Kabaka Pyramid & Tanya Stephens, Fabrik, Hamburg, 27.10.15

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Kabaka Pyramid & Tanya Stephens

Die Fabrik in Altona ist doch immer wieder ein herrlicher Ort, um Konzerte zu sehen. Man fühlt sich heimisch, die Bands sind nicht weit weg auf einer überhöhten Bühne und der Sound ist prima. Klasse Ort für jede Art von Konzerten. So auch immer wieder Reggae.

Kabaka Pyramid stand heute zusammen mit seiner Band The Bebble Rockers als erster Artist auf der Bühne. Und, was soll ich sagen, hat sie nicht nur durch seine enorme Präsenz in Besitz genommen, sondern mit einer energiegeladenen Show mächtig abgefackelt. Muss ja gestehen, dass ich ihn bislang noch nie live erlebt hatte. Ein Fehler, denn er gehört neben Protoje und Chronixx zu der Speerspitze des Roots Revivals und nimmt einen sowohl mit seiner Person als auch durch seine extrem klugen Lyrics im Handstreich gefangen. Dabei bedient er alle gängigen Facetten – von Roots bis Dancehall – mehr als souverän. Klasse auch seine Band. Noch etwas schüchtern zwar, musikalisch aber pumpend und auf den Punkt.

Charismatisch und sympathisch zugleich führte Kabaka Pyramid durch ein Programm, das keine Wünsche offen ließ und immer wieder auch Lied-Passagen von anderen Reggaeartists, wie Peter Tosh, Bob Marley, Buju Banton, Sizzla und Damian “Jr. Gong” Marley ethielt. Schön auch die gesungenen Querverweise auf seine Weggefährten, wie Protoje und Chronixx, bei “The Revival”. Eine feine Geste, hört man jedoch seinen eigenen Output an klasse Tunes, hat er es eigentlich gar nicht nötig, derzeit bekannte Gassenhauer zu zitieren.

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Umbaupause. Schon im Backstagebereich stand Tanya Stephens im Dunkeln mit einer Sonnenbrille auf und wartete auf ihren Auftritt. Auf sie haben viele, vor allem weibliche Fans an diesem Abend gewartet – und das zu Recht. Ihr Werdegang ist sicher mit vielen Hürden garniert gewesen und doch hat sie es geschafft, sich in einem männlich dominierten Genre ordentlich Gehör zu verschaffen – auch heute war sie neben der Backgroundsängerin von Kabaka Pyramid die einzige Frau auf der Bühne der Fabrik.

Der Auftritt von ihr mit der Royal Roots Band schwankte für mich jedoch in Sachen Präsenz, auch wenn ihr Gesang wie immer zauberhaft war. Während die Vorband ein nahtloses Programm abgeliefert und damit das Publikum auf jeden Fall eingefangen hat, machte sie etliche Pausen, um mit recht seichten Ansprachen über die Übel der Welt, dusselige Kerle und die Kraft der Liebe etc. das Publikum zu belehren. Hätte so nicht sein müssen, denn alle Anwesenden waren in Tanzlaune. Zudem hat sie fast durchgängig auf ruhigere Tunes gesetzt, die beim Publikum das Tempo herausgenommen haben. Zu merken war dies, als sie mit ihrer Band am Schluß des regulären Teils der Show “It’s A Pitty” spielte und alle Anwesenden wieder eingfangen hatte. Klasse war jedoch die Zugabe, da ziehe ich meinen virtuellen Hut, als sie ganz alleine auf der Bühne auf Zuruf vom Publikum gewünschte Titel acapella vortrug. Ganz ohne Band kann sie das, aufgrund ihrer enormen Erfahrung und eines vielseitigen Repertoires, sehr sympathisch und spontan leisten.

Text: Karsten Frehe, Fotos: Jonas Schaul, Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.