Exco Levi, Ammoye, Steele, Kafinal & Sonia Collymore, Hard Rock Cafe, Toronto, 29.7.16

Ammoye

Wer Toronto noch nicht kennt, hat die Stadt bestimmt nicht unbedingt in Sachen Multikulti auf dem Schirm. Doch weit gefehlt, denn überall ist der Einfluss vieler anderer Kulturen deutlich zu spüren. Neben diversen Vierteln, wie etwa Little Italy und China Town, in denen die Kultur aus der verlassenen Heimat sichtbar präsent ist, prägt na klar auch die Musik die Stadt.

Die Caribbean Community ist eine der größten in der Gegend. Vor allem in den 60er Jahren zog es viele Menschen aus der Karibik – und hier insbesondere Jamaika – in die Gegend. Kanada suchte damals offensiv nach Arbeitskräften und viele Menschen folgten dem Aufruf. Diverse Restaurants, Läden, Events und vor allem Menschen zeugen auch heute noch von einer lebhaften Gemeinschaft. Seit einigen Jahren gibt es mit G 98,7 FM auch den passenden Radiosender dazu.

Genau dieser Sender hatte am 29. Juli in das Hard Rock Cafe, Downtown Toronto, eingeladen. Sicher aus unserer Sicht ein eher unerwarteter Ort für eine Reggaeveranstaltung, doch so sind halt die Unterschiede zwischen den Reggae-Communities.

Auf der Bühne standen mit Exco Levi, Ammoye, Steele, Kafinal und Sonia Collymore einige der namhaftesten Acts der Szene. Viele von ihnen mit etlichen Juno-Awards-Nominierungen und/oder gar Erfolgen in der Tasche. Es war also viel zu erwarten.

Sonia Collymore eröffnete den Reigen, gefolgt von Ammoye. Bei insgesamt fünf Artists war es schon etwas verwunderlich, warum gerade den beiden Damen die Aufgabe zuteil wurde, den Anfang zu machen. Vor allem auch deswegen, weil beide eine saubere Performance hingelegt haben. Energiegeladen und stimmlich großartig legten beide Sängerinnen die Latte für die nachfolgenden Acts sehr hoch. Hier stach insbesondere Ammoye hervor, die, begleitet von der sehr charmanten Natasha Henry, sehr symathisch und präsent das Publikum in ihren Bann zog. Gerade erst ist ihr Video zu “Sorry” erschienen, das ihr im Irie Ites-YouTube-Channel sehen und hören könnt.

Nach den beiden Damen fing mit Kafinal und Steele der männlich dominierte Teil des Abends an. Während Steele als klassischer Reggae-Crooner vor allem ein auf die Damen zugeschnittenes Programm hingelegt hat, konnt Kafinal ganz und gar nicht überzeugen – weder stimmlich, noch von seiner Bühnenpräsenz her. Schlapp! Kaum zu glauben, dass er den Juno-Award im letzten Durchgang für sich entscheiden konnte.

Das Finale bestritt Exco Levi, der ja auch hierzulande vor allem durch seine Kooperation mit Silly Walks einen wohlklingenden Namen hat. Er knüpfte an die Professionalität und Wucht der beiden Damen an. Bei seinem Auftritt ging es ganz und gar um Rootsreggae, was in der Location – zumindest aus meiner Sicht – etwas deplatziert wirkte. Ein Hard Rock Cafe stellt für mich persönlich nicht ein ideales Setting für gesellschaftskritische Botschaften dar, egal ob in Los Angeles, Barcelona oder Toronto. Dennoch: großer Respekt geht raus an Exco Levi für einen guten Auftritt.

Text & Fotos: Karsten Frehe

Ammoye & Natash Henry

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Exco Levi

Exco Levi

Sonia Collymore

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.