Pow Pow Movement

Am 25.01.2003 fand in Saarbrücken im Schwarz ein Event mit Pow Pow und Terrible Charge statt.
Ich hab mir natürlich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, schließlich hatte ich ein Heimspiel und hatte vorab schon per E-Mail mit Ingo ausgemacht ein Interview mit ihnen durchzuführen. Die Veranstalter Kai und Isa bzw. ihr Soundsystem Terrible Charge waren freundlicherweise sofort bereit, sich mit mir kurzzuschließen, damit ich das Interview mit PowPow bei einem gemütlichen Essen machen konnte. Also fand ich mich an dem besagten Abend in Saarbrücken ein und verbrachte mit der Crew einen aufschlussreichen und sehr lustigen Abend.

Sista: könnt ihr euch gegenseitig vorstellen bzw. welche Aufgabe jeder von euch im Soundsystem hat?

Devon : Ok, ich fang mal an. Ich heiße Devon bin der MC bei Pow Pow.
Meine Aufgabe ist es die Leute mitzureißen und die Leute so richtig abgehn zu lassen. Ich animiere die Leute die ganze Nacht durch.

Markus: Mein Name ist Markus. Ich bin Selecta, lege auf und bin für die Effekte zuständig. Also: Operator, um die Leute noch mal zusätzlich neben dem Selecta und dem MC einzuheizen.

Mr Brown: Ja ich bin Mr. Brown ich bin Selecta von Pow Pow und bin für das Plattenauflegen zuständig.

Buckra: Ich bin Buckra und bin der MC, wir haben immer 2 MCs bei Pow Pow und heute Abend haben wir Spass...sehr wahrscheinlich.

Sista: Aber einer fehlt doch noch von euch...der Ingo!! Wo ist denn der?

Devon: Ingo ist zur Zeit in Jamaika zum Plattenaufnehmen und ist heute leider nicht mit dabei. Ingo ist auch Selecta von Pow Pow.

Sista: Ihr habt mit den Pow Pow Productions z.B. auf dem Celebrate-Riddim Beenie Man, Jah Mason, Turbulence und Degree gevoiced. Wonach habt ihr die Artists ausgewählt?

Devon: Wir haben diese Artist ausgewählt, weil wir wussten, dass sie die richtigen Leute für uns sind. Es muss der Vibe da sein ...Es ist auf jeden Fall gut gelaufen!

Sista: Mit welchem Künstler/welcher Künstlerin würdet ihr in der Zukunft gerne zusammenarbeiten, wenn ihr es euch spontan wünschen könntet und alles machbar wäre?

Markus: (lacht) ich würde gerne mal mit Foxy Brown zusammenarbeiten. Ach, das ergibt sich meistens, wenn man da ist. Wie der Devon schon sagte, es muss der Vibe stimmen. Es gibt keinen Artist mit dem man nichts zusammen machen könnte. Es sei denn er heißt Michael Jackson, aber das würde keinen Sinn machen..

Sista: Silly Walks hat gerade mit ihrem Album einen fetten Brocken vorgelegt. Wird Pow Pow bald ebenfalls mit einem eigenen Longplayer kontern?

Mr Brown: Der Longplayer ist in Arbeit, deshalb ist Ingo im Moment gerade in Jamaika. Ich denke mal, der wird auf jeden fall fetter als der von Silly Walks.

Sista: Eure Meinung zum Silly Walks Album?

Markus: Die 2 Tunes, der eine von Turbulence, fand ich sehr gut und der von Tanya Stephens ebenfalls...ich bin begeistert.

Sista: Bekäme Jan Delay bei euch eine Chance?

Devon: Bei Pow Pow ....ne glaub ich nicht. Ich steh nicht auf den Typen, das ist nicht mein Geschmack. Ich für mich selbst würde vielleicht sagen: Ok ich geb' ihm eine Chance aber er passt nicht zu Pow Pow.

Buckra: Das Ding ist einfach, der Vibe muss einfach stimmen...wenn man zusammen Musik macht, und ich glaube der Vibe ist einfach nicht da. Wir machen allgemein im Moment keine deutschen Sachen. Wir haben mit D-Flame was gemacht aber das war ne Ausnahme. Vielleicht wer weiß, die Zeiten ändern sich, machen wir mal was mit Jan Delay, aber er ist ja momentan ganz anders unterwegs wie wir, das würde gar keinen Sinn machen.

Sista: Neben Silly Walks und Concrete Jungle gehört ihr zu den "dienstältesten" Soundsystems im Land. Wenn man sich umschaut, gibt's mittlerweile eine Vielzahl von Soundsystems - nahezu in jeder größeren Kleinstadt. Wie ist es eurer Meinung nach zu erklären, dass es zu diesen vielen Soundsystems kommt? Haben die Deutschen die Dances für sich entdeckt?

Markus: Ich find's auf jeden fall gut, dass es in jeder Stadt Soundsystems gibt.

Buckra: Das ist ja genau unser Ziel hier in Deutschland. Wir mit Silly Walks und Concrete Jungle wollten ja, dass sich mehrere Soundsystems bilden...das war unser Ziel und hat funktioniert.

Sista: Ich meine, es prognostiziert sich eine zwei Soundsystem-Gesellschschaft, die deutsche und die stärker auf dem Jamaikanischen Style ausgerichtete. Wie meint ihr entwickeln sich eurer Meinung die deutschen Soundsystems ?

Mr Brown: Man sieht auch in Frankreich, dass sich da ne Soundsystemkultur gebildet hat wo der MC in der Landessprache redet. Vielleicht kommt das ja hier auch, wo der MC auf Deutsch redet damit die Leute ihn verstehn. Im Moment ist das ja noch nicht so sehr verbreitet. Mir sagt das mehr zu, wenn's halt mehr dem jamaikanischen Vorbild entspricht. Aber mein Gott, warten wir's mal ab was sich daraus entwickelt.

Buckra: Das ist ja ganz logisch. Die Jungs die heute anfangen Sounds zu machen, die steigen ja ganz anders ein als wir. Die haben gar kein Verlangen nach Jamaika zu fahren, die kaufen sich die Platten, finden die Musik geil. Dadurch entsteht auch ein anderes Ding da hast du schon recht. Dadurch entsteht ein eigenes Ding in Deutschland. Das stimmt schon. Das find ich auch ok. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass man da hin gehn soll wo das herkommt, das Ganze authentisch halten sollte. Das sind auch die Vorbilder. In Deutschland sind wir die Vorbilder, für die Sounds die anfangen. Die brauchen nicht mehr nach Jamaika zu gehen, jamaikanische Sounds kommen ja auch nach Deutschland. Ich glaub schon, dass sich da ne andere Geschichte entwickelt...mal abwarten.

Sista: Reggae und insbesondere Dancehall verzeichnen zur Zeit hierzulande einen Boom. Ist aus eurer Sicht alles als positiv zu bezeichnen oder seht ihr auch negative Seiten? Hauptsächlich jetzt mal in Bezug auf Soundsystems.

Mr Brown: Also ich denke mal, jede Medaille hat 2 Seiten und so ist es auch oder so war's in jeder Musikrichtung, die nen Boom erfahren hat so wie es im Reggae jetzt z.B. ein bisschen ist. Ich sehe da jetzt nicht so den Megaboom. Seh zwar einen Aufwind aber es entwickelt sich gesund im Reggae. Es ist nicht der Hype über Nacht, der sich mal ein halbes Jahr hält. Sondern Reggae hat sich seitdem wir Sound machen seit über 10 Jahre Stückchen für Stückchen weiterentwickelt und nicht zu schnell...und das ist auch gesund für die Musik. Wie gesagt: Negative Seiten gibt's immer, aber ich denke es sieht schon ganz gut aus für den Reggae.

Sista: Was denkt ihr über die mehr oder weniger guten Hip Hop Remixe? Ist das Trash oder entwickelt sich da schon wieder eine neue Musikrichtung??

Markus: Ich persönlich find's schon geil, es hat schon power find ich.

Sista: Welche Sounds aus Deutschland findet ihr innovativ (ohne irgendwelche Kumpels zu hypen)?

Devon: Ich würde sagen ein Sound der in den letzen Jahren was gemacht haben die auch nach Jamaika gefahren sind waren Soundquake. Ich weiß nicht ob sie was Neues auf den Markt bringen, aber die Jungs und der Sound aus Berlin Supersonic empfind ich als innovativ.

Buckra: Es gibt auch viele kleinere Sounds die auf dem guten Weg sind. Mir fallen die Namen im Moment nicht ein.

Sista: Wer sind eure absoluten Lieblings Deejays?

Markus: mein absoluter Favorit ist im Moment Degree und Capleton, wobei es gibt so mehrere Sachen.

Mr Brown: Ich denke auch, man kann das nicht auf ein paar Namen reduzieren. Es gibt auch viele DJ' s, die haben mal gute mal schlechte Tunes...

Buckra: Mein Longtimefavorit ist Bounty.

Devon: Ich hab 6 oder 7 Favoriten seit Jahren. Lass mich mal auflisten:
erst mal Capleton find ich hammer
Sizzla find ich hammer
Elephant man find ich auch supergeil, muss ich ehrlich sagen.
beenieman find ich cool.
buju find ich hammer.
und als Sänger find ich Sanchez am geilsten.
und nicht zu vergessen Beres Hammond.

Sista: Und was ist mit Sean Paul?

Devon: Sean Paul ist in den letzten Jahren Hype gewesen, weiß nicht wie lange der aushalten wird. Ich rede von Artists die seit Jahren ihren Mann stehn...oben bleiben, das sind eben meine Lieblingsartists..

Sista: Welche Artists sind eurer Meinung nach momentan "IN"?

Devon: Turbulence wird in Europa bekannt werden, er ist ja schon in Jamaika berühmt. und Vibes Cartel...die sind ganz neu und nicht zu vergessen: Wayne Marshall.

Sista: Zu welchen Soundsystems, Artists oder Konzerten geht ihr, wenn ihr feiern wollt?

Mr: Brown: So viele regelmäßige Veranstaltungen gibt's nicht in Köln. Wenn ich mal zeit habe geh ich zu Kingston... geb ich offen zu..

Buckra: Also ich hab da garkeen Zick für..

Devon: Wenn ich frei hab wenn ich Bock drauf habe, geh ich zu Kingston.....aber nur ab und zu..wenn ich frei habe hör ich keine Soundsystems. Es muss schon ein großes Soundsystem in der Stadt sein, so dass ich sage: So jetzt geh ich hin.

Sista : Geht ihr auch nicht auf' s Summerjam?

Devon: Da treten wir selbst auf, da muss ich arbeiten..

Sista: Ihr habt in Köln den "4 Sound Clash 'Kill or be killed!'" veranstaltet.... Könntet ihr euch in nächster Zeit eine weitere Veranstaltung dieser Art vorstellen ? Eventuell sogar mit euch als Teilnehmer? Schließlich haben ja auch schon viele Topsounds einen Deutschlandclash mit euch gefordert.

Mr.Brown: es ist gut möglich, dass es eine Fortsetzung von "kill or be killed"..gibt..so richtig in der Planung ist es noch nicht, aber das wir selbst teilnehmen schließen wir aus.

Buckra: Wir haben das einmal gemacht aber wir haben einfach keine Zeit momentan. Wenn wir etwas Luft haben, werden wir das in Angriff nehmen.
Aber wir als Veranstalter können da ja nicht selbst teilnehmen.

Devon: Also wenn wir so was wieder veranstalten, ich hab mit Ingo schon darüber gesprochen, planen wir, dass der eigentliche Gewinner von damals, Supersonic, und noch 3 andere Sounds aus dem Ausland gegeneinander antreten...aber, dass wir selbst mit dabei sind....DAS GEHT NET..dann gibt's böses Blut.

Sista: Was halten ihr von einem 45er Clash, wie er in Berlin stattgefunden hat ? Was haltet ihr von der Idee: Clashliga?

Mr.Brown: Das ist bestimmt ne nette Veranstaltung gewesen. Ich finde gut, dass es so was gibt um Clash's den Leuten etwas näher zu bringen. Wobei ich ihn mit 45ern einfach uninteressant finde. Ist mit Sicherheit ne gute Veranstaltung und auch mit nem bisschen Spannung drin und, wie gesagt, die Leute checken dann eher was ein Clash ist, aber eigentlich find ich's mit 45ern nicht so interessant.

Buckra: Kommen wir mal auf die Frage von vorhin zurück, dass sich in Deutschland ein eigenes Ding entwickelt und ich glaube das ist ein Teil davon. Dass man ein 45er Clash macht ist ja eigentlich Quatsch. Das haben die sich jetzt so ausgedacht. Ich hab vor, demnächst ein Kassettenclash zu machen. Wer die besten Kassetten hat.... dann mal gucken wie das läuft.

Sista: Mit welchem Sound gibt es den nächsten Clash? Wen würdet ihr gerne mal auf's Korn nehmen?

Mr Brown: Im Moment ist kein Clash geplant, Wir veranstalten das ja nicht, sondern wir kriegen ne Anfrage ob wir Interesse haben an einem Clash mit irgendeinem Sound. Aber im Moment ist keine Anfrage da. Vor Kurzem war mal ne Anfrage wegen Soundquake, aber da haben wir einstimmig beschlossen, dass es keinen Sinn macht, dass wir das nicht wollen. Auf's Korn nehmen? Wie gesagt, wir werden halt gefragt, von welchem Sound auch immer. Dann stimmen wir das untereinander ab. Aber im Moment ist nix geplant.

Sista: Was fasziniert euch bzw. eure Zuhörer an einem Clash? Warum glaubt ihr finden die Leute bzw. ihr solche Events so interessant?

Mr Brown: Ich mein das ganze Leben ist irgendwo ein Wettbewerb und das ist ganz klar, wenn man Musik macht, möchte man vielleicht mal wissen wo man steht. Das ist ein Wettkampf und das finden die Leute auch interessant. Dann kommen die Karten auf den Tisch, da wird gezeigt wer was drauf hat und wer nicht.....Das isses.

Sista: Silly Walks distanzieren sich entschieden von Battyman-Tunes bzw. rassistischen Songs...wie sieht das bei euch aus?

Devon: Dazu kann ich sagen: Musik ist Musik und ich spiel Alles was mit Reggaemusik zu tun hat. Ob das jetzt Battyman-Tunes sind oder Culture-Tunes, ich spiel Alles. Wenn ein Tune geil ist, dann spiel ich den, ist egal was für Inhalt er hat. Die meisten Leute merken das nicht was der Inhalt aussagt, das ist dann ein Bigtune und ist trotzdem ein Battyman-Tune. Warum soll ich nicht das spielen und das und das, wenn ich anfange auszuwählen, dann kann ich gar nichts mehr spielen. Die meistens Tunes verletzen in irgendeiner Weise Jemanden und deshalb: ich sehe nicht ein, dass wir auswählen sollen, was wir spielen wollen und was nicht.

Buckra: Das seh ich ähnlich. Also man kann nicht anfangen, die Sachen nach dem Text auszuwählen..."find ich jetzt nicht toll was der gesagt hat". Oder du müsstest die ganzen Platten auf CD aufnehmen und das Ganze wegpipsen.. Die Platten kommen so aus Jamaika, die hörste dir an ob sie cool sind und wenn nicht, dann spielste die nicht.

Devon: Ich muss noch was dazu sagen: Manche Artists, die singen ein Tune so und ein Tune so und wenn ich anfange und sage ich spiele z.B von Capleton keine Battyman-Tunes aber ich spiele von Capleton nur die Culture-Tunes. Wenn ich sage ich spiele keine Battyman-Tunes aber trotzdem spiel ich den Artist auf einem anderen Tune. Das ist doch unlogisch.
Burckra: Ja da muss ich ihm recht geben. Es gibt so Leute, die kommen so an: "Ja das kannste nicht spielen, das geht doch nicht". Das ist so verlogen, so heuchlerisch. Das ist auch nicht die Überzeugung von den Leuten. Ich weiß ja auch nicht, was das soll. In Hamburg ist das so Hip im Moment. So, "ich sag nein zu dies und das". Das ist Quatsch. Ja dann sollen sie Schlager spielen, da geht's um Luft und Liebe und um mehr nicht.

Sista: Ich bedanke mich für das Gespräch.

Interview und Fotos: Sista

Der Auftritt mit Terrible Charge

Zurück im Schwarz begannen Kai und Isa von Terrible Charge mit ihrem Warmup mit dem Ziel, die Massive zum Tanzen zu bringen....was den beiden auch schnell gelang.



PowPow to di maximum

Diese Jungs verstanden es, in kürzester Zeit mit ihrer Musik die Massive in eine tobende Meute zu verwandeln....


Die Luft brannte sichtlich...

Während Mr. Brown und Markus abwechselnd als Selectas agierten,


brachten die beiden Mc's Devon und Buckra die Stimmung zum Kochen.



Der Dance ging bis in die frühen Morgenstunden auf Hochtouren weiter.


Ich war sehr gespannt auf dieses Interview mit Pow Pow, zumal diese Crew zu meinen heimlichen Favoriten zählt und ich durch sie überhaupt meine Liebe für Reggae entdeckt habe. Machte mir auch Gedanken in der letzten Zeit, wie es sein kann, dass diese Jungs solch einen hohen Status erreichen konnten.
Während des Gesprächs mit ihnen und während des Auftritts habe ich deutlich gespürt, dass Pow Pow sehr mit dieser Musik, mit Jamaika verwachsen ist. Man sieht es und fühlt es, dass diese Crew weder mit Arroganz noch mit irgendwelchem respektlosen Verhalten behaftet ist. Sie wollen einfach mehr Fun durch ihre Musik erreichen und das gelingt ihnen durch ihre lustige, sympathische Art auf Anhieb. Ich hoffe, dass all die jungen Soundsystems sich zunächst an dieser Crew orientieren; diese als ihr Vorbild ansehn. Damit all die positiven Vibes von Pow Pow weitergetragen werden und die Leute den damit verbundenen Spirit checken.

respect to di maximum an PowPow.

blessing Sista

 

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