Jah
Mason
"Never Give Up"
(Nocturne/Zomba - 2003)
Immer wieder gibt
es Alben, um die ich lange herum schawenzel und mich frage, wie ich
sie rezensieren soll. Jah Mason's aktuelles Album "Never Give Up"
gehört in diese Kategorie. Doch fange ich mit dem Äußerlichen
an: "Never Give Up" ist sowohl Innen wie Außen sehr
schön verpackt. Unter den vielen ästhetisch überflüssigen
Artworks sticht dieses deutlich hervor und sollte von der Qualität
her unbedingt Nachahmer finden. Doch nun zur Musik: Jah Mason gilt zu
Recht als einer der vielversprechendsten Artists in der Reggae/Dancehall-Szene.
Stimmlich hat er einiges zu bieten und so als ob er dieses unbedingt
beweisen will, zeigt er das auch ausgiebig auf den versammelten Tunes.
Das gelingt zum Teil richtig gut, wie z.B. auf dem Titeltrack, geht
aber auch mehr als einmal in die Hose. Denn die Bandbreite von hellen
bis dunklen, quietschenden bis motzenden Klangfarben nervt gewaltig
wenn merkwürdige Riddims unterlegt werden. So ist der von "Mount
Zion High" ein wenig als Drum & Bass-Riddim aber auch als abstrakte
Komposition zu bezeichnen. Jah Mason kommt hier so richtig nicht in
Schwung - und das ganz offensichtlich bewusst. Soll jetzt Kunst/Jazz
gemacht werden?! Na jedenfalls leidet die Tanzbarkeit enorm unter viel
zu wirren und verspielten Beatstrukturen. Oft werden verschiedene Tempi
miteinander vermengt. Recht häufig geraten auch die Lyrics ein
wenig zu kitschig, denn Zeilen wie "Mother, you know I love you,
and it's from my heart, sincerely, and I love you dearly" (als
Intro bei "Mother") oder "What is Love? Love is life
and life is love" ("Love Is The Way") schmieren gerne,
vor allem gepaart mit entsprechender Musik, in Richtung "We Are
The World"-Belanglosigkeiten ab! Dennoch. Bei all der Kritik, liegen
mit "Dem Gone" (nicht das von Gentleman), "Gideon Start",
"Righteousness" und dem eben schon mal gelobten Titeltrack
richtig gute Tunes vor. Jah Mason hat das Potential, noch mehr aus sich
zu machen. Er sollte jedoch die schlichte Weisheit berücksichtigen,
dass WENIGER oft MEHR bedeuten kann!
Karsten Frehe
Langsam
aber stetig hat sich Jah Mason in den letzten fünf Jahren hochgerappelt.
Einige feine Tunes haben beim Conscious-Massive für Aufmerksamkeit
gesorgt. Jah Mason reitet den Riddim mal mit Worten, mal verschleppt
er die Silben, hängt hinterher, um dann in einem brabbeligen Schwall
den Rhythmus wieder einzuholen. Wie bei fast allen jüngeren Conscious-DJs
zeigt sich auch bei ihm der Einfluss des großen Sizzla. Allerdings
lässt sich Jah Mason's Style leichter berechnen. Er verfügt
nicht über die Variationskunst in der Stimme, die kraftvolle Lässigkeit
und den melodischen Einfallsreichtum von Sizzla. Darin liegt auch ein
Schwachpunkt von "Never give up": Jah Mason's Stimmakrobatik
setzt wenig Höhepunkte. Das federn die Background Vocals, die auf
fast allen Tracks anklingen, einigermaßen ab. Doch zusätzlich
schleichen viele Songs auf dem gleichen zäh-getragenen Tempo dahin.
Wachrüttler wie das Titelstück bilden die Ausnahme. Aber die
meisten Songs haben dennoch schöne rootsige Vibes und gut produzierte
Riddims. Nur ganz selten gleitet der Sound ins all zu Geschmeidige ab.
So dümpelt das Album zwar leicht, treibt den Puls nicht hoch. Es
plätschert aber trotzdem recht dezent und loungig vor sich hin.
Jürgen
"Reggaedoctor" Schickinger