Das
Debütalbum von Boozoo Bajou - "Satta" -
erschien 2001. Ganze 4 Jahre sind seitdem vergangen. Eine
lange Zeit zwischen zwei Alben, die jedoch den Titeln
und der Ausrichtung des neuen Albums "Dust My Broom"
(!K7) gut getan haben. Gut Ding will eben wirklich Weile
haben! Und lieber ein durchgereiftes Werk als einen Schnellschuß
aus der Hüfte, der schnell in den Weiten der Musikwelt
verhallt. Mehr Gesang ist zu hören, vielseitigere
Rhythmen und Tempi sind anzutreffen - kurzum: "Dust
My Broom" ist keine bloße Kopie des erfolgreichen
Vorgängers, sondern ein weiterer Schritt des Duos.
Besonders bei den Gästen haben sie ein Händchen
für eine gute und zum Teil ungewöhnliche Auswahl
bewiesen. So hört man gleich im ersten Titel Tony
Joe Whitem, den man eher von seinen verruchten Country-Liedern
her kennt. Mit dabei sind zudem u.a. Joe Dukie (Fat Freddys
Drop) zusammen mit U-Brown und Top Cat. Dabei erweist
sich die Kombination von Joe Dukie's Soulstimme und dem
Deejay Style des Veteranen und an U-Roy geschulten U-Brown
als Glücksgriff! Doch auch Top Cat kann auf dem viel
schnelleren Dancefloorfiller "Killer" glänzen.
Und so gelingt trotz der unterschiedlichen Herkunft aller
Beteiligten ein rundum tolles Album, dass sich zwischen
Dub und Downbeat seine Wege sucht. Zeitlos und wunderbar.
Peter
Heider und Florian Seyberth sprachen mit Ralf Summer....
Was
liegt euch an Sümpfen, an Sumpfgeräuschen, weil
sowohl euer Debüt "Satta" als auch das
neue Album "Dust My Broom" mit Sumpfgeräuschen
anfangen?
Peter:
Die Atmosphäre von der alten Platte haben wir
schon irgendwo übernommen. Zumindest jetzt mal gleich
beim ersten Stück, weil wir nicht gleich in diese
"Vokal" orientierten Gesangsstücke reinknallen
wollten. Weil dann doch die ersten drei Stücke, wenn
man die hört vom neuen Album, zuerst mal erschrecken
könnten, dass es sich in eine andere Richtung bewegt.
Aber ich glaube, dass es ein ganz guter Kompromiss war
von den Atmosphären her. Von dem ersten Stück
und dann auch in Verbindung zu Tony Joe White (TJW) da
doch eine kleine Verbindung zu schaffen zu "Satta".
Was
sagt Tony Joe White am Anfang des Stückes?
Florian:
TJW sagt: Dass wir nicht aus der Gegend hier sind.
Peter:
Das ist im Prinzip auch eine Wegbeschreibung: To the Swamps.
Er ist jetzt vielleicht auch so ein Art Scout für
die Leute, die die Sümpfe besuchen wollen, aber es
ist in gewisser Weise vielleicht auch... Weil er ja weiß
wo wir herkommen. Auch so eine Metapher das wir aus einer
ganz anderen Gegend kommen und mit ihm zusammen Musik
machen.
Er
ist also ein Führer durch den Sumpf?
Florian:
Mann kann so sagen, dass er der Führer ist der einen
durch den Sumpf führt... Vor allen Dingen ins Album
hinein führt. Das ist eigentlich der springende Punkt.
Deswegen steht's ja auch als erstes vorne dran.
Wie
kommt man an so Musiker ran? Leute wie TJW machen sich
ja relativ rar... Da gibt's nicht so viel Kooperation
mit anderen Musikern. Wie seid ihr da vorgegangen?
Florian:
Um an solche Leute ranzukommen wie TJW oder auch Willie
Hutch, die halt auf unserem Album drauf sind, waren auch
monatelange Recherchen im Vorfeld nötig. Ob das jetzt
über das Internet war oder überhaupt ausfindig
zu machen: Wo wohnt der Gute. Das war eigentlich die Hauptarbeit
von Leuten die uns unterstützend zur Seite stehen,
wie der Uli Nefzer (einer der zwei Manager von BB), die
dann wirklich gucken wo treibt man die Leute auf, um einen
Kontakt herzustellen.
Peter:
Man muss aber jetzt schon noch dazu sagen, dass wir mit
TJW schon länger in Kontakt stehen. Wir haben für
den, das ist schon über 2 Jahre her, für seinen
Klassiker "Rainy Night in Georgia" einen Remix
gemacht. Für Warner Brothers auf dieser Compilation
"What is Hip?". Da hat er dann erstmals Kontakt
zu uns bekommen über die Version. Das hat ihm ziemlich
gut gefallen und er hat halt gefragt ob es irgendeine
Möglichkeit gibt, dass wir mehr zusammen arbeiten.
Das war eben gerade am Anfang der Produktion von unserem
neuen Album, und jetzt ist auch aktuell noch die Anfrage
da, ob wir für "Homemade Icecream", was
wir eh immer schon mal machen wollten, covern wollten
von ihm. Ob wir das noch mal in einer neuen Version mit
ihm machen wollen und da gibt es bestimmt auch noch mehr
zu tun mit ihm.
Wie
geht ihr überhaupt bei der Auswahl von Gastmusikern
vor? Wie sucht ihr die Vokalisten/Sänger aus?
Florian:
Die Stimmen für unser Album haben wir eigentlich
so ausgesucht... Es kommt schon aus dieser Fan Sichtweise
heraus. Das was man persönlich halt eigentlich mag
und wo man sich denkt: Das wäre ja eigentlich super
mit dem was zu machen.
Die
Gastmusiker auf eurer Platte sind über die Welt verstreut:
Neuseeland, USA, Jamaika, London.
War das Absicht aus der ganzen Welt Musiker zu holen oder
eher ein Zufall?
Florian:
Also das ist jetzt Zufall, dass wir uns die Leute
aus der ganzen Welt geholt haben. Da gab es jetzt keinen
Plan wie man jetzt Kontinente irgendwie abklappert und
sagt; von da brauchen wir jetzt einen. Das hat sich so
ergeben.
Habt
ihr alle Gastmusiker bekommen oder gibt es einige mit
denen es dann beim nächsten Mal klappen soll?
Peter:
Also es gab eine ziemlich lange Liste von Wunsch-Sängern
jetzt in dem Fall oder Sängerinnen. Also wie gesagt,
wir haben bestimmt über ein Jahr, bis zu 2 Jahre,
versucht in Kontakt zu treten mit allen von der Liste.
Das ist das was übrig geblieben ist am Ende. Wo es
überhaupt möglich war auch persönlich mit
denen in Kontakt zu treten. Gerade über Management
in Amerika, wenn man da versucht über Geld schon
zu reden, da gibt's im Vorfeld schon sehr große
Probleme, wo man sich überhaupt nicht einigen kann
und leider dann über den Weg übers Management
gar keinen persönlichen Kontakt zu den Musikern findet.
Was eigentlich für uns immer total wichtig ist auch.
Da soll ja irgendwie nicht 'ne Auftragsarbeit abgeliefert
werden, sondern es wäre ja gut wenn man immer schon
einen persönlichen Kontakt vorher hat.
Geld
spielt also doch eine nicht unwesentliche Rolle?
Peter:
Das fängt natürlich damit schon an beispielsweise...
Die Idee war auch da dass man eventuell Texte von jemandem
schreiben lässt... Das geht immer schon gar nicht
mehr weil doch viele sagen... Wenn dann wollen wir schon
die Rechte an unseren eigenen Texten haben. Man lässt
sie dann auch gerne machen weil es dann, denke ich mir,
letzten Endes dem eigenen Charakter entspricht. Wenn jetzt
Joe Dukie, Willie Hutch oder Dallas Tamaira jetzt Love
Song Lyriks schreiben, dann nimmt man es denen auf jeden
Fall eher ab in der Art wie sie singen, als wenn das jetzt
jemand von hier schreiben würde.
Ihr
habt gerade Texte angesprochen. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Werden die Songs, also die Lyrik, geschnitten oder müsst
ihr versprechen sie im Original zu übernehmen?
Peter:
Also wir hatten ja beim letzten Album nur Vokalfetzen
verwendet. In diesem Fall war es wirklich so; wir übernehmen
wirklich komplett die Vokals. Wir schneiden nichts raus,
wir nehmen nur die besten Takes und wir setzen die Phrasen
gut zusammen, so das es rhythmisch gut passt. Aber wir
bauen das nicht um oder löschen Sachen raus. Bei
Ben Weaver würde das gar nicht gehen, weil das ist
auch ein so extrem guter Text, das wäre schon ziemlich...
Florian:
Leichenfledderei
Peter:
Leichenfledderei, da eigenmächtig rumzupfuschen.
Was
könnt ihr zu der Up-Tempo Nummer der Platte, zu Killer
mit Top Cat, sagen?
Florian:
Die Zusammenarbeit mit Top Cat kam eigentlich so zustande,
dass wir gedacht haben: Wir haben ein schnelles Stück
und das man dann natürlich etwas braucht, was richtig
Dampf von unten her macht. Da ist so ein ehemaliger, oder
sagen wir mal so...ist er ja immer noch, so ein Jungle
Veteran;
der wäre da der richtige Mann der so was noch einen
richtigen Punch geben kann.
Die
erste Single wird das Stück mit Top Cat. Wie kam
diese Zusammenarbeit zustande?
Peter:
Der Kontakt zu ihm persönlich war zwar noch nicht
da aber wir hatten, wie sagt man...
Florian:
Eine Connection über Sonar Kollektiv. Meinst du das?
Peter:
Nein es war schon irgendwie mehr als das. Als wir vor
drei vier Jahren "Midnight Marauders" gehört
hatten, das war damals in Portugal lustiger weise, im
Radio. Das war so vom ersten Augenblick an; das ist ein
richtig guter Track was die da gemacht haben. Es ist auch
seitdem immer noch in unserer Plattenkiste drin. Als Dallas
Tamaira (Joe Dukie) hier war, im Studio, ging es ihm eigentlich
ähnlich. Er hat gesagt, als er damals "Satta"
gehört hat mit seinem Partner zusammen, der die Sache
produziert, auch bei Fat Freddy's Drop; das war für
die auch eine Initialzündung an dem Album zu arbeiten.
Es war schon so eine Verbindung da und als er in Berlin
war bei Sonar Kollektiv, haben wir das mitbekommen über
den Uli (Anmerkung: Uli Nefzer, einer der beiden Manager
von Boozoo Bajou) und sofort angerufen ob er kommen kann,
kurzfristig, und er hat gesagt: Ja sofort. Er war gleich
am nächsten Tag da und hat auch schon während
des Fluges einen Text geschrieben, und es ging dann auch
total schnell und sehr gut.
Wie
läuft das technisch ab? Ladet ihr die Leute hier
nach Nürnberg ein und oder fahrt ihr auch in andere
Studios um mit ihnen zu arbeiten?
Peter:
Ja, beides. Also wir fahren soweit es möglich ist,
zwar war Willie Hutch nicht möglich. Bei Top Cat
waren wir in Stuttgart, er hat dort gerade Dub Plates
aufgenommen. Mit Ben Weaver sind wir zusammen nach Amsterdam
geflogen, weil er dort ein paar Konzerte hatte, und haben
mit ihm dort aufgenommen. Joe Dukie war hier bei uns.
Florian:
Wir haben aber auch einige Sachen zugeschickt bekommen.
Peter:
Genau, ein paar haben wir zugeschickt bekommen.
Florian:
Aber was wir jetzt nicht mehr machen werden; auf jeden
Fall wollen wir jetzt immer dabei sein. Wir haben nämlich
auch zwei, drei Stücke bekommen, die wir dann einfach
nicht genommen haben. Weil wir gesagt haben, dass uns
das alles vom Text und so weiter nicht gefallen hat. Also
so eine eigene Präsenz ist schon wichtig, dass man
das zusammen macht eigentlich.
Könnt
ihr euch noch erinnern, an den Augenblick, ab dem das
Album "Dust my Broom" hieß?
Florian:
Der Album Titel "Dust My Broom", das kam
eigentlich ehr so schleichend daher. Ich bin mal irgendwann
über ein Stück von Elmore James gestolpert,
das so heißt: "I belief I Dust My Broom".
Ich hab eine Vorliebe für so Blues Metaphern, weil
das sehr viele Bedeutungen haben kann. Man hat halt so
noch überlegt; mein Gott es gibt so viele Möglichkeiten
wie man ein Album nennen kann. Aber wie gesagt, gerade
diese Vielschichtigkeit; jeder kann es sich ja für
sich selber zurechtlegen, was der Sinn der Sache sein
soll und das gefällt mir dabei. Es war nicht so wie
ein Blitz, es waren so mehrere Optionen und das hat sich
dann herauskristallisiert.
Was
ist für dich die Hauptbedeutung von "Dust My
Broom" wenn du sagst es ist für alles offen?
Florian:
Am passendsten finde ich den Titel "Dust my Broom"
für mich; man kehrt so seine Festplatte zusammen.
Man hat dann die ganzen Musik oder Teile, die man so über
die Zeit gesammelt hat am Besen hängen, so wie Staubfusseln.
Das finde ich eigentlich eine ganz schöne Interpretation
der Sache. Wir haben unseren Besen, wie sagt man...
Peter:
Entstaubt
Florian:
Entstaubt und das ist da hängen geblieben im letzten
Jahr.
Gab
es bei dieser Platte einen anderen Ansatz als bei der
ersten Platte? Wolltet ihr anders rangehen an dieses Projekt?
Florian:
Der Ansatz der Platte war auf jeden Fall anders als bei
der ersten Platte auch. Erst mal war es zeitmässig
gedrängter, und es ist natürlich auch immer
ein Wandel im Bezug des eigenen Geschmacks ist ja auch
noch da. Es war für uns eigentlich klar, nein nicht
klar… Man redet eigentlich gar nicht offensichtlich drüber.
Man hört nur Sachen, die einem gefallen. Es hat auf
jeden Fall eine soulig, bluesigere Komponente und weniger
so dubbig wie jetzt das Album davor. Weil halt Gesang
mit dabei ist. Aber das sind Sachen, die man sich nicht
so bewusst vornimmt. Das ist alles ein Prozess, so sehe
ich das. Es wird nicht alles generalstabsmässig aufgeschrieben
und dann machen wir das so. Die Sachen kommen ja so irgendwie
zutage.
Peter:
Das war überhaupt nicht klar letzten Endes, wo es
wirklich dann lang geht. Unsere persönliche Vorgabe
war auf jeden Fall, nachdem wir ein paar Remixes gemacht
haben für Sänger auch; wo wir mehr mit Gesang
gearbeitet haben, das wir auf dem Album auch mit mehr
Gesang arbeiten wollen. Auch mal probieren wie das eigentlich
funktioniert. Instrumentale Musik, die ja doch nach wie
vor auf "One Chord" Basis funktioniert. Viele
denken es ist viel mehr Song-Struktur da als früher
- ist aber gar nicht. Es ist genau die gleiche Art und
Weise wie vorher auch... als wir Instrumentalstücke
produziert haben, nur dass sich die Sänger da viel
mehr darauf eingelassen haben. Auch auf dieses Schweben
von der Musik. Es ist immer sehr schwierig für Sänger
auf eine nicht Gesangs-Struktur zu singen. Das heißt
also keinen Vers zu haben, keine Bridge, keinen Refrainpart
usw. Das hat eben dann doch letztendlich sehr gut funktioniert,
zwar nicht immer, aber in den meisten Fällen gut
funktioniert. Wir wollten das auch so halten und nicht
einfach quasi "ABC" Musik machen.
Der
Anspruch an die Sänger muss recht hoch gewesen sein,
da ihr ihnen relativ wenig vorgegeben habt. Konnten sie
die Musik auch richtig formen mit ihrem Gesang?
Peter:
Sicher werden viele Sänger damit Probleme haben aber
wenn du mal überlegst was Top Cat normalerweise macht
oder eben Joe Dukie, die eigentlich alle in der Richtung
arbeiten. Wir wussten schon, dass das ungefähr funktionieren
könnte. Es ist selbst bei Willie Hutch so, oder bei
Ben Weaver, dass die oft so "One Chord" bluesartige
Sachen machen, von der Basis her also von der musikalischen
Basis her. Da war schon ein Glaube daran, dass es funktioniert,
aber man kann das nicht mit jedem Sänger machen.
Was übrigens schade ist; wir hatten einige Sängerinnen
auf der Liste mit denen keine Zusammenarbeit zustande
gekommen ist. Was wir aber auch auf jeden Fall in der
Zukunft noch gerne machen würden.
Das
Album vermittelt, wie auch das erste, eine gewisse Erdung
- eine Mitte. Wie habt ihr das geschafft?
Florian:
Dass das Album so geerdet ist, hat damit zu tun - das
ist das Gleiche wie beim ersten Album gewesen: Was nervt,
fliegt raus. Wenn man was über Stunden hört
und es nervt, oder soweit kommt es gar nicht, das fliegt
dann nach ein paar Minuten raus. Das ist eigentlich das
Auswahlverfahren. Was man lange hören kann, hat ein
gewisses Wohlgefühl dabei, und das bleibt dann auch
drin. Das ist glaube ich auch so eine Art und Weise, da
wird sich auch wenn man so weiter Musik macht nicht viel
dran ändern.
Braucht
ihr keine musikalischen Ausbrüche?
Peter:
Also es gibt da auch andere Sachen, die wir ausprobiert
haben. Musikalische Ausbrüche, wie du es nennst,
die wir dann vielleicht auch in Zukunft für andere
Nebenprojekte verwenden. Also unter einem anderen Namen
gibt's natürlich klar auch andere Ansätze. Es
kann auch sein, dass es das nächste Mal wirklich
etwas kantiger wird. Es ist wirklich letzten Endes eine
Chemiesache zwischen uns, wie wir... zu welchem Zeitpunkt,
zu welcher Jahreszeit wir hier zusammen sitzen und Musik
machen. Man schlägt dann doch oft wieder in die gleiche
Kerbe, aber es ist letzten Endes auch so... Es trägt
unser beider Gesichter irgendwo und es hat auch, denke
ich, ein Niveau, was wir beide auch nach außen vertreten
wollen. Also jetzt wirklich herumexperimentieren, andere
Sachen machen, denke ich, werden wir unter einem anderen
Namen machen und veröffentlichen, unter anderen Umständen.
Florian:
Genau (Lachen)
Wie
hoch ist denn die Durchschnittsgeschwindigkeit von den
Songs im Vergleich zum letzten Mal? Oder wie niedrig?
Peter:
Ja, also es ist schon alles etwas... Nach wie vor, es
hat schon einen entspannten Charakter bei manchen Stücken,
aber es sind auch auf jeden Fall ein paar Stücke
dabei die nicht schneller sind aber trotzdem viel mehr
Energie haben, denke ich, als beim ersten Album. Oder
auf jeden Fall viel energievoller rüberkommen. Wir
haben ja auch schon ein paar Sachen im Club im letzten
Jahr instrumental ausprobiert, bevor wir mit Gesang gearbeitet
haben.
Florian:
Aber es passiert alles natürlich, es ist nicht gewollt.
Dass man sich da bewegt: Das ist so, das ist einfach so.
Es geht nicht um Geschwindigkeit, oder jetzt Musik zu
machen, um jetzt da verschiedene Tempis zu bedienen. Oder
man macht da jetzt eine 200er Nummer mit 100 BPM und dann
110 BPM. Das kommt halt so raus wie man so auch seine
Leibgerichte hat.
Was
für Platten gab es, die in der Zeit zwischen "Satta"
und "Dust My Broom" für euch wichtig waren?
Peter:
Platten, die ich gehört hab zu dem Zeitpunkt als
wir an "Dust My Broom" gearbeitet haben, waren
gerade Willie Hutch Tracks, "The Mack" hab ich
gerade da entdeckt. Also Willie Hutch Scheiben, das war
zu jener Zeit auf jeden Fall ein Ding. Willie Hutch ist
eigentlich, sagen wir mal so, der Vergessene. Der in Curtis
Mayfields Schatten stehende, so sehe ich's. Er hat etwas
sehr orchestrales, 70-er Soul Sound.
Florian:
Das gibt jetzt nicht so Phasen wo ich jetzt speziell nur
das oder das höre. Wirklich wichtig ist bei mir Stimmungsabhängig
zwischen Jazz / Soul, altem Jazz und altem Soul. Auch
Hip Hop irgendwie. Ich hör mich auch schon um, was
es an neuen Produktionen gibt, in jeder Richtung. Ob des
jetzt, was weiß ich von "Bugs in the Attic",
irgendwie so englisches Zeug oder amerikanischer Hip Hop.
Ich hör mich da gerne um und da bleiben dann immer
so vereinzelte Tracks übrig, die man sich auch dann
rauspickt zum Auflegen oder so mitnimmt. Letzten Endes
ist das schon im großen Bereich Soul anzutreffen.
D'Angelo hat ja jetzt in den letzten Jahren keine neue
Platte herausgebracht. Das waren aber immer sehr wichtige
Platten für mich.
Wird
es in Zukunft Boozoo Bajou live geben oder wird es weiter
beim DJ-ing bleiben?
Peter:
Also ob es uns Live geben wird, war über die
letzten 5 Jahre immer ein Thema. Wir hatten jetzt auch
interessante Gespräche mit Kollegen, die an Live
Projekten rumprobieren, beziehungsweise da jetzt Part
X machen und wir wollen uns das jetzt auch bei denen anschauen,
wie das bei denen funktioniert. Das große Problem
ist einfach nach wie vor, dass in der Szene in der wir
uns aufhalten; es ist ja doch noch ein bisschen im Independent
Bereich. Eigentlich kann kein Veranstalter eine 8-Mann
Band bezahlen, beziehungsweise wir wissen nicht, wie wir
das finanzieren sollen. Ein halbes Jahr zu proben und
dann auf Tour zu gehen, und heimzukommen und hier nahtlos
im Studio zu arbeiten. Wir haben uns doch da entschlossen
letzten Endes wieder mehr im Studio zu arbeiten, und als
DJ Team und mit erweitertem Soundsystem, also mit Gesang,
mit Gastsängern oder Gast MC's zu arbeiten, als sich
da jetzt wirklich so reinzuhängen. Es sieht nicht
so aus in den nächsten 1-2 Jahren, dass wir als Live
Band unterwegs sind.
Was
habt ihr in letzter Zeit so beim DJ-ing erlebt?
Florian:
Was wir erlebt haben so auflegemässig, es ist natürlich
immer sehr verschieden, je nachdem in welchen Örtlichkeiten
man das auch macht. Was uns jetzt vor gut einem Jahr sehr
gut gefallen hat war, bei Francois Kevorkian im Deep Space
in New York, der immer Montags diesen Club hat. Das ist
diese ganze Atmosphäre in diesem Laden, wo man merkt
das da eigentlich so was wie... Also es gibt keinen Druck
das da was passieren muss. Das jetzt sofort die 120 oder
130 Beats ausgepackt werden müssen, damit irgendwelche
Reaktionen kommen. So ein Gefühl von absoluter Freiheit,
bei dem was jetzt laufen könnte. Das war eigentlich
so eins der
herausstechendsten Erlebnisse so in letzter Zeit.
Peter:
Wir waren ja jetzt vor 2 Wochen auch noch mal da und es
ist schon immer sehr schön da. Speziell die Veranstaltung
von Francois. Der hat natürlich auch sein Publikum
dahin erzogen alles zu spielen, ohne Angst davor, dass
es jetzt irgendwie einen Tempoeinbruch oder Soundeinbruch
oder sonst was gibt. Man kann wirklich seine Musik spielen
die einem wirklich gefällt, und es wird auch entsprechend
honoriert. Das ist schön. Es gibt immer wieder Abende
wo das manchmal nicht so gut funktioniert, wo sich die
Leute bestimmte Unterhaltung erwarten, oder so was. Es
ist uns in der Regel eigentlich egal. Es gibt jeden Abend
DJ Gigs und man kann hingehen wo man will. Bei uns geht
es einfach darum, dass wir Platten auswählen, zu
denen wir selber auch einen Bezug haben. Ohne jetzt darauf
Bezug nehmen zu wollen, ob das funktional ist.
Welches
Genres sind es, die ihr auflegt: Blues, Hip Hop, oder
ist da Soul dabei?
Florian:
Möglich ist alles. Man hat da natürlich seine
Vorlieben. Mir gefällt momentan echt viel Hip Hop
aber es können wie gesagt auch alte 70er Dub Schleicher
sein oder alte Soul Nummern.
Peter:
Vor allem die Hip Hop Nummern, die du dabei hast sind
eben dann auch blueslastig oder soullastig. Es hat immer
einen Bezug eben zu ... Wie du sagst, es ist sehr blues
oder soullastig. Ich würde schon sagen, egal ob das
jetzt moderne, aktuelle Produktionen sind oder wir alte
Sachen auflegen. Es ist schon soul- oder blueslastig.
Wird
es beim neuen Album wieder so sein, dass ganz viele Sachen
auf Compilations landen, wie beim letzten Mal? Es gab
ja angeblich über 100 Compilations die Boozoo Bajou
Tracks vom Album "Satta" hatten?
Florian:
Ob die Stücke jetzt wieder auf Compilations kommen
wie beim ersten Album, das können wir jetzt nicht
einschätzen. Dazu muss erst mal das Album heraus
kommen und...
Ich weiß es nicht es ist schon wieder so lange her,
2001 kam das Album raus, das letzte, und jetzt ist 2005
und da hat sich einiges getan. Das ist für uns auch
spannend zu sehen, wie sich das jetzt entwickelt, oder
wie Leute das überhaupt... Wie das ankommt ganz einfach.
Peter:
Ich glaub auch, ohne da jetzt schwarz malen zu wollen,
oder so was. Ich bin da ja immer etwas... ich geh da ja
immer etwas pessimistischer an die Sache ran und freu
mich dann wenn es sich besser entwickelt. Aber diese guten
Zeiten vor 3 - 4 Jahren, wo es eben auch so viele Compilations
gab...
Ich glaub nicht das es in den nächsten Jahren noch
so viele geben wird. Es werden noch ein paar auf dem Markt
bleiben, die sich gehalten haben über die letzten
10 Jahre, wo wir da schon hoffen, dass wir da das eine
oder andere Stück drauf haben. Keine Ahnung, das
entscheidet ihr dann.
Könnt
ihr was zur Bereinigung des Down-Beat Marktes sagen, der
über die letzten Jahre stattgefunden hat?
Florian:
Auf jeden Fall hat die Reinigung des Marktes etwas
für sich. Es ist natürlich auch eine Trend Geschichte.
Jetzt schreit jeder nach Gitarre und 80-er Elektronik...
solche Geschichten. Ich sehe so was sehr wellenförmig.
Ich sehe da jetzt keinen Grund mich da jetzt mal zu verbiegen.
Es kommt alles früher oder später wieder zurück.
Wenn mir was gefällt; so wie ich es mach, muss ich
das nicht ändern nur weil von außen es jetzt
irgendwelche Leute sagen: das ist jetzt nicht so gefragt
ist. Dann würde ich das nicht so als künstlerischen
Aspekt sehen, wenn ich mich nach dem Markt richten würde.
Wer
ist bei euch sozusagen ein "geschätzter"
Kollege?
Peter:
Was jetzt auf jeden Fall ganz aktuell ist... worauf wir
uns alle gefreut haben, ist das Fat
Freddy's Drop Album. Was eigentlich schon so geworden
ist wie man es sich erhofft hat. Eben auch jenseits jeglicher
Trends, sehr atmosphärisch, fast jazziger...Also
ich hab gehofft, dass es so wird. Es ist sehr schön
geworden. Das ist auf jeden Fall ein sehr schönes
Album.
Florian:
David Holmes ist da jemand. Auch wenn es da kein aktuelles
Album gibt. Aber jetzt diese Soundtracks, das ist absolut
etwas was mir und auch uns sehr gut gefällt. Wo eigentlich
auch schon... der hat natürlich auch so ein 60-er
Jahre Faible...hat es sich da einverleibt und probiert
es auf seine Art und Weise umzusetzen. Ich finde das sehr
gelungen.
Interview:
Ralf Summer (07/2005)
Foto: Tibor Bozi
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