Noiseshaper
"Dub
and Downbeat with a likkle Dancefloor Vibe..."
Axel
Hirn und Flo Fleischmann verbergen sich hinter Noiseshaper aus
Berlin. Vor vier Jahren haben sie sich in Wien gefunden und
bestechen seit dem durch ihre ganz eigene Melange von House,
Soul, Reggae, Downbeat, Dub (to name a few). Bereits mehrfach
haben sie es verstanden, das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
So z.B. mit "The Only Redeemer" featuring Vido Jelashe
I. Mit "The Signal" liegt seit Kurzem ihr neues Album
vor, erschienen bei Different Drummer. Neben MC Tweed und Farda
P (Rockers Hifi) werden sie von Vido, Juggla, Spikey Tee, Kwasi
Asanti und Jackie Dean an den Vocals unterstützt. Ein sehr
überzeugendes Album, das mit "All A Dem A Do"
einen absolut radiotauglichen Hit besitzt, der aber bei der
Masse der Radiosender mal wieder auf Ignoranz stoßen wird.
Juggla brilliert hier mit seinem sympathischen, samtweichen
Gesang. Wer es nicht bereits getan hat, sollte Noiseshaper ganz
weit oben auf die Liste setzen....
Fangen
wir mit einer "doofen" Frage an... Auf der Suche nach
Vergleichen/Vorbildern zu eurer Musik, fallen mir sofort u.a.
Rockers Hi-Fi in ihren ruhigeren Momenten auf "Mish Mash",
Smith & Mighty, Rhythm & Sound und Nick Manasseh ein.
Gibt es für euch Künstler, bei denen ihr eine musikalische
Nähe empfindet oder mit denen ihr euch gerne vergleicht?
Axel:
Natürlich empfinde ich eine gewisse musikalische Nähe
zu den Rockers oder Rhythm & Sound, sehr geprägt haben
uns aber auch Leute wie Adrian Sherwood oder Lee Perry.
Flo:
Für mich spielten auch LKJ, King Tubby und usw. eine wichtige
Rolle.
Wenn
ihr nach einer Charakterisierung des Sounds auf dem Album gefragt
werdet. Wie würdet ihr ihn knapp beschreiben?
Axel:
Dub and Downbeat wit a likkle Dancefloor Vibe.
Auf euren Scheiben wechseln sich Musikstile dauernd ab. Gibt
es überhaupt eine Musikrichtung, die Ihr als eure "Herzmusik"
bezeichnen würdet? Falls ja: Welche Bands gefallen euch
hier am besten?
Axel:
Musik die mich berührt und "Soul" hat.
Flo:
Bob Marley,so banal das jetzt auch klingen mag, er ist einfach
immer noch der Größte.
Ist es
nicht gerade bei der Vermarktung ein Nachteil, nicht in ein
Schublade zu passen. Da haben doch sicher schon die Plattenhändler
das Problem, dass sie nicht wissen, in welches Regal sie euch
stellen sollen. Wie geht es dann erst potentiellen Käufern?
Flo:
Die Puristen hatten meiner Meinung nach schon immer unrecht.
Dub zu machen bedeutet für mich Hörgewohnheiten aufzubrechen,
daher werte ich den Umstand, dass wir angeblich in keine Schublade
passen als durchaus positiv.
Axel:
Ausserdem werden potentielle Käufer unsere CD schon finden,
ob im Reggae, Dance oder Electronica Regal ist doch letztlich
völlig irrelevant.
Wie offen
seid ihr selbst? Gibt es irgend einen Stil, den ihr auf keinen
Fall machen möchtet?
Axel:
Klar, es gibt jede Menge Stile die wir nie machen würden
z.B. Eurodance.
Axel,
Juggla & Flo
Auf "All
A Dem A Do" legt Juggla eine extrem nette und entspannte
Performance hin. Könnt ihr ein wenig über ihn berichten,
da er ja noch nicht soooo bekannt ist. Wo kommt er her, was
schätzt ihr an ihm besonders?
Flo:
Juggla lebt in Birmingham, wo er hauptsächlich mit dem
Overproof Soundsystem zusammen arbeitet. Besonders schätze
ich an ihm seinen Sinn für Humor und die Ehrlichkeit in
seinen Texten.
Axel:
Es ist immer eine Freude mit ihm zu arbeiten da er sehr professionell
ist.
In der
Begleitinfo zum aktuellen Album ist von euren Konzerten die
Rede. Wie bringt ihr eure Musik auf die Bühne. Ist es eher
im Showcase-Stil zu verstehen oder kommen andere Musiker hinzu?
Axel:
Es kommen immer Sänger bzw. MCs hinzu, den Rest der Musiker
versuchen Flo und ich zu ersetzten. Flo spielt Drums und Keys
und ich Gitarre und Melodika, ausserdem gibt's noch jede Menge
Live Dub. Aber mal sehen was die Zukunft bringt, wir sind einer
grösseren Besetztung nicht abgeneigt.
Schränkt
ihr euch bei euren Konzerten stilistisch ein, so dass ihr etwa
nur Dub oder House spielt, oder gelingt es euch das Publikum
mit eurer stilistischen Vielfalt zu begeistern?
Axel:
Live schränken wir uns stilistisch genau so wenig wie auf
unseren Alben ein, bisher ist es uns mit unserem durchaus vielschichtigen
Programm auch immer gelungen das Publikum am bouncen zu halten.
Flo:
Allerdings mit Einschränkungen, als wir mal vor etwa zwei
Jahren bei einer Hardcore Techno Party in Magdeburg gespielt
haben hätten uns die Raver beinahe gelyncht.
Wie läuft
es bei der Produktion der einzelnen Titel ab. Kommt der Sänger
mit fertigen Vorstellungen vorbei und ihr liefert die Riddims?
Ist es umgekehrt (ihr schreibt die Songs und sucht nach einem
passenden Artist) oder ein gemeinsamer Prozess?
Axel:
Meistens geben wir den Sängern unsere Tracks, sie lassen
sich von unserer Musik inspirieren und liefern dann die Vocals.
Manchmal kann es auch passieren, dass ein Song dann eine ganz
andere Richtung einschlägt als wir ursprünglich geplant
hatten.
In Deutschland,
so scheint es, gibt es für Dub eine relativ kleine Szene.
Vergleicht man sie etwa mit Frankreich und England, ist sie
sogar eher mickrig. Woran liegt das eurer Meinung nach?
Axel:
Dub war schon immer eine Nischenmusik hält sich aber hartnäckig
am Markt, übrigens glaube ich dass die deutsche Dub Szene
gar nicht so klein ist wie immer behauptet wird und sie wächst
beständig. Erst neulich hörte ich die Demo CD von
Eva Be, die bei mir um die Ecke wohnt und es war German Dub
at its Best.
Flo:
Es gibt ja jetzt sogar einen Act aus Greifswald auf Different
Drummer: Al-Haca, allerdings produzieren die eine etwas düstere
Variante des Dub.
Zur Zeit
gibt es ja offensichtlich eine Hype mit eindeutigem Schwerpunkt
auf dem Dancehall. Wird sich das zugunsten des Dub und anderer
Reggaegenres vielleicht mal wieder (ein wenig) legen?
Axel:
Meiner Meinung nach ist Dub nicht chart-tauglich, darum stellt
sich diese Frage für mich nicht.
Flo:
Ich glaube es ist bereits jetzt genügend Platz für
andere Reggaegenres, ich denke da an Songs wie "Dem Gone"
von Gentleman oder "Up In My Room" von Patrice die
eigentlich klassischer Reggae sind. Auch Seeed machen ja nicht
ausschliesslich Dancehall, ganz zu schweigen von dem von mir