Diekann beginnen...


Die Revolution kann beginnen. Heft Nr. 1 des neuen Magazins liegt gerade druckfrisch vor. Auf insgesamt 21 Seiten begegnen einem Artikel über Snagga Puss aka Mr. Balance, die Entstehung der Sound Systems, Nyabinghi Drumming, einige kurze Plattenvorstellungen, eine Summerjam-Review und so einiges andere mehr. Erscheinen soll nun alle zwei Monate ein neues Heft - das nächste also im November. Insgesamt werden es demnach 6 pro Jahr sein. Floyd Celluloyd und sunOne, die beiden Herausgeber des Magazins, beantworteten Irie Ites einige Fragen.


Floyd Celluloyd

Heft Nr.1

sunOne


Rot=sunOne, Gelb=Beide, Grün=Floyd Celluloyd


1. Ihr nennt das neue Magazin "R-evolution". Wie kamt ihr auf diesen Titel? Wofür oder wogegen soll die Revolution sein?

sunOne: Revolution ist immer dann angesagt, wenn die herrschenden Zustände auf eine geistige Stagnation hinweisen. Wenn man mit Denkanstössen Gehirnwindungen ankurbelt, die sonst möglicherweise nicht so beansprucht werden, da der Apparat der Ablenkung zu mächtig geworden ist. Es ist also eine Revolution gegen die Oberflächlichkeit, für mehr Tiefgang. Obwohl wir weniger das "Dagegen" verherrlichen wollen, das machen Andere zu Hauf in der Welt, sondern Zündung für ein abstrakteres, weiterführendes Denken geben möchten, ganz im Sinne des schon länger bestehenden Online Magazins Dread vs. Comb.
Floyd: Für mich geht es nicht um körperliche Revolution, sondern um geistige. Revolution im Kopf der Menschen, dass dieses "Ich alleine kann sowieso nichts ändern"- Denken aufhört. Über alles meckern und reden, aber nichts tun, diese Mentalität muss endlich aus den Köpfen (auch aus meinem) gebannt werden. Revolution für mich bedeutet eben den Allerwertesten erheben und endlich den Worten Taten folgen zu lassen, die das Wort manifestieren.

2. Warum setzt ihr den Bindestrich bei "R-evolution"? Hat er gestalterische oder inhaltliche Gründe?

Beide: Es sind hier zwei Begriffe in einem untergebracht. Revolution und Evolution. Revolution soll der Weckruf in der Stagnation sein, die es in der Evolution, in der Entwicklung, eigentlich nicht geben sollte. Daher erst Aufwecken und dann Weiterentwickeln. Außerdem ist dieses Magazin selbst in der Entwicklung begriffen, da es keinen Anspruch auf Perfektion erhebt und mit jeder Ausgabe etwas wächst.


3. Ihr nennt das Magazin ein "emotionales Magazin für Reggae, Dancehall und Inneres". Worin unterscheidet sich denn diese "e-motionale" Perspektive von anderen Magazinen, wie etwa dem ebenfalls nicht sehr alten Riddim?

Wir geben eben von vorneherein zu, dass wir mit unserem Wesen hinter und in den Artikeln stehen. Da Objektivität ein totes Gebilde ist und wir uns mit dem Leben beschäftigen, können wir nur subjektiv aus unserem persönlichen Standpunkt heraus berichten. Wenn ein Künstler die Nummer Eins auf der ganzen Welt ist, aber uns nicht die Bohne interessiert, dann möchten wir die Möglichkeit haben, diesen entweder von einer ganz anderen Warte aus zu be-trachten, oder gleich ganz links liegen zu lassen. Kritik wollen wir zwar konstruktiv abgeben, aber falls es mal nicht der Fall ist, dann haben wir es zumindest vorher angesagt:-) Ausserdem soll bei dem Ganzen der Humor und der Spaß an der Sache nicht zu kurz kommen.

4. In dem eben schon erwähnten Titel bzw. Untertitel des R-evolution-Magazines taucht das Wort "Inneres" schon auf. Generell macht ihr in dem ersten Heft die Unterscheidung zwischen "innere" und "äussere" Themen. Könnt ihr einmal kurz sagen, was für Herangehensweisen oder Themen sich dahinter verbergen?

Der Mensch besteht nun mal nicht nur aus der Hülle, die sein Gegenüber sinnlich wahrnimmt, sondern auch aus einem Innenleben, das grenzenlos ist. Leider beschränken sich viele Menschen zu sehr auf ihr Äußeres, statt die Waage zu halten und sich einzugestehen, dass eine Entwicklung von Innen nach Aussen geht. Die Ausbreitung des Lebens geht so vor sich und auch unsere geistige Entwicklung wird vom äußeren Körper manifestiert. So werden Geschehnisse erst mit dem Blick auf die Ursachen wirklich "bewusst", statt nur oberflächlich "gewusst".

5. Im Editorial schreibt ihr, dass sich "R-evolution" als offenes Projekt definiert, also Jeder und Jede mitmachen kann. Wonach wollt ihr, mal angenommen es fühlen sich sehr viele aufgerufen mitzumachen, die Beiträge für "R-evolution" auswählen?

Nach Vibe! Wenn der Vibe stimmt und auch die Qualität einigermaßen passt, dann ist alles klar. Wichtig ist, dass man nicht versucht nur Dinge anzuprangern und Feuer auf alles zu senden, das man hasst, sondern auch konstruktiv Möglichkeiten aufzeigt, wie man es besser machen könnte. Da zwischen Träumerei und wahrer umsetzbarer Tat zu unterscheiden macht es später für uns leichter die Sache in´s Heft mit rein zu bringen.

6. Gibt es konkrete Bereiche, für die ihr noch Menschen sucht, die etwas dazusteuern wollen?

Wer noch was zu "Freier Energie" oder "Gesundheitsfragen" weiß, kann genauso was beisteuern wie jemand, der über Konzerte oder Events in seiner Stadt berichten will. Auch suchen wir immer Leute, die Lust haben das Magazin unter´s Volk zu bringen. Überzeugte Promoter sozusagen.

7. Ihr beide seid selbst im Bereich Reggae sehr aktiv. Wo liegen eure Schwerpunkte?

Meine Schwerpunkte liegen im Auseinandersetzen mit der spirituellen Seite des Reggae und dem Vergleich mit einer universellen Sichtweise der Dinge. Dann kommt mein Songwriting und Singen, das Auflegen und natürlich die Schreiberei.
Mir ist in erster Linie wichtig, dass mir die Musik geistige Inspiration gibt. Körperlich bin ich seit 10 Jahren im Bereich der Fotografie tätig und im Laufe der Zeit kamen Interviews dazu. Weiterhin arbeite ich seit einigen Jahren an meinem ersten Bildband namens "Inermann", ein fotografische Dokumentation von Ska, Rocksteady, Reggae bis Dancehall. Zuguterletzt steht da das Schreiben, welches ein sehr wichtiger Teil ist, denn das Erlebte in Worte zu fassen bedeutet auch, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.


Weitere Informationen über "R-evolution" findet ihr unter: http://revolution.floyd-celluloyd.de

Homepage: Floyd Celluloyd
Online-Mag: Dread vs. Comb


Interview: Karsten Frehe
(9/2002)
Fotos: Floyd Celluloyd