POCOMANIA

Das siebenköpfige Skaos hat mit "Pocomania" (Ska Revolution Records) den inzwischen zehnten Tonträger abgeliefert - und sich selbst übertroffen. Die sechzehn Tracks der CD sind durchweg gelungen, glänzen ansonsten aber mit beeindruckender stilistischer Spannweite. Im Skaos-Ska sind rockige Dancehallanleihen genauso vertreten wie gedubte Samples und werden groovende Swingeinlagen mit dreckigem Punk kombiniert. Gemeinsamer Nenner sind die durchweg hervorragenden Bläserarrangements, der satte Sound und die (manchmal gar ein bisschen poppige) Eingängigkeit der Stücke. Ein insgesamt richtig gutes Album.

Erklärt doch erst mal die sicher nicht allen bekannte Bedeutung Eures Albumtitels "Pocomania".

SKAOS: Pocomania (auch Pukumina) ist ein religiöser Kult, der auf Jamaica entstanden ist. Dabei werden Elemente aus dem Voodoo-Kult mit Elementen der christlichen Religion vermischt und in Form von instrumental begleiteten Zeremonien zelebriert. Die Teilnehmer tanzen sich dabei in Trance und versuchen dadurch Kontakt zu ihren Ahnen aufzunehmen.

Wollt Ihr wirklich, wie in einigen Rezensionen der Platte zu lesen ist, mit Eurer Musik Voodoogeister beschwören?

SKAOS: Bis jetzt ist uns das, glaube ich, noch nicht gelungen. Es hat sich noch kein Geist zu erkennen gegeben. Aber was wir in jedem Fall wollen, ist die Körper der Leute in rhythmisches Zucken und im besten Fall sogar in Ekstase zu versetzen. Wie auf einer Voodooparty eben. Meistens funktioniert das sogar recht gut.

Es ist nun bald fünf Jahre her seit Eurem letzten Studioalbum. Wie ist "Pocomania" entstanden? Und wieso hat das so lange gedauert?

SKAOS: Pocomania ist entstanden, wie unsere letzten Alben auch. Wir haben keinen Songwriter, der für uns die Stücke schreibt. In Proberaumsessions, die wir aufzeichnen, entsteht das Material für unsere neuen Stücke. Bisweilen liegen aufgezeichnete Ideen bis zu einem Jahr im Schrank, bevor wir dann eine davon zu einem fertigen Stück ausarbeiten. Wir unterwerfen uns nicht dem Zwang, in möglicht kurzer Zeit möglichst viele Stücke zu produzieren und das dauert eben seine Zeit.

Es findet sich ja keineswegs nur karibisch klingendes auf der CD. Einige Stücke haben heftigen Punk-Einschlag und dazu geführt, dass Ihr als die deutschen Bosstones bezeichnet worden seid. Stört Euch das?

SKAOS: Das stört uns in keiner Weise. Die Mighty Mighty Bosstones sind eine experimentierfreudige Band, die sich durch vorgegebene stilistische Grenzen nicht einengen lassen. Wir sehen das jedenfalls so. Wir sind zwar stark mit Ska und auch Reggae verwurzelt, wollen uns aber anderen Musikstilen nicht verschließen. Nur so kann man sich musikalisch weiterentwickeln und neue geile Grooves entwickeln.

Natürlich lässt sich "Pocomania" nicht auf Ska-Punk reduzieren. Dafür ist zu viel Reggae, Pop und Swing mit drin. Wen würdet ihr, besonders im Hinblick auf das neue Album, als musikalische Vorbilder nennen?

SKAOS: In der Entstehungsphase unserer Stücke kann nicht ausgeschlossen werden, dass wir von anderer Musik beeinflusst werden - durch die Musik, die jeder von uns zu dieser Zeit gerade gerne hört oder vielleicht auch hasst. Wir kommen ja fast ständig mit Musik in Berührung und können uns dem gar nicht entziehen.

Gerade innerhalb der Ska-Szene gab es bislang immer eine Solidarität zwischen Musikern und Publikum, was sich an Eintrittspreisen für Konzerte und Festivals aber auch an den Minimalsummen für Tonträger ablesen ließ. Gerade in letzter Zeit ist zu merken, dass sich gerade die Tonträgerpreise erhöhen. Woran liegt das?

SKAOS: Aus unserer Sicht verhält es sich so: die Eintrittspreise werden meistens nicht von der Band sondern vom Veranstalter festgelegt. Der stellt seine zu erwartenden Einnahmen, seinen berechneten Ausgaben (Produktionskosten) gegenüber und legt dann den Eintritt fest. Natürlich schwanken auch die Gagenforderungen der Bands. Wir waren auch schon des öfteren etwas geschockt, als wir den Ticketpreis für manche unserer Konzerte erfuhren. Dabei gehören wir nicht zu den Bands mit überdurchschnittlich hohen Gagenforderungen. Zu den erhöhten Tonträgerpreisen können wir leider nichts sagen. Unser neues Album kostet etwas mehr als die Nachpressungen unserer älteren Alben, da die Produktionskosten bei der ersten Auflage höher sind als bei Nachpressungen. Das wäre vielleicht ein gutes Thema für ein Forum.

Interview: Jan-Noel Thon (04/2005)


Aktuelle Konzert-Dates könnt ihr auf der Website (www.skaos.de) erfahren.