Cornell Campbell
“I Man A The Stal-A-Watt”
(17 North Parade – 2019)
Ein Mann, der mit einer unglaublich schönen Stimme gesegnet ist: Cornell Campbell. Mittlerweile ist er 73 Jahre alt und weiß immer noch, wie er seine Stimmbänder vorzüglich einsetzen kann. Das bewiesen u.a. die Veröffentlichungen von “My Roots Girl” bei Med Tone Records (2017) und das Remake “Queen Of The Minstrells” unter der Regie von Aldubb (One Drop-Music, 2014). Der gute Mann kann singen – und wie.
17 North Parade würdigt auf der vorliegenden Compilation “I Man A The Stal-A-Watt” sein Schaffen von den frühen 70er bis Anfang der 80er Jahre. 32 Tracks wurden zusammen gesammelt und von Pete Norman neu gemastert. Sicher kann man das ganze Paket auch mühsam auf verschiedenen Alben und Compilations finden – praktischer kommt da allerdings die jetzt vorliegende Veröffentlichung um die Ecke.
Der Reigen beginnt mit dem wunderbaren Song “The Investigator”, der die gesanglichen Qualitäten des Ausnahmekünstlers bestens vereint hat. Dabei fällt vor allem sein schöner Falsett-Gesang auf, den man so selten in der Reggaegeschichte zu hören bekam bzw. bekommt. Und es geht in Sachen Qualität nahtlos weiter: “Undying Love”, “The Stal-A-Watt”, “Boxing Around”, “Rasta Come From Jail”, “Jah Jah Me Horn Yah”, “The Gorgon”, “Mash You Down”, “Dance In A Greenwich Farm” und viele andere, gute und vor allem zeitlose Tunes aus seinem Schaffen werden dicht an dicht auf den geneigten Fan abgefeuert. Großartig!
Als Musiker zeichnete die erste Garde jamaikanischer Künstler der damaligen Zeit für die Riddims verantwortlich. Neben The Aggrovators und den Joe Gibbs’ Professionals waren auch The Revolutionaries am Werk. Gemixt wurde bei King Tubby. Was will man also mehr?! In Sachen Rootsreggae präsentiert “I Man A The Stal-A-Watt” ein Lehrstück – mit grundsoliden und virtuos eingespielten Riddims, einer inhaltlichen Vielfalt und der charakteristischen Stimme von Cornell Campbell.
Karsten Frehe
Pssssst ! Ich sag das jetzt nur ganz leise, weil ich mir schon langsam vorkomme wie der Reggaehater. Aber Falsette-Gesang empfinde ich als Provokation für meine Ohren.
Ganz schlimm : Sizzla
Aber komischerweise finde ich Cornell Campbell immer dann richtig gut, wenn er beim Dub kurz eingeschliffen wird. Da passt seine Stimme auch für mich richtig gut. Da entwickelt sie schon fast die selbe Magie, wie die Stimme von Prince Far I bei Dub.
Und das, obwohl ihre Stimmen wohl unterschiedlicher nicht sein könnten. Schon merkwürdig aber Reggae und Rastafari sind wohl innerlich genauso zerrissen wie ich und wahrscheinlich passt mir das auch genau deswegen alles so gut. Aber nix für ungut …. ein ganzes Lied im Falsett oder gar ne ganze Scheibe in dieser Frequenz
ist für mich eine Mission Impossible.
Bei Sizzla stimme ich dir auf jeden Fall zu. Und auch bei der Tatsache, dass ein komplettes Album in Falsett-Gesang anstrengend für die Ohren sein kann. Bei Cornell Campbell ist das bei mir persönlich zumeist anders – er geht mit seiner Stimme auch nicht ganz so weit nach oben, finde ich.