Tiken Jah Fakoly
"Francafrique"

(Barclay/Universal - 2002/2003)

Beim diesjährigen Summerjam in Köln zählte seine Performance zu den intensivsten des Festivals. Ein beeidruckender Mann nebst einer sehr virtuos aufspielenden Band hatte eindeutig etwas zu sagen. Während es bei jamaikanischen (und leider auch deutschen Bands) oft nach Klischee klingt, wenn "Burn Babylon"-Schubladen geöffnet werden, ist es hier authentischer. Tiken Jah Fakoly stammt von der Elfenbeinküste. Er prangert auf Französisch und Dioula die Zustände in seiner Heimat an, legt den Finger in die Wunden dieser Welt und erhebt ihn zugleich. Dabei gerät das Ganze jedoch nicht so theatralisch-politisch, wie es z.B. oft bei Mutabaruka der Fall ist. Das gelingt alleine schon gar nicht durch die netten Rootsreggae und leichten Dancehallbeats, mit denen die Texte transportiert werden. Verantwortlich zeichnet hier die erste Garde jamaikanischer Roots-Musiker: Sly & Robbie, Earl "Chinna" Smith und Tyrone Downie, der zugleich Produzent des Albums ist. Zusätzlich bekommt Tiken Jah Fakoly prominente Unterstützung von U-Roy (bei "Justice" und "Missiri") und Anthony B ("On A Tout Compris (Mangercratie)"). Hochkarätig besetzt also! Im Hintergrund werden die Titel durch netten Backgroundgesang der alten Rootsreggae-Sorte ergänzt. Afrika trifft auf Jamaika und vereint sich zu einer richtig schönen Melange. Wolfgang Zwack ließ sich im Augustheft des WOM-Journals dazu hinreißen, den Longplayer als "Anwärter für das Reggae-Album des Jahres" zu küren. Mag das auch ein klein wenig zu euphorisch sein, fällt das Album auch für mich eindeutig aus der Masse an anderen Releases heraus und hat einen extradicken Tipp verdient. Mit Alben von Alpha Blondy und Lucky Dube, um zwei afrikanische Superstars zu nennen, hält es allemal mit und überflügelt sie gelegentlich sogar! Als Anspieltipp sei euch "Y'en A Marre" ans Herz gelegt. Der Tune lässt einen nicht mehr los und hat sich auch bei mir seit dem Summerjam genüsslich als Wurm in meinem Ohr niedergelassen.

Karsten Frehe

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