommen an der wir gerade basteln.

 

OLLI: Wer war sonst noch alles an der Entstehung des Albums beteiligt?

EPHRAIM JUDA: Jede Menge Leute. Zuerst wäre wohl Ganjaman zu nennen, der mich von Anfang an gefördert hat, bei vielen Songs die Aufnahmeregie übernommen und das ganze Album begleitet sowie mit mir über zwei Monate gemischt hat. Die Single „Coming Home“ ist in Zusammenarbeit mit Marco Baresi und der Far East Band entstanden, das Instrumental empfinde ich immer noch als absoluten Knaller. Beim Feature mit Reedoo ist der Riddim von der Big Finga Band, die die letzten Jahre viel mit Nosliw getourt sind. Die anderen Songs sind von guten Freunden, meiner langjährigen Band 40Fiyah und Boti eingespielt worden, unter anderem auch der Song „Dawn“, zu dem wir auch ein Musikvideo gedreht haben. Den letzten Feinschliff hat das Album dann in London bekommen. Dort wurde es von Kevin Metcalfe gemastert, der unter anderem Produktionen von Shaggy betreut hat und die letzten 25 Jahre alles gemischt hat, was bei Greensleeves erschienen ist. Darüber hinaus könnte ich noch eine Menge Leute aufzählen, die alle einen wichtigen Beitrag zu diesem Album geleistet haben, aber das würde den Rahmen hier sprengen (grinst).

 

OLLI: Die Single „Coming Home“ ist ja bereits im Mai erschienen. Wird es weitere Single-Auskopplungen und evtl. Beiträge auf Selections geben?

EPHRAIM JUDA: Ob es weitere Singleauskopplungen geben wird ist noch nicht ganz klar. Was wir auf alle Fälle realisieren wollen, sind ein oder zwei weitere Musikvideos zu Songs von der Platte. Im Spätsommer/ Herbst veröffentlichen wir über Urban Tree Music dann den von I-Kalonji produzierten „Youth“ Riddim, der neben mir mit Cornadoor, Jahcoustix und vielen weiteren Künstlern aufwarten wird

 

OLLI: Wo kann man dich im Sommer live sehen? Wird es weiterhin Gigs mit der 40Fiyah Band geben?

EPHRAIM JUDA: Im Sommer kann man mich zum Beispiel am 23.Juli mit der Far East Band auf dem Ruhr Reggae Summer sehen oder danach auf dem Hennesee Festival. Im Juli werde ich mit meiner neuen Band zusätzlich viel Straßenmusik machen und im August als Abschluss auf dem Querfeldein Festival auftreten. Gigs mit der 40 Fiyah Band wird es in Zukunft keine mehr geben. Ich hatte super schöne 4 Jahre mit den Jungs, die ich auch nicht missen möchte, mich aber Anfang des Jahres entschieden anderweitig weiterzumachen, auch um den Horizont mal wieder etwas zu erweitern und frische Luft zu schnuppern.

 

OLLI: Möglicherweise wirst du das des Öfteren gefragt, aber wie kam es zu dem Namen Ephraim Juda und welche Bedeutung haben diese biblischen Name für dich?

EPHRAIM JUDA: Ersteinmal haben sie für mich wenig Bezug zu einem biblischen Kontext, klar weiß ich um ihre Bedeutung, aber der Name hat für mich eher einen persönlichen Hintergrund. Noch während meiner Schulzeit habe ich Levi Ranks kennengelernt, bei dem ich erste Studioerfahrungen gesammelt und den ich später auch auf St. Lucia besucht habe. Er nannte mich immer Juda. Er war eine Art Mentor für mich und deswegen habe ich den Name bereitwillig übernommen, er wurde mir quasi gegeben, wenn du so willst. Ephraim habe ich dann irgendwo mal aufgeschnappt und mir gefiel die bloße Namensbedeutung, denn Ephraim heißt frei soviel wie „helfen“, „geholfen werden“ oder „unterstützen“. Für mich ist jetzt natürlich witzig wie viele verschiedene Aussprachen von meinem Namen mittlerweile kursieren. Ich spreche ihn ganz einfach Englisch aus und der Klang gefällt mir damals wie heute.

 

OLLI: Sicherlich hast du durch das Album-Release momentan mächtig viel um die Ohren. Gibt es trotzdem schon Pläne darüber hinaus? Was wird uns erwarten?

EPHRAIM JUDA: Ich bin wieder am sammeln für neues Material für’s nächste Album. Als Künstler ist man ja immer schon `nen Stück vorraus, was man letztes oder vorletztes Jahr angefangen hat kommt dieses Jahr auf Platte und was man heute macht mit Glück im nächsten (lacht). Ansonsten wird es sicherlich noch einige kleine Specials geben, wie z.B. mit dem Drum’n’Bass Remix von „Coming Home“ auf der Singleauskopplung geschehen, also lasst euch überraschen!

 

OLLI: Das hört sich gut an. Dann sehen wir uns im Sommer auf einem der Festivals, oder spätestens im Herbst zur Release-Tour! Vielen Dank, dass du dir die Zeit für unsere Fragen genommen hast!

EPHRAIM JUDA: Danke für’s Interview!

 

Interview: Olli Becker 07/2010

www.myspace.com/ephraimjuda