Babylon
Circus
"Dances Of Resistance"
(Yelen - 2004 & Skycap Records/Rough Trade - 2005)
Es gab immer mal
wieder Phasen in meinem bisherigen Leben, in denen ich mich geärgert
habe, dass ich Französisch in der Schule uncool fand oder einfach
nur zu blöd dazu war. Mit den paar Brocken im Kopf stolpert es
sich eher gegen Sprachbarrieren als in einen Fluss des Verständnisses.
Eine dieser Phase ist gerade jetzt, denn ich habe Babylon Circus für
mich entdeckt. Und da die nun mal aus Frankreich kommen und meist französisch
singen, kratzt sich mein Hirn am Kopf und ich äußere mich
zu den Lyrics nur vorsichtig, indem ich auf die politisch linken Texte
verweise. Das folgere ich aus den verständlichen Sprachfetzen,
die zu mir durchdringen, den wenigen englischen Passagen, dem Drumherum
(Titel, Haltung) und dem Begleitinfo, dass sich sehr spannend liest.
Babylon Circus wirkt nicht nur wie ein Kolektiv sondern ist sprichwörtlich
auch eins. Alle leben sie in der Nähe von Lyon auf einem Hof zusammen,
hörte ich kürzlich. Klingt ganz so, als ob hier ultralinke
Ideen am Start sind. Schön zu hören, dass es so etwas überhaupt
noch gibt. Ihre Bühnenshows, von denen ich die erste persönlich
anvisierte beim Summerjam 2003 wegen Regen und Stau verpasst habe, sollen
spektakulär sein. Neben quirliger Musik, mischen sich Performanceelemente,
Clownerie - halt Circus - in die Auftritte. Musikalisch gibt es die
volle Packung aus osteuropäischem Folk, Reggae, Ska mit Punkattitüde
und und und. Dazwischen, wie z.B. bei der "Interlude Barbare",
gibt es kleinere, musikalische Circuspassagen zu hören, die mich
an Trio Bagatelli erinnern. Ein buntes Treiben also - elektrisierend,
ein klein wenig nostalgisch und kämpferisch zugleich! Wer sich
einen Eindruck verschaffen möchte, möge UNBEDINGT auf der
trickreich und liebevoll gemachten Website der Band vorbeischauen: www.babyloncircus.net
Karsten Frehe