Queen Ifrika


"I see myself as a revolutionarist"

Mit gleich 9 Nominierungen der IRAWMA für ihr neues Album "Montego Bay" im Gepäck macht sich eine zierliche Frau aus Jamaika auf den Weg, die Welt zu erobern. "Frauen sind das starke Geschlecht" lautet ihr verblüffendes Credo, mit dem sie selbstbewusst der jamaikanischen Macho-Gesellschaft die Zähne zeigt. Paul Mülders sprach für Irie Ites.de sprach mit Queen Ifrica nach ihrem Konzert in Dortmund.

Während des Konzertes sagtest du "I see myself as a revolutionarist". Wie ist das zu verstehen?

Queen Ifrica: Ich rebelliere gegen Ungleichheit, Ungerechtigkeit, Völkermord und Armut. Zustände wie in Dafur, wo die Menschen sterben, will ich nicht hinnehmen. Damit vertrete ich den Standpunkt der Church of Nyahbinghi, der religiösen Institution der Rastas in Jamaika, der ich angehöre.

In der Zeit der momentanen globalen Finanzkrise hört man aber aus Jamaika wenig Kommentare zu diesem Thema. Woran liegt das?

Queen Ifrica: Die Regierungen sind bankrott. Sie haben nichts geplant und auch keinen Plan, wie sie da rauskommen wollen. Die Menschen selbst verhalten sich ruhig, weil sie längst aufgegeben haben, an die Regierungen zu glauben. Wir müssen uns selbst helfen, ich will es einmal so sagen: (zitiert Lee "Scratch" Perry) "Everything start from Scratch".

Du hältst auch Vorträge in den Schulen in Jamaika. Um welche Themen geht es dabei?

Queen Ifrica: Das sind zum einen typisch weibliche Themen wie das Skinbleeching. Die Bleichcreme, die sich die Frauen auf das Gesicht auftragen, ist für die Haut schädlich. Die Frauen sollen lernen, eigenverantwortlich mit ihrem Körper umzugehen. Es geht auch um Gewalt und um negative Vorbilder, die diese Gewalt propagieren. Das sind ernst zu nehmende Realitäten, die ich ablehne. Die Menschen wollen positive Botschaften, wir als Künstler sind dafür verantwortlich, diese zu verbreiten. Die Frauen sollten in der Gesellschaft stärker repräsentiert sein. Es ist die Gesellschaft, die uns vorgibt, dass Sex sich gut verkauft. Wir sollten Moral haben.

In deinen Texten geht es auch um Väter, die ihre Familien vernachlässigen.

Queen Ifrica: Ja, die sind nie bei ihren Familien. Die Mütter beschimpfen solche Väter ständig, da gibt es nur Streit. Beide Seiten lassen das dann an den Kindern aus. Aber es gibt natürlich auch Mütter, die ihre Kinder vernachlässigen.

Wie geht es bei dir jetzt künstlerisch weiter?

Queen Ifrica: Mit der Tour wollte ich den Fans etwas zurückgeben. Morgen ist unsere letzte Station in Europa, dann geht es zurück nach Jamaika. Im Sommer komme ich aber nach Deutschland zurück.


Interview: Paul Mülders (03/10) Foto:
Andreas Parchment/Otto Schultheiß

 

www.myspace.com/queenifrica