Balkan ist als Zutat zu diversen anderen Musikarten gerade in den letzten Jahren immer wieder gerne verwendet worden. Der Blick Richtung Osten scheint Konjunktur zu haben - kein Wunder, verleihen doch gerade Gypsy-Klänge mitunter einen Nachbrenner in Sachen Energie! Piazumanju aus Hamburg paart Balkanbeats mit Ska, Reggae und gelegentlichem Rock. Gerade erst hat die Band ihre neue EP "Gypsy'N'Roll" veröffentlicht. Damit wird ihnen auf jeden Fall gelingen, noch mehr Menschen auf die Band und ihre Musik aufmerksam zu machen...

Gerade in den letzten Jahren - man denke da z.B. an Balkan Beat Box, Rotfront oder diverse andere Bands - gibt es ein verstärktes Interesse daran, osteuropäische Einflüsse mit einzubeziehen. Woran liegt eurer Meinung nach dieses vermehrt anzutreffende Interesse?

Jonathan: Ich empfinde es wie ein Aufwachen. Durch Bands wie Balkan Beat Box oder Rotfront haben viele Menschen ihre Wurzeln wiedergefunden. Zudem denke ich dass es heute bessere Möglichkeiten zum Touren und Veröffentlichen für Osteuropäische Bands gibt als vor einigen Jahren.

Wie seid ihr dazu gekommen, Einflüsse vom Balkan in euren Stilmix einzubauen? Gibt es persönliche Bezüge in diese Region?

Jonathan: Das hat sich so über die Zeit entwickelt. Beeinflusst wurden wir durch Konzerte oder CDs, durch Filme wie "Black Cat, White Cat".
Niklas: Den Grundstein hatten wir dazu bereits auf der alten EP mit "On Vacation" gelegt. Zu der Zeit hatten Felix und ich viel Nigel Kennedys "East Meets East" gehört. Kurz darauf sahen wir dann Kusturicas "Schwarze Katze, weißer Kater" und ließen all diese wahnsinnige Energie, die der Film hat, in "Matko" fließen. Und weil die Melodien so viel Spaß machen und alles irgendwie viel mehr grooved versuchen wir immer ein wenig Balkan-Touch mit in die Songs zu bringen; meist aber nicht mehr so direkt wie bei "Matko".
Felix: Das Grundgerüst soll fetter Off-Beat-Rock sein und wenns passt kommen Gypsy-Elemente Dazu. Da gibt es einfach so coole Melodien und es ist mal etwas anderes, als sich immer aus der Latino Richtung zu bedienen. Das ist aber kein muss und die Einflüsse sind auch nur angedeutet, anders als z.B. bei Gogol Bordello.

Wie entstehen bei euch Lieder? Ist es ein gemeinsamer Prozess oder gibt es so etwas wie einen kreativen Kopf?

Jonathan: Es ist mittlerweile so, dass der Songs von einem Einzelnen im groben geschrieben wird. Danach setzen wir uns zusammen und kümmern uns um die Feinheiten und das genaue Arrangement.

Neben Melodien vom Balkan gehört Ska zu einem eurer wichtigsten Einflüsse. Was schätzt ihr besonders am Ska?

Felix: Vor allem die positive Energie, die der Ska-Sound live rüberbringt und die Offenheit des Stils, durch die man als Künstler viele andere Sachen einfließen lassen und kombinieren kann, zB Jazz, Rock und Weltmusik.
Jonathan: Durch die Ska-Elemente bekommen die Songs etwas Schwebendes. Man muss einfach dazu tanzen.


Angenommen, ihr würdet einem Ska-Puristen begegnen, der eure Musik als nicht rein genug empfinden würde. Was würdet ihr ihm entgegnen?

Jonathan: Ich würde ihm recht geben! Dann würde ich mit ihm Bier trinken gehen...
Felix: Er hat mit Sicherheit recht, aber wir versuchen ja auch gar nicht, reinen Ska zu machen.

In den letzten beiden Jahren ward ihr ausgiebig auf Tour, u.a. in Frankreich. Wie waren die Publikumsreaktionen und gab es einen Ort, der euch am besten gefallen hat?

Felix: Es war super in Frankreich fast am Strand zu spielen. Auch die Publikumsreaktionen waren echt fett. Wir haben es sogar geschafft die Franzosen zum Mitsingen zu bringen!
Niklas: Interessanter Weise gab es eigentlich noch keinen Auftritt, bei dem wir auf völlige Ablehnung getroffen sind. Live klappt's bisher sehr gut, begeistert ist zwar nicht jeder, aber enttäuscht auch niemand. Einen einzelnen Gig jetzt besonders herauszustellen fällt mir recht schwer, aber häufig sind es die spontan zugesagten oder eben doch sehr unterschätzen Gigs, die einem gut in Erinnerung bleiben. "Bockpalast" war so ein Fall: Mittags die Anfrage bekommen, Sachen gepackt, hingefahren und direkt auf die Bühne und das Publikum war voll mit dabei!
Jonathan: Natürlich gibt es immer einzelne Songs die als besser oder schlechter ankommen. Aber im Großen und Ganzen waren die Publikumsreaktionen immer gut.


Gerade wurde eure EP "Gypsy'N'Roll" veröffentlicht. Welche Projekte stehen in der Zukunft an?

Jonathan: Wir werden im Sommer möglichst viele Konzerte spielen. Zum Ende des Jahres werden wir dann ein komplettes Album aufnehmen.
Niklas: Dazu arbeiten wir zur Zeit an einer ganzen Stange neuer Songs und Suchen nach einem Label, um die Sache leichter auf die Beine zu stellen.

Ist eine neue Tour in Planung und wenn ja, wohin wird sie euch dieses Mal bringen?

Felix: Auf jeden Fall wollen wir Deutschland verstärkt abfahren! Aber wir liebäugeln auch mit einer Tour durch Schweden...

Interview: Karsten Frehe (04/10)

 

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