Ska
is universal! Und es ist unglaublich mit welcher Intensität
und vor allem Quantität auf allen Erdteilen Skabands
existieren oder neu gegründet werden. Während
man hierzulande medienwirksam seit Jahren einen Boom in
Sachen Reggae und Dancehall erlebt und den Eindruck hat,
man habe in dieser Mächtigkeit die Musik Jamaikas
erst kürzlich entdeckt, gibt es schon viel viel länger
eine lebhafte Skaszene. Die macht in den weitverbreiteten
Medien weniger Rummel und lebt eher ohne Tam Tam aber
mit viel Energie ein Dasein abseits bejubelter und gelegentlich
breitgetretener Mainstreamwelten. Das hat sicherlich Vorteile,
wird aber der Bedeutung und Masse dieser Musik und deren
Repräsentanten im Land nicht gerecht. Nun gilt es,
erneut ein Debütalbum einer noch recht neuen Band
aus Berlin zu begrüßen: Rolando Random &
The Young Soul Rebels. Drei Jahre spielen sie zusammen
und die Bandmitglieder blicken auf Erfahrungen in ganz
verschiedenen Bands zurück, wie zum Beispiel Wood
In Di Fire, Deuce, Pillocks, Blechreiz oder The Special
Guests. Mit "Hidden Pleasures" melden sie sich
erstmals auf Tonträger und bitten um Gehör.
Ihre Musik ist energiegeladen, direkt, sympathisch und
geht ohne Umwege sofort in die Beine. Mit dem Charme eines
Liveauftritts spielen sich die Bandmitglieder durch 14
Titel, die irgendwo zwischen Ska, Rocksteady, Punk, Reggae
und anderen Einflüssen einzuordnen sind. Zugleich
erscheint mit den Moanin' Musikproduktionen ein neues
Label auf dem Markt. Hier ein Interview mit Roland aka
Rolando Random und Sebastian aka Johann Soul...
Rolando
Random & The Young Soul Rebels gibt es bereits seit
drei Jahren. Erst jetzt liegt das Debütalbum vor.
Warum hat das "so lange" gedauert?
Rolando:
Nach dem Ableben von Mother´s Pride hatte ich mir
mit Johann überlegt weiter zusammen zu bleiben. Ich
hab bei Mother´s Pride Alt-Saxophon gespielt, bei
anderen Bands in denen ich zuvor war, war ich Sänger
(z.B. Tatort, Captain Crunch). Johann Soul spielt Posaune,
singt Background, schreibt viele unserer Stücke und
hat ein tolles musikalisches Gehör. Johann hat zuvor
schon öfter mit Andrei (Schlagwerk) und Niko Rebel
(Gitarre und Background Gesang) Musik gemacht. Mit Hans
Durst hab ich zusammen bei den Pillocks gespielt, außerdem
hab ich mal mit Begeisterterung ein Yummy-Konzert verfolgt
und wusste daher, dass Hansi durchaus auch zu mehr fähig
ist (was nicht heißen soll, dass die Pillocks nicht
eine brillante Band sind). Mit J.B. Beat (Keys) haben
wir auch bereits schon bei Mother` s Pride zusammen gespielt.
Nun gab es hier und da ein wenig hin und her - Mecki ist
letzten Sommer als neuer Gitarrist eingestiegen und Matze
verstärkt uns jetzt mit seinem mächtigen Barriton
Sax. Sich so als neue Band zusammenzufinden und dann zusammen
zu funktionieren dauert halt nen Moment und sollte ja
auch nicht total überstürzt sein. Dann dauert
es auch etwas, mit nem neuen Namen in der großen
weiten Welt auf sich aufmerksam zu machen. Wir spielen
viel, reisen viel rum und versuchen dabei neue Lieder
zu schreiben und zu veröffentlichen. Vor einem Jahr
hatten wir unsere erste Veröffentlichung unter unserm
hübschen Bandnamen "White Filth And Easy Living"
- 10" Vinyl auf Dockland Records mit 7 Stücken
- aufgenommen von Lukas (The Special Guests, Wood In Di
Fire), bei dem wir kurz danach weitere 7 Stücke aufgenommen
haben, die zusammen nun die CD ergeben. Eigentlich kam
mir die Zeit bis zur CD überhaupt nicht lang vor,
aber so schwarz auf weiss gelesen klingen drei Jahre tatsächlich
ziemlich lang! Im Sommer wollen wir dann auch endlich
wieder ins Studio...mal sehen was dann geschieht und wie
lange es zum nächsten Tonträger braucht.
Johann:
Kam mir auch überhaupt nicht lang vor. Irgendwie
ist eigentlich immer was passiert... Wir waren ja zwar
alle vorher in anderen Bands, aber haben uns nicht als
"neues Ska-Projekt" oder so verstanden - das
heißt wir haben erstmal ganz gemütlich probiert,
was wir in dieser Besetzung überhaupt so spielen
können - und wollen. Dann war uns erstmal wichtig,
Konzerte zu spielen. Die ersten Aufnahmen, die jetzt auch
auf dem Album gelandet sind, waren eigentlich dazu gedacht,
möglichst schnell möglichst viele Konzerte zu
bekommen...
Jan
Delay war auf der Suche nach den "Jan Soul Rebels".
Ihr seid die Young Soul Rebels. Diese Nähe ist doch
bestimmt nicht beabsichtigt, oder?
Rolando:
Die Nähe zu Jan Delay ist bestimmt nicht beabsichtigt,
obwohl ich die Platte ziemlich klasse finde. Nach den
Young Soul Rebels wird ja schon deutlich länger gesucht,
als Monsieur Delay alt ist.
Johann:
Ich glaube, Hansi hat die Idee rausgekramt. Er hat ja
fast die gesamte Entwicklung der Rock- und Popgeschichte
erlebt, und dachte eher an die Dexys Midnight Runners...
Das
Album durchzieht der spontane Charme eines Livemitschnitts
in einem besseren Probenraum. Ist das beabsichtigt? Wurden
die Titel live eingespielt um mehr Atmosphäre rüberzubringen?
Johann:
Hm, "mehr Atmosphäre rüberzubringen"
wäre wesentlich mehr, als wir uns dabei gedacht haben.
Es sollte natürlich ungefähr der Attitüde
entsprechen, die wir bei Konzerten an den Tag legen...
also nicht ganz perfekt, gern ein bisschen rauer, aber
dafür mit viel Spaß... Dazu kommt, ehrlich
gesagt, ein ganz praktischer Grund: wir hatten es bei
den ersten Songs etwas eilig, weil wir ein Demo brauchten.
Daher hat die Rhythmusgruppe die ersten 5 Songs oder so
an einem Tag eingespielt. Dann haben wir einfach so weitergemacht
... und uns dann aber viel Zeit gelassen, das Ganze mit
viel Geschrei, Gerappel und Uhh-Uhhs zu verzieren.
Die
Wurzeln des Ska haben ja nicht viel mit Punk zu tun -
höchstens vielleicht als Einstellung. Wodurch kommt
es seit der fruchtbaren Verbindung zwischen beiden Genres
in den 70ern in England zu der immer wieder kehrenden
Nähe von Ska und Punk? Was macht diesen Reiz aus?
Rolando:
Es ist schon komisch...vor allem nimmt es inzwischen ganz
andere Züge an als in den 70ern in England.
Johann:
Puh, keine Ahnung. Ich habe Punk gehört, bevor ich
wusste, was Ska ist. Die ersten Ska-Stücke, die ich
bewusst als Offbeat-Stücke wahrgenommen hab, waren
ehrlich gesagt von NOFX. Ich weiß nicht, ob das
ein Grund ist - aber Punk und Ska gibt's live häufig
zusammen, und beides setzt irgendwie eine Menge Energie
frei... eine etwas andere Art, aber es ergänzt sich
prima.
"Home
In The Rain" fällt ein wenig aus dem Rahmen
und hat mit Ska oder Reggae nicht viel zu tun. Hat dies
mit den unterschiedlichen musikalischen Vorgeschichten
der Bandmitglieder zu tun?
Rolando:
Bestimmt - wie eigentlich jedes Lied.
Johann:
Das hat ein Freund, Achim, der auch bei Mother's Pride
war und ein paar mal mit uns gespielt hat, sich auf dem
Klavier ausgedacht. Er hat halt einen etwas anderen Musikgeschmack...und
keiner von uns anderen hätte sowas hingekriegt...
Im
letzten Riddim-Mag beschreibt Hansi die Sparsankeit kontra
der Überreichlichkeit beim Einsatz der Instrumente
- hier vor allem den der Bläser - als Rezept für
guten Ska. Was gehört aus eurer Sicht noch an Zutaten
oder Enthaltsamkeiten dazu?
Rolando:
Etwas Dramatik im Aufbau ...
Johann:
Ich persönlich kann's nicht leiden, wenn ständig
Tempo- und Stilwechsel in die Songs gepackt werden, wie
bei fast jeder Ska-Punk-Band. Vielleicht bin ich ein bisschen
konservativ. Lieber einen ordentlichen Roots-Reggae spielen
und hinterher Punk - Ordnung muss sein! - , als in einem
Stück alle 30 Sekunden "1-2-3-4" brüllen
und schneller werden... ist vermeintlich abwechslungsreich,
aber ich find's langweilig. "Lustigen Ska" mit
schwarzweißen Hüten und Grimassenschneiden
find ich auch nicht so toll.
Gerade
innerhalb der Ska-Szene gibt es eine Solidarität
zwischen Musikern und Publikum, was sich zum Beispiel
am gemeinsamen antifaschistischen Engagement aber auch
an den Eintrittspreisen für Konzerte und Festivals
ablesen ließ. Im Reggaebereich findet die sich allerhöchstens,
überspitzt gesagt, wenn's um's Kiffen geht. Woran
liegt diese Solidarität im Ska aus eurer Sicht?
Rolando:
Vielleicht ist das ja jetzt doch mal ein positiver Aspekt,
der aus der Verbindung der Szenen von Ska und Punk kommt.
Oder andersrum - vielleicht rührt ja auch daher ein
wenig die Verbindung? Letztendlich hatte die Skaszene,
seit es eine rechtsradikale Jugendszene gibt, schon immer
das Problem von rechtsradikalen Konzertbesuchern. Da diese
Idioten noch nie irgendwo gewollt waren, musste die Szene
zwangsläufig politisch werden - und das ist ja auch
gut so! Wenn man erst mal anfängt sich politisch
zu engagieren, merkt man schnell, dass es nicht genügt
einfach nur gegen Nazis zu sein, also denkt man weiter...heute
hat man in Deutschland auf Skakonzerten eigentlich keine
Nazis mehr, während das in den 80ern wohl noch ein
ziemliches Problem war.
Moanin'
Musikproduktionen ist ein neuer Name auf der deutschen
Musiklandkarte. Könnt ihr kurz beschreiben, welche
Ziele ihr verfolgt (Label, Booking etc...).
Johann:
Mit Moanin' sind wir stilistisch nicht so festgelegt.
Ein bisschen soll der Name Programm sein... ächzen,
stöhnen - es soll halt "für den Bauch"
sein, und aus dem Bauch heraus werden wir wohl entscheiden,
was wir machen und was nicht. Erstaunlicherweise trifft
man ja auf den unterschiedlichsten Konzerten - sei es
Punk, Elektropop oder Reggae - oft die gleichen Leute.
Zu denen zählen wir uns auch, und wir wollen Musik
machen, die auf solchen Konzerten laufen könnte...
Ein Beispiel ist der Mann, von dem wir demnächst
ein Album rausbringen: Vic Ruggiero ist der Sänger
der Slackers, aber Solo spielt er so eine Art Country-Rockabilly,
meist allein mit der Gitarre. Da Christoph, mein Label-Partner,
bei The Special Guests und Wood In Di Fire spielt, bringen
wir natürlich auch erstmal deren Aufnahmen raus.
Eine Booking-Agentur wollen wir nicht sein, aber nebenher
werden wir wohl doch das eine oder andere Konzert organisieren,
bei den Promo-Aktionen kommen öfter mal Anfragen.
Basteln
Rolando Random & The Young Soul Rebels schon am nächsten
Album?
Rolando:
Auf jeden Fall wollen wir demnächst wider ein paar
Lieder aufnehmen. Mal sehen was damit passiert...des weiteren
wird noch dieses Jahr mit den Liedern, dies es bisher
noch nicht auf Vinyl gibt, eine zweite 10" rauskommen.
Interview: Karsten Frehe (05/2005)
Aktuelle Infos und Konzert-Dates könnt ihr auf den
Websites (www.youngsoulrebels.de
& www.moanin.de)
erfahren.
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