Uwe Kaa
Endlich Single

„Endlich Single“, der Titel deines Soloalbums, scheint sich nicht auf die Tatsache zu beziehen, dass du gerade von einer Freundin getrennt bist, sondern musikalisch eigene Wege gehst. Auch wenn dein Longtime-Kumpel Andybee mit an Bord ist, würde ich gerne wissen, warum dieser Schritt in die Solokarriere für dich „endlich“ wichtig war?

Der Schritt in die Solokarriere kam durch unterschiedliche musikalische Präferenzen von Andy und mir, so dass wir letztlich zum Entschluss gekommen sind, kein Roots Rockers Album mehr zu produzieren. Da es für mich aber keine Frage war, als Artist weiter zu machen, ist der Schritt in die Solo-Karriere die logische Konsequenz daraus. Der damit verbundene Prozess, „solo“, bzw. „single“ zu werden, war nicht ganz einfach, ist aber mit dem vorliegenden Album endlich abgeschlossen. Daher ist der Titel „Endlich Single“ mehr als treffend.

Wird es das Roots Rockers Soundsystem trotzdem weiter geben oder wäre das für dich parallel zu den Solopfaden zu stressig?

Das Soundsystem gibt es natürlich weiterhin, auch wenn im Moment der Focus auf mein Album und damit auf mich als Artist gerichtet ist. Das Soundsystem wird daher die nächste Zeit wohl etwas zurückstecken müssen. Zeitgleich mit dem Album-Release erscheint aber auch der „Clubwise Mix Volume 2“ des Soundsystems bei SoulForce.

Mit „Nie Genug“ vom Album hast du einen ersten großen Erfolg in den Deutschen Reggaecharts gehabt. Der Tune entstand in Kooperation mit Phenomden aus der Schweiz. Wo liegen für dich seine besonderen Fähigkeiten, denn immerhin hört man den Mundart-Reggae-Artist mit seinem Schwyzerdütsch auch im hohen Norden gerne!?

Phenomden ist ein supernetter Kerl und dazu ein überaus talentierter Artist. Zwei Eigenschaften, die nicht zwangsläufig jeder auf sich vereinen kann.

Neben Andybee befinden sich noch DJ Chrome, Jstar aus London, The Scrucialists, Oneness und Irievibrations Records, die das Soloalbum auch auf den Markt bringen, im Team. Wie kam der Kontakt zu so verschiedenartigen Kooperationen zustande?

Andybee kenne ich mittlerweile seit mehr als 12 Jahren und mache seit dieser Zeit auch Musik mit ihm. DJ Chrome ist ebenfalls ein alter Bekannter, der in München die legendären Yum Yum Parties veranstaltet, bei der das Roots Rockers Soundsystem mit zum DJ-Pool gehört. Auch zu Jstar ist der Kontakt über das Soundsystem entstanden, da wir musikalisch ziemlich ähnlich gelagert sind und wir angefangen haben, uns auf dieser Basis auszutauschen. Die Scrucialists habe ich über On Fire Sound aus Basel kennengelernt und die in München ansässige Oneness Band kenn ich schon seit Jahren. Sie besteht zum großen Teil aus Mitgliedern von Jahcoustix´ Band Dubios Neighbourhood. Zu den Jungs von Irievibrations habe ich Kontakt bekommen, da die mich gefragt haben, ob ich einen Riddim von ihnen voicen will. Naja, so kanns kommen.

Noch eine Frage, die meine Tochter Nele sehr interessieren würde: Wie bist du überhaupt darauf gekommen Reggae zu machen?

Auf diese Frage antworte ich eigentlich immer mit: Input ist gleich Output. Durch immer größeres und tiefgründigeres Interesse an Reggae – über Marley und Tosh hinaus – wollte ich mich irgendwann auch auf dieser künstlerischen Ebene ausdrücken. So kam es, dass ich neben meinen bisherigen Hip Hop Songs im Jahre 1998 meinen ersten Reggae Tune geschrieben habe.

Soundwise habt ihr euch als Roots Rockers schon vorher, und jetzt erneut du als Soloartist, eher für Rocksteady und frühen Reggae interessiert. Würdest du dich in dieser Hinsicht als Retro bezeichnen? Und, warum genau liegt hier der Schwerpunkt?

Ich selbst verstehe mich ungern als Retro, das klingt viel zu sehr nach Trend. Diese Art von Sound trifft einfach genau meinen Geschmack und ich voice gerne solche Riddims weil gerade im Roots und Rocksteady eine Unmenge an positiver Vibes steckt, die es wert sind, transportiert zu werden.

Live wird es nun Touren mit der Oneness-Band geben. Auch wenn du schon vorher viel mit dem Soundsystem unterwegs warst: Siehst du hier eine neue Herausforderung auf dich zukommen?

Auf jeden Fall. Ich bin in die Soundsystem-Schule gegangen, habe da sinnbildlich meinen Abschluss gemacht. Jetzt ist es einfach an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Mit Band sind Konzerte einfach viel lebhafter, spannender und weniger statisch. Es bieten sich dadurch viel mehr Möglichkeiten für die Performance.

Die fast schon übliche Frage kurz vor Schluss: welche aktuellen Projekte stehen neben dem Touren gerade an? Sind neue Combinations in Planung oder bereits auf Tape gebannt?

Zusammen mit Andybee und Philipp arbeite ich gerade an einer neuen Selection für das Label African Beat Records. Es handelt sich, wie auch beim Cherry Pie Riddim um einen Relick. Mehr Details dazu möchte ich aber noch nicht verraten.

Alton Ellis ist am 1.10. gestorben. Was schoss dir als erstes durch den Kopf, als du davon hörtest und hattest du auch gleich eines seiner Lieder im Kopf? Bei mir war es übrigens "Rock Steady".

Ich war zutiefst erschüttert, leider wieder ein großartiger Altmeister mehr, der nicht mehr unter uns weilt. Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn jemand von seinem langen Leiden erlöst wird, dennoch ist es ein großer Verlust für Reggae. Ich hatte e benfalls einen Song von ihm im Kopf: „I´m Still In Love“.

Wenn du die freie Wahl hättest, mit welchem Artist würdest du gerne etwas gemeinsam einsingen und warum?

Mit Jack Johnson - auch oder vielleicht gerade weil der keinen Reggae macht. Bei ihm klingt alles so natürlich und selbstverständlich.


Interview: Karsten & Nele Frehe (10/2008) Foto: Christian Böhm

Lyrics von Uwe Kaa
Lyrics von den Roots Rockers