Unterschätztes Genie: Donald Willis aka DONIKI – ein Nachruf

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Nachruf Donald Willis aka DONIKI (11.08.1966 – 05.06.2016)

Gäbe es eine Auszeichnung für Jamaikas meist unterschätzten Künstler, er hätte sie mehr als verdient: Donald Willis aka Doniki. Leider könnte selbige nur noch posthum verliehen werden, denn der Mann mit der schmeichelnden Stimme verstarb Anfang Juni in seiner Heimatstadt Kingston.

Einen angemessenen Nachruf zu formulieren, fällt schwer. Nicht nur, weil sein Schaffen so vielseitig war, dass es fast unmöglich ist, alle dessen Facetten und Produkte adäquat darzustellen, sondern auch, weil er mich bei unseren wenigen Treffen tief beeindruckt hat mit seiner starken und zugleich äußerst sanftmütigen Persönlichkeit.

Musik war sein Leben, das kann mit Sicherheit gesagt werden. Auch wenn er als Solo-Künstler nie den großen internationalen Durchbruch hatte, veröffentlichte er weit über 250 Titel, 3 Alben und 4 Videos.

Seine eindrucksvolle Begabung begann sich mit seinem Eintritt in die Denham Town High School  zu entfalten, und als er diese im Alter von 16 Jahren verließ, fasste er eine Zukunft im Musikgeschäft fest ins Auge. Zunächst begleitete er eine zeitlang das Romantic Soundsystem, bevor er mit dem berühmten Killamanjaro Set auftrat. 1982 nahm er seinen ersten Titel namens “She Give Me Icky” für Mikey Tomlinson auf, der zum Namensgeber für seinen Künstlernamen wurde (Don + Icky = Doniki). Mit Mentoren wie Johnny Osborne und Bunny Wailer entwickelte er seinen eigenen Stil weiter, bevor er im Zusammenschluss mit Steady Ranks erste Erfolge bei Star Trail Productions mit Songs wie “Trod On” und “Jump Nyahbinghi” hatte. Das Duo wechselte auf Empfehlung von Garnett Silk zum Ochi-Label Kariang, was 1997 in der Veröffentlichung des gemeinsamen Albums “Come To Give Praises” sowie zahlreichen internationalen Auftritten resultierte.

Donikis Begeisterung für authentische Roots-Musik führte ihn zu weiteren Kollaborationen wie die mit Anthony B (“Break Free”). Er wandte sich aber auch verstärkt dem Songwriting zu und verhalf zahlreichen Künstlern, darunter zum Beispiel dem Franzosen Pierpoljak und dem Niederländer Rapha Pico, aber auch Landsmännern wie Everton Blender, Iba Mahr und Max Romeo zu Hits, sei es durch das Schreiben der Lyrics, der Melodien oder das Arrangieren der fertigen Stücke.

Doniki

Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Doniki Music

2006 veröffentlichte er sein Debut-Album namens “Radical Expressions”, das in Jamaika begeistert aufgenommen wurde. Neben seiner eindringlichen Stimme und einem unglaublichen Gefühl für harmonische Melodien sind es vor allem seine Texte, die aufhorchen lassen. Titel wie “Gully Bank”, “Life Of The People” oder “Kingston”, die im Tuff Gong Studio von Roland McDermott aufgenommen wurden, reflektieren auf kritische Art und Weise den rauen Alltag in den Kingstoner Ghettos Trench Town und Waterhouse, wo er sein gesamtes Leben verbrachte. Wie sehr seine Musik zu berühren vermag, verdeutlicht ein Kommentar auf seiner Homepage: “The songs coming from Doniki reflect the truth and love for the livity within the music. Rooted and grounded reggae music I’ll say.”

Nachdem er sich eine Auszeit genommen hatte, um voll und ganz für seine zwei Söhne in Jamaika da zu sein, begann er 2014 wieder mit Aufnahmen für verschiedene Produzenten weltweit. Erst kürzlich nahm ihn Tad’s Record Inc. unter Publishing-Vertrag.

Sein plötzlicher Tod erschüttert Freunde und Familie, denn er war trotz oder gerade wegen seiner zurückhaltenden Art hoch angesehen. Doniki engagierte sich stets in und für seine Nachbarschaft, schenkte den Suffarahs in seinen Texten Gehör und ließ sich nie in Gewalt oder unlautere Geschäfte verwickeln. Die sanfte, aber hartnäckige Forderung nach Gerechtigkeit, sein unvergleichliches Talent im Komponieren und Texten sowie seine einzigartige Stimme werden der Musikwelt fehlen. Doniki hinterlässt vier Kinder (davon zwei Söhne, um die er sich als allein erziehender Vater gekümmert hat) und seine deutsche Frau.

Text & Titelfoto: Gardy Stein

Homepage: www.doniki.net

About Gardy

Gemini, mother of two wonderful kids, Ph.D. Student of African Linguistics, aspiring author...