Overproof Soundsystem “Pull It Up” (Collision/Echo Beach)

Overproof Soundsystem
“Pull It Up”
(Collision/Echo Beach – 2012)

Roberto Cimarosti und Brian Nordhoff, die Masterminds des Overproof Soundsystems und der Groove Corporation (GCorp) aus Birmingham, haben sich Zeit gelassen! Drei Jahre haben sie am neuen Album herumgeschraubt. Das Resultat ist dick geworden. Dabei werden, wie zu erwarten ist, immer wieder Genregrenzen spielerisch überwunden. Mag sein, dass der eine oder andere Purist hier die Nase rümpfen mag. Open minded people werden jedoch mehr als nur ein wenig auf ihre Kosten kommen, zumal dann, wenn sie gerne das Tanzbein schwingen oder einfach nur mit den Backen wackeln wollen. “Dancehall, Dub und Pop” werden treffsicher in der Info zum Album als musikalische Eckpunkte genannt. Und genau das macht gleich der Opener “Jump Up” klar. Hier wird nicht gekleckert, sondern mit dicken, tanzbaren Beats geklotzt. Dub meets Dancehall meets Worldbeat meets was auch immer! Wer klarere Zuordnungen mag, wird ebenfalls gut bedient. So gibt es – na klar – den typischen UK-Steppers zu hören. Den von der frischeren, nicht in zu viel Ganjasmoke geräucherten Sorte. Elegant eben, wie nun mal das Overproof Soundsystem (und auch die GCorp) eigentlich immer ans Werk geht. Zudem gibt es Downbeat und Reggae auf die Ohren. Von abgedroschenen Klischees befreit und mit Fokus auf eingängiger Tanzbarkeit. Als Highlight gibt es den „King Step” feat. Messenger Douglas on top! Wer da noch still sitzen kann, sollte zum Doktor gehen…

Karsten Frehe

Hochprozentiges Gebretter. Allerdings – vielen könnte der Name Overproof Soundsystem nicht mehr geläufig sein: Seit dem Debütalbum „Nothing to prove“ (2004) ist geraume Zeit verflossen, in der das Kollektiv nicht gerade hektische Aktivität an den Tag gelegt hat. Vielleicht hallt bei manchen Fans noch „Watch what you put inna (you Rizla)“ nach? Das war der dickste Club-Banger des OS. Wer sich nun „Pull it up“ zu Ohren führt, mag monieren, dass so viele Jahr ungenutzt verstrichen sind. Der Neuling macht richtig Laune. Das OS-Kernquintett, in dem zwei Mitglieder der Groove Corporation vertreten sind, beherrscht bombiges Wummern. Egal ob Reggae oder dezenter Dancehall, die Riddims stupfen Lauscher und Muskulatur. Einzig das akustisch angehauchte „War must cease“ bietet eine Entspannungspause. Dub, nur einmal vertreten, kommt etwas kurz. Die übrigen clubbig-rootsigen Steppers- und Dancenummern auf „Pull it up“ versetzen Hirn und Beine dafür sehr nachhaltig in schubvolle Schwingung. Druck, Gesang und Melodien verbrüdern sich galant!

Jürgen “Reggaedoctor” Schickinger