Micha
(Irie Ites):
Reggaebands sind leider eine nicht sehr häufig anzutreffende
Erscheinung im doch eher provinziell geprägten Nord-/Osthessen.
Umso erfreulicher, dass sich in den letzten 3,5 Jahren
ausgerechnet in der Bistumsstadt Fulda eine Gruppe junger
Menschen zusammengefunden hat, um eben diesen Musikstil
mit wachsendem Erfolg zu betreiben. Wie kam es damals
zur Bandgründung und welche Entwicklung hat sie bis
zu ihrer heutigen Form durchgemacht?
Densen
(Mighty Vibez):
Angefangen hat alles damit, dass Paul und ich unseren
Sänger Mishah auf einem Konzert kennen gelernt haben.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir alle drei kein festes Band-Projekt.
Paul und ich hatten uns gerade von anderen MCs getrennt,
mit denen wir bisher zusammen HipHop-Musik gemacht hatten
und Mishah war immer noch solo unterwegs.
Wir verstanden uns sofort sehr gut und zwei Tage später
trafen wir uns zu einer gemeinsamen Session, wobei direkt
der erste Tune entstand. Einige Wochen später hatten
wir den ersten Auftritt zu dritt mit Riddims aus dem PC.
Bei einem lokalen Bandabend im Fuldaer „Kreuz“ trafen
wir auf eine Ska-Band, in der Mishah einige Zeit mitwirkte,
die Lost Gigs. Da sie von unserem Auftritt und den neuen
Songs sehr angetan waren, kamen wir ins Gespräch
und machten erste Probetermine. So gründeten sich
die Mighty Vibez.
Micha (Irie Ites):
Der typische Mighty-Vibez-Sound ist eine mitreißende
Kombination der Stile Reggae, Dancehall, Ska und Hiphop
- durchgängig vor Kraft und Lebensfreude geradezu
überschäumend. Wie kommt ihr zu diesem Sound,
was ist eure Motivation, was sind eure Vorbilder/Einflüsse?
Paul (Mighty Vibez):
Der typische Mighty-Vibez-Sound ist einfach eine Mischung
der Musikrichtungen die wir selbst gerne hören.
Keiner von uns ist nur auf Reggae versteift, vielmehr
kommen die Einflüsse aller Bandmitglieder zusammen.
Da gibt es halt vom Jazzer bis zum Hip Hoper alles und
dies prägt unsere Musik.
Auch glaube ich, dass wir alle viel zu gerne feiern und
deswegen viel auf „tanzbare Musik“ setzen. Klar gibt es
auch ruhigere Stücke und rootsige Parts, doch live
steht bei uns die Party im Vordergrund. Wir wollen einfach
mit dem Publikum zusammen Spaß haben und das spiegelt
glaube ich die Kraft und Lebensfreude wider. Die Vorbilder
und Einflüsse sind – wie gesagt – zu verschieden,
um sich hier fest zu legen – unser Name ist Programm!
Micha
(Irie Ites):
Ihr betont immer wieder eure Verwurzelung in
der Region Fulda ("Straight outta Fulda Ciddy").
Was hat es für euch bedeutet, eben nicht in progressiven
Metropolen mit einer hohen Dichte an Gleichgesinnten,
sondern im eher konservativen Fulda mit Reggaemusik an
den Start zugehen?
Mishah
(Mighty Vibez):
Wir
haben uns alle in Fulda kennen gelernt und wohnen auch
zum größten Teil noch hier.
Natürlich ist Fulda bezüglich der Musikszene,
der Club und der Konzerte sehr überschaubar. Dies
hat sowohl Vor- als auch Nachteile, wobei es für
uns – so glaube ich – vom großen Vorteil war. Es
ist eben viel einfacher in einer kleinen Stadt an Auftritte
zu kommen und Leute zu erreichen, als in großen
Städten, die ein sehr großes Angebot an Bands
und Veranstaltungen anbieten und somit ein großer
Konkurrenzkampf existiert. In Fulda ist das etwas entspannter.
Man kennt und respektiert sich in der Musikerszene und
plant auch mal ein Konzert gemeinsam mit Bands, die einen
ganz anderen Stil haben. Da ist Fulda doch sehr „open
minded“. Allerdings haben wir auch schnell angefangen
außerhalb zu spielen, da wir zwar Musik aus Fulda,
aber nicht ausschließlich für Fulda machen.
Micha
(Irie Ites):
Mishah
ist aktuell auf der Riddim-Selection zum Give Thanxs Riddim
von Culcha Candela zu hören. Wie kam es zu dieser
Zusammenarbeit, wo ihr sonst komplett auf eigene Riddims
setzt? Wie ist das Feedback zu dem Tune?
Densen
( Mighty Vibez):
Wir haben 2005 mal einen Support-Gig vor Culcha Candela
in Fulda gespielt. So lernten wir die Jungs etwas näher
kennen. Mr. Reedo war sehr angetan von uns und so blieben
wir in Kontakt.
Als die Jungs dann vorhatten den Riddim als Selection
rauszubringen, fragten sie auch Mishah, ob er Bock hat
etwas beizusteuern. Von der Aufnahme bis zum Release vergingen
allerdings fast anderthalb Jahre, so dass die Selection
meiner Meinung nach etwas untergegangen ist. Daher gab
es bisher auch kein besonderes Feedback für den Tune.
Micha
(Irie Ites):
Seit einiger Zeit spielt ihr in wechselnder Besetzung
an der Gitarre. Der ehemalige Gitarrist Jonas ist ausgestiegen.
Gibt es für Ihn mittlerweile einen festen Ersatz?
Jonas stand für den Ska-Part in der Band, inwieweit
beeinflusst dieser Wechsel euren Stil?
Paul (Mighty Vibez):
Es hat zwar etwas gedauert, aber wir haben mit Norman
einen super Ersatz gefunden. Norman wohnt zwar wie unser
Basser Lucas in Köln, aber es funktioniert hervorragend.
Zwar treten wir auch immer noch ab und zu mit „Vertretungen“
auf – so auch am 3.11. – aber Norman ist seit dem Frühjahr
fest dabei. Jonas konnte leider nicht weiter machen, da
ihn sein Studium zu sehr in Anspruch nahm und er sich
darauf konzentrieren musste. Wir alle wissen, dass ihm
das noch heute sehr nahe geht, da er ein sehr wichtiger
Part in der Band war und noch immer ein guter Freund der
Band ist.
Es ist wahr, dass Jonas die Ska-Songs gesungen hat, allerdings
haben wir noch immer Ska-Elemente in einigen Stücken,
da dies auch ein Teil unserer Wurzeln ist und auch unseren
Sound ausmacht.
Micha (Irie Ites):
Wie entstehen bei Euch Tunes? Habt Ihr ein Schema? Erst
Riddim, dann Lyrics oder wie geht Ihr vor? Und wer schreibt
die Songs und entscheidet darüber; bei einer Bandgröße
von 10 Personen ist es doch sicher nicht so einfach Entscheidungen
basisdemokratisch zu treffen?
Mighty Vibez:
Die
Songs entstehen meist völlig unterschiedlich. Teilweise
sind es noch immer Riddims aus dem PC, die als Vorlage
benutzt werden. Mal schreibt Mishah einen kompletten Tune,
den wir dann arrangieren, aber auch unser Bassist und
unser Keyboarder haben einige der Riddims geschrieben.
Wenn eine Idee vorhanden ist, jammen wir meist einfach
nur drauflos, jeder bringt sich auf seine Weise ein.
Es gab eigentlich nie Probleme sich auf ein Arrangement
zu einigen, mit dem alle zufrieden sind.
Micha
(Irie Ites):
Momentan arbeitet ihr am neuen Album, welches im Winter
erscheinen soll. Kommt ihr gut voran? Wann ist das angepeilte
Release-Date? Und was können die Fans erwarten?
Misha
(Mighty Vibez):
Also erstmal wird das bis zum Winter nichts.
Wir sind mit den Aufnahmen fertig, allerdings dauert es
noch bis die Scheibe gemischt wird, da unser Produzent
„Umberto Echo“ a.k.a Philipp Winter noch einige andere
Projekt abschließen muss, ehe er sich unserer Scheibe
widmen kann. Bis sie gemixt, gemastert und gepresst ist,
kann es gut bis Februar dauern.
Erwarten können die Fans ein Album in unserem gewohnten
Stil, allerdings mit viel fetterem Sound und etwas verspielter
als auf unserem ersten Album „open minded“.
Der Name steht mit „we comin’ around“ auch schon fest
und viel mehr wird noch nicht verraten. :)
Micha
(Irie Ites):
Was ist in den kommenden Monaten neben dem Album-Release
geplant? Gibt es eine Releaseparty oder Tour? Mit welchen
Artists möchtet ihr in Zukunft zusammenarbeiten?
Densen(Mighty Vibez):
Derzeit bauen wir alles um. Es wird ein komplett neues
Design für die Mighty Vibez geben.
Darunter auch eine neue Homepage - also nicht wundern,
wenn wir derzeit nur unter Myspace zu finden sind. Auch
werden wir intensiv proben, noch einige neue Songs machen
und an unserer neuen Live-Show arbeiten.
Schön wäre es natürlich eine kleine „Wochenend-Promo-Tour“
zum neuen Album zu machen. Wir arbeiten daran dies auch
neben der ganzen Promotionarbeit zu organisieren. Natürlich
wäre da ein Bookingvertrag eine große Hilfe,
da bisher alles auf unseren Schultern lastet und natürlich
auch jeder seinem normalen Job nachgehen muss.
Micha (Irie Ites):
Am 3.11 tretet ihr neben Ganjaman, Volkanikman, Don Sharicon,
Hans dem Kleingärtner und Irie Ites auf dem CHAR-REGGAE-ITY
Benefizfestival in Kassel auf. Welchen Bezug habt ihr
zu dem dahinterstehenden Projekt und dessen Anliegen?
Misha
( Mighty Vibez):
Wir
finden solche Projekte sehr wichtig und haben großen
Respekt vor den Leuten die sich dafür einsetzten
etwas zu bewegen. Es ist nicht das erste Mal, dass wir
auf einer Benefiz-Veranstaltung auftreten und es wird
auch sicherlich nicht das letzte Mal sein. Des Weiteren
haben wir schon lange nicht mehr in Kassel gespielt und
lassen es uns natürlich nicht nehmen an diesem Abend
mit solch guten Künstlern und Musikern zusammen aufzutreten.
Micha
(Irie Ites):
Euer Schlusswort an die Massive dort draußen....
Mighty
Vibez:
Danke für den dicken Support, den wir von Euch bisher
bekommen haben. Seid gespannt auf das nächste Album
und kommt vorbei am 3.11. oder dann wenn wir bei Euch
in der Gegend spielen, denn: we comin’ around !!!
Interview:
Michael Volkmar (10/2007)
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