Marc Dubiterian


Gerade erscheint eine umfangreiche 7 Inch-Selection auf deinem Label Dubiterian featuring Natty King, Fitta Warri, Ras McBean, Naptali The Great, Rebellion The Recaller. Den „Dub Land Riddim“ hast du sehr warm und eher sanft als One Drop-Riddim in Szene gesetzt. Hast du eine Vorliebe für Rootsreggae oder geht es, wie beim „30 Heads Dub“ für das brasilianische Digitaldubs-Soundsystem und Label, ab und an auch mal in die Steppers-Richtung oder gar in die Dubstep-Ecke?

Trotz meiner Liebe zur Rootsreggae-Musik mit One-Drop Riddims, werden meine nächsten Produktionen eher zu Steppers Dub tendieren. In die Dubstep Richtung wird bei mir erstmal nix passieren, ich bleibe bei Rastafari.

Wie hast du die Artists für die aktuelle Selection ausgewählt? Hast du da bestimmte Kriterien im Kopf?

Ich arbeite gerne mit Sängern die „conscious“ und „rastafarian“ Texte schreiben. Artists die über die Wahrheit singen und eine positive Botschaft ausrichten. Mit Naptali, Ras MacBean und Rebellion the Recaller hatte ich bereits gemeinsame Auftritte in Deutschland, Österreich, Slowenien und Ungarn. Der Kontakt mit Fitta Warri, mit dem ich schon mehrere Tunes produziert habe, entstand über Jahsouljah Records, und mit Natty King über Roots Messenger in Hamburg.

Interessant finde ich, dass Ras McBean auftaucht. Ich habe ihn zuerst über Aufnahmen von Irie Ites Records aus Frankreich kennen gelernt. Wie kam der Kontakt zustande?

Der Kontakt zu Ras MacBean kamm im Mai 2006 in Salzburg über Milan „Soulfyah“ zustande. Soulfyah, der damalige Manager von RasMacBean und Spectacular, hat uns bekannt gemacht. Eine Woche später haben wir in München den Dub Pipe Riddim gevoiced. Im Januar 2007 haben wir weitere Tunes aufgenommen, wie z.B. „I shall not cease“ auf dem Dub Land Riddim, „Travelling Man“ auf dem 30 Head Riddim (Digitaldubs), und „Jah Bless it and Stretch it“ das 2009 veröffentlicht wird.

Du selbst spielst unter anderem die Melodica. Wie kam es dazu? Hat dich Augustus Pablo inspiriert?!?

Ja, Augustus Pablo hat mich sehr inspiriert und beeinflusst. Ich fand sein Instrument, die Melodica, immer sehr faszinierend. Als ich zum ersten Mal eine Melodica sah, wurde mir klar, was für ein Instrument er spielte. Seitdem spielte ich es täglich und versuchte meine Lieblings-Pablo-Dubs nach zu spielen. Dadurch dass ich seit dem 7. Lebensjahr Klavier spiele, war es nicht schwer Melodica zu lernen.

DUB ist für dich sehr bedeutend. Was interessiert dich an diesem Genre am meisten?

Es sind viele Aspekte, die mich in Dub interessieren. Dub passt am besten zu meinen persönlichen Vorlieben. Ich liebe basslastige Musik. Als Tontechniker finde ich Dub mix-technisch erstklassig und innovativ. Mit der Melodica spiele ich Dubs von großen Tunes nach. Positive Texte sind sehr wichtig, aber sie beschränken die Botschaft auf die geschriebenen Wörter, währen es bei instrumentaler Dub Musik mehr um die Vibes geht.

Gerade scheint sich die Dub-Szene in Deutschland wieder nach Oben zu entwickeln, denkt man z.B. an AlDubb in Berlin, Umberto Echo & dich aus München oder etliche andere Produzenten. Wie siehst du diese Entwicklung? Hat Dub in Deutschland wieder eine Chance und ein Publikum?

Dub hat auf jeden Fall eine große Chance und ein treues Publikum in Deutschland, obwohl es meistens unterschätzt wird. Dub ist entspannende, meditative und hypnotisierende Musik. Es gibt immer mehr Sounds wie Dandelion, Kibish Tribe und I&I Dubwize (Bayern), die auch Dub-records veröffentlichen und mit selbst gebauten Anlagen Dub-dances veranstalten.

Bruno Natal aus Brasilien hat ja seit Jahren an dem Film „Dub Echoes“ gebastelt, der Anfang 2009 endlich über Soul Jazz kommen wird und schon heiß in der Szene erwartet wird. Zusammen mit Digitaldubs hast du den Soundtrack für die DVD erstellt. Seit ihr – Bruno und Du – in regem Kontakt?

Eigentlich habe ich nur zum Soundtrack des „Trailers“ beigetragen! Digitaldubs macht den ganzen Soundtrack der DVD, und hat für den Trailer meinen „Dub Pipe Riddim“ ausgesucht und remixt. Mit Bruno, den ich noch nicht persönlich kenne, habe ich eigentlich wenig Kontakt, und warte auch sehnsüchtig auf die DVD, die ich selbst noch nicht angeschaut habe!

Was hat dich in den Süden Deutschlands verschlagen?

Ich kam 1994 nach Deutschland zum studieren, und bin in München geblieben, weil mein älterer Bruder schon da war. Er hat Maschinenbau studiert und lebt zur Zeit in Südkorea. Ich habe das Elektrotechnikstudium geschmissen, habe Hotelfach gelernt und bin 2001 nach Brasilien zurück. 2003 kam ich wieder nach München um Tontechnik zu lernen, und habe erst dann mit dem „Dubiterian“ Projekt angefangen.

Welche weiteren Projekte stehen an?

Im Januar 2009 fliege ich wieder nach Brasilien, und werde dort den „Dub Land Riddim“ unter die Leute bringen. Die „Riddim“ Kultur ist dort zwar noch sehr Jung, scheint aber ein großes Potenzial zu haben. Ebenfalls 2009 möchte ich meine nächsten Produktionen veröffentlichen: „Dub Pipe Riddim“, „Dub For Life Riddim“ u.a. Eine Melodica Version erscheint auf dem „I know riddim“ (Moa Anbessa Italy, 10“ Vinyl), mit Dan I und Prince David. Auf dem Luv Messenger Label aus Spanien erscheint der „The Whip Riddim“, ein Klassiker von den Ethiopians, der von Leonard Dillon neu gevoicet wurde, mit weiteren großartigen Tunes von Admiral Tibet, Elijah Prophet, Utan Green, Mark Wonder, und meiner Melodica Version. Die ganze Selection wurde von mir abgemischt. In Planung steht auch noch ein Tribut an Augustus Pablo!

Vielen Dank für das Interesse!

Big up an Karsten, Irie-Ites Crew, alle Leser und Reggae Fans!

 

Interview: Karsten Frehe (01/2009)