Noiseshaper
"Real To Reel"

(Echo Beach/Indigo- 2006)

Man kann je nicht gerade sagen, dass es Zeit wurde, denn das letzte Album ist so lange nun auch nicht her. Doch manchmal kann man den Hals nicht voll bekommen und da freut man sich über einen recht zügig erscheinenden Nachfolger. Und was uns Axel Hirn und Flo Fleischmann da wieder präsentieren ist nicht von schlechten Eltern. Satte Bässe, atmosphärisch dichte Sounds und viel Platz für Bewegung. Also: schwingt die Hüfte auf dem nächsten Dubdance in eurer Gegend. Und so der DJ diese Scheibe nicht hat, empfehlt sie unbedingt, denn mit "Sly & Robbie" und "Love To The Rhythm", eine Grace Jones/Trevor Horn Hommage, sind zwei von vielen Titeln enthalten, die den Tanzboden zum vibrieren bringen werden. Mit "Real To Reel" dürfte ihnen international noch erheblich mehr Aufmerksamkeit sicher sein, zumal mit Adrian Sherwood ein Titan Hand angelegt hat. Ein renommierter US-Vertrieb ist sogleich auf den Zug aufgesprungen - und es wird zudem gemunkelt, dass Noiseshaper für einen Bee Gees-Remix in der engeren Wahl sein sollen (das wird, wenn's wird, sicherlich interessant). Doch wieder zurück zum Album. Als Gäste vorm Mikro sind neben Juggla Ari Up, Jahcoustix, Beans & Hawkman u.a. vertreten. Neben neuen Titeln wurden sechs "ältere", wie z.B. "All A Dem A Do", aufgrund rechtlicher Probleme neu eingespielt. Ausserdem ist "The Only Redeemer" feat. Vido mit von der Partie - die Absicht, einen noch internationaleren Markt für sich zu erobern wird deutlich. Es sei ihnen mit einem derart fetten Album mehr als gegönnt.

Karsten Frehe

Das Duo Flo Fleischmann und Axel Hirn, aka Noiseshaper, bilden quasi die deutsche Groove Corporation - zumindest seit sie von Wien nach Berlin umgesiedelt sind. Wie die britische G-Corp beherrschen sie den Groove, den treibenden Beat in zahllosen Varianten. Meist toben sie ihre Rhythmusmanie aber nur in den Breichen Dub, House und Urban aus wie auch auf ihrer neuen Scheibe. Das geht recht rootsig los, driftet über stampfende Bässe in nebelige, schummrige Gefilde ab, bevor es mit zivilisiertem dubwise Reggae ausklingt. Ein Bogen, bei dem die Spannung höchstens bei einem oder maximal zwei Tracks in der Mitte abfällt. Sonst groovt die Scheibe durchgehend breit und druckvoll durch die sanften Hochtäler des Bassalaya-Gebirges. Nun gut, diesmal sind auch Remixes mit dabei, was prinzipiell schade ist, weil eben re - also nix Neues. Doch die revitalisierten Riddims wabern immer noch vorzüglich, was bei den neuen außer Frage steht.

Jürgen "Reggaedoctor" Schickinger

Der Titel ihres vierten Albums ist Motto: NOISESHAPER schleifen und fräsen ihre toppigsten Einspielungen für eine abgefahrene Dub-Party zurecht. Der Dubhead selbst (vielleicht eher ein ruhiger Typ, lass ma kommen) testet mit diesem 'real to reel' aber doch eher seine Boxen aus...? Wer bisher NOISESHAPER ganz nett aufgestellt fand, weil sie ob ihrer Vorliebe für Dub mit Dancehall und Reggae ihren ganz privaten Burner drehten, der wird überrascht sein: Bei dieser Überdrehung der originalen Vibes wird nicht geschnitten, sondern gut aufgelegt draufgelegt. "Real To Reel" geht richtig ab mit vorzüglichen Bässen und Dubs. Auch ADRIAN SHERWOOD, von dem man länger nichts mehr gehört hat, hat Hand angelegt: Für meine Ohren vor allem bei Track 5 "Rise". Vieles haben NOISESHAPER entwickeln, vieles verbinden wollen in eine Dancehall-Ecke hinein, doch Ihr Herz schlägt - siehe hier - für tanzfähige Musik in Dub. "Real to reel" ist entsprechend das raffiniert scharf gewürzte Album, dass Verheißung auf weiteres rhythmisch scharfes Material des Duos für die Zukunft verspricht.

Bernhard Groha


www.echobeach.de

Record list|www.irieites.de