Two Tribes Volume Two (Agogo Records)

Two Tribes Volume Two
(Agogo Records – 2021)

Vor etwas mehr als zwei Jahren erblickte die Compilation “Two Tribes” das Licht der Welt. Die Musikauswahl kam verdammt gut an und so entschlossen Tobi Kirsch und Ubbo Gronewold, sich an ein zweites Kapitel zu machen. Die Grundidee war und ist dabei, zwischen den Kontinenten Europa und Afrika musikalische Brücken zu schlagen. Zwei “Stämme” kuscheln mit- und reiben sich aneinander. Ein musikalischer Blick auf eine positive Seite, die von der Globalisierung ausgeht. Mit insgesamt 14 Titel wird gezeigt, wie bunt kulturelle Vielfalt aufgefasst werden kann. In Zeiten von zunehmendem Nationalismus mit einhergehender Engstirnigkeit ist das ein willkommenes und gut gelungenes Projekt. Schön ist dabei, dass neben bekannteren Namen auch diverse Newcomer am Start sind. Das zweite Kapitel knüpft also nahtlos an den Vorgänger an und gibt sich dabei sogar noch eine Spur diverser.

Angesichts der dargebotenen Fülle, möchte ich an dieser Stelle ein paar ausgewählte Highlights der Compilation näher beleuchten. Mit dem Opener “Money Is The Curse” von The Kutimangoes geht der Reigen wuchtig los. Satte Bläsersätze treiben einen pumpenden Rhythmus voran, der irgendwo zwischen Jazz, Funk und Afrobeat angesiedelt ist. Die Band aus Dänemark hat von Anfang an afrikanische Klänge mit einer ganz eigenen, westlichen Vision verwoben und steht somit programmatisch für das Ansinnen der Veröffentlichung.

Direkt danach geht es eher traditionell zu. Onipa legt mit “Yenimno” Klänge aus ihrer Heimat in Ghana vor und reichert sie sehr dezent mit elektronischen Sounds an. Ein extrem tanzbares Gemisch ist so entstanden. Karthala 72 steuert mit “Heavy Revolution” einen exklusiven Tune bei. Äußerst psychedelisch ergänzen sie ihren Afrobeat-Sound mit härteren Gitarrensoli, die wirklich ein revolutionäres Gefühl entstehen lassen.

Mit “Nyatiti” legen Octa Push zusammen mit Alai K und Isaac Anyanga aus Nairobi einen schönen, ebenfalls exklusiven Clubtune vor, bei dem afrikanische Klänge auf moderne, äußerst warme und tanzbare elektronische Beats treffen. Die beiden Brüder aus Portugal haben bereits bei Soul Jazz und Soundway Senseless veröffentlicht. Unlängst wurde mit Combatantes einen eigenes Label gegründet. In eine vergleichbare, musikalische Richtung geht der Song “Voyaging Bird” von Guts feat. Jowee Omicil. Ein hypnotischer Rhythmus trifft auf fette Bläsersätze und Gesang. Toll!

Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass David Nesselhauf mit dem Track “Space Station” von seinem Album “Afrokraut II – The Lowbrow Manifesto” vertreten ist. Der in Hamburg lebende Bassist von Diazpora, The Drawbars und anderen Bands reichert ab und an auch den redaktionellen Teil hier bei IrieItes.de an. Seine Sound ist eine wilde Mischung aus Krautrock, Afrobeat und Funk. “Space Station” steht hier stellvertretend für die beiden, sehr interessanten “Afrokraut”-Alben, die bei Légère Recordings bislang erschienen sind.

Deutlich mehr im Jazz verhaftet ist das Afrodyssey Orchestra aus Athen. “Soil Festivities” von ihrem Album “Under The Sun” ist Teil dieser Compilation. Das Konzept der Band besteht darim, westafrikanische Rhythmen mit der Musik der Welt zu vereinen. Im Zentrum steht dabei der Jazz.

Bereits beim ersten Kapitel hat ein deutscher Dubproduzent bei einem Track Hand angelegt. “Damals” war es Aldubb, der Blay Ambolleys Tune “Walk For Ground” ins Dub-Universum katapultierte. Ein zeitloser, faszinierender Remix, der etliche Musiknerds in seinen Bann gezogen hat. Auf “Two Tribes Volume Two” ist es Dr. Markuse, der den Track “Strange Heat” von Wanubalé gedubbt hat. Dr. Markuse aka Markus Dassmann ist u.a. der Kopf der Senior Allstars und fühlt sich seit einer halben Ewigkeit im Reggae bzw. Dub zuhause. Seine Bearbeitung der Vorlage von Wanubalé bekommt durch das Verwenden von etlichen Effekten eine neue psychedelische Dimension.

Die genannten Tunes stellen eine Auswahl dar, die mir persönlich am Herzen liegt. “Two Tribes Volume Two” hat noch einige andere, interessante Perlen zu bieten. Ein Hinhören lohnt sich auf jeden Fall. Für Vinyl-Liebhaber*Innen gibt es die Compilation auch auf einer hübsch verpackten Doppel-LP.

Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.