Konzertfotografie damals….
Während es heute üblich ist, dass bei Konzerten jeder mit dem Handy brauchbare Fotos und Videos erstellen kann und die Künstler hinter einem Wald von leuchtenden Displays gesucht werden müssen, brauchte man damals wenigstens ein Grundwissen in Fotografie und eine teure Kameraausrüstung, um gute Fotos machen zu können. Die erste Band die ich fotografierte waren 1987 Misty in Roots in der Zeche Bochum. Da ich für meine Freunde und mich Bilder machte, war es immer mit einer gewissen Unsicherheit verbunden, ob man mit der Spiegelreflexkamera überhaupt in die Konzerthallen gelassen wurde. Meistens ließen mich die Ordner durch, da ich damals ohne Blitz fotografierte. Daher war es immer wichtig, einen entsprechend empfindlichen Film zu benutzen und wenn die Lichtverhältnisse es nicht zuließen, musste die Empfindlichkeit gepusht werden, was aber auch immer zu grober auflösenden Fotos führte. Trotzdem war es oft so, dass von dutzenden Bildern nur ein Bruchteil für eine Veröffentlichung brauchbar war. Besonders in kleinen Clubs, wie dem Kir, der „Werkstat 3 und dem LOGO in Hamburg war das eine besondere Herausforderung.
Als ich im Sommer 1988 nach Hamburg zog, war es schon eine Gewohnheit geworden, die Kamera mitzunehmen, auch um meine Freunde aus Bochum an den Konzerten teilhaben zu lassen. Beim Konzert von Ini Kamoze und Jamaica Papa Curvin im Oktober 1988 wurde ich von einem Redakteur der Zeitschrift „Dread“ angesprochen und ich begann für das Magazin zu fotografieren. Dadurch wurde es deutlich leichter an den Ordnern vorbeizukommen, aber ich musste auf Schwarz-Weiß-Fotos umstellen, da es damals zu teuer war, Farbfotos in einem Fanzine zu drucken. Erst als ich eine zweite Kamera anschaffte, konnte ich beide Formate bedienen und war dafür mit zwei schweren Kamerataschen unterwegs. In der Zeit gab es jeden Monat mehrere Konzerte von jamaikanischen und englischen Artists und auch aus Deutschland gab es immer mehr gute Acts. Leider wurde „Dread“ Ende 1990 eingestellt und es wurde immer schwieriger mit der Kamera Einlass in die Konzerte zu bekommen. Was bleibt ist ein schönes Archiv an Konzertfotos mit vielen Reggae-, Ska- und Indiebands und viele Erinnerungen an tolle Konzerte.
Peter Stutz
Du meine Güte! Fabelhafte Aufnahmen! So viele schöne Erinnerungen an eine Zeit großartiger Konzerte!
Die Fotos in der DREAD und das Magazin selbst waren sehr wertvoll und qualitativ ein neues Level nach dem ersten deutschen Reggae-Magazin “TRENCHTOWN”, die sich mit sehr wenig Möglichkeiten auch sehr viel Mühe gegeben haben. – Bildmaterial meiner Stars waren vorher nicht vorhanden und Hintergrund-Infos super selten, da gab´s nur Rodigan´s Rockers auf BFBS. Merchandise? – Selbstgebasteltes an Verkaufsständen und … Bob Marley rauf und runter. Das war´s so ziemlich. Um mich zu “outen”, habe ich meine Lieblings-LP-Cover auf zahlreiche T-Shirts drucken lassen …
Ganz herzlichen Dank an Peter Strutz (sehr viele Ausrufezeichen)
Moin Tom,
danke, für deinen Kommentar! Es war damals wirklich schwierig, Informationen über die Reggaeartists zu bekommen und wenn ich heute meine alten Plattenkritiken im “Dread”-Magazin lese, ist es mir schon ein wenig peinlich, wie wenig Ahnung ich hatte. Bei meinem ersten Reggaekonzert mit Junior Murvin, hatte ich den Gitarristen der Wailers erwartet :). Es war trotzdem eine tolle Zeit und es hat viel Spaß gemacht, sich die Reggaekultur Stück für Stück zu erschließen.