Boozoo
Bajou
"Juke Joint II"
(!K7 Records - 2006)
Zu den wohl lebendigsten
Produzenten und DJs der Zeit gehören Boozoo Bajou aus dem Süden
des Landes. Nachdem ihr letztes Soloalbum "Dust My Broom"
im vergangenen Jahr mehr als nur für Aufmerksamkeit gesorgt hat,
legen sie mit "Juke Joint II" (!K7) erneut eine Zusammenstellung
von extraordinärer Musik vor. War der Vorgänger noch eher
von Blues und Dub geprägt, ertönen nun Titel aus dem Bereich
Soul, Funk und Reggae. Dabei gerät der Mix insgesamt wahrhaft meisterlich
und der Opener "Rainy Night In Georgia" von Tony Joe White
im Boozoo Bajou Remix zum Meisterwerk. Für die Reggaeheads unter
euch gibt es u.a. Dennis Bowell mit "Rowing" und John Holt
"For The Love Of You" zu hören. Alles wunderbar zusammengemixt
- nicht schubladen- sondern musikalisch denkend. Musik aus verschiedenen
Epochen mit Stil und Seele. So schön kann Musik sein - mehr kann
man da gar nicht sagen! Unbedingt empfehlenswert nachdem der erste Teil
des Juke Joint Projektes nur noch sehr sehr schwer zu bekommen ist.
Bevor das wieder passiert und ihr wie ich bezogen auf Teil 1 in die
Röhre guckt, greift lieber gleich zu.
Karsten Frehe
Hier
regiert der Groove: Total entspannt, aber mit angenehmer Tiefe zieht
er sich durch die ganze Mix-Compilation, die Boojoo Bazou gerade nachgelegt
hat. Und das, obwohl das Album die Hörer auf eine Reise durch verschiedene
Musikstile und zahlreiche Regionen der Welt schickt. Den Auftakt macht
ein Remix des Soul Klassikers "A Rainy Night in Georgia".
Über Neo-Sixties Soul führt der Trip zu einem genialen Retro-Instumental
der achtköpfigen Formation El Michels Affair, um gleich darauf
an Englands Küste für einen Dub-Ausflug mit Dennis Bovell
anzulegen. Nach einem Blues-Abstecher und einem grandiosen Kurzaufenthalt
in Äthiopien gräbt sich die Exkursion hinab in unterirdische
Neo-Dub-Gefilde, bevor sie mit John Holt und The Light Of Saba als Tourguides
in Jamaika pausiert. Das klingt trügerisch nach Gemischtwarenladen
und Wühltisch! Aber hier handelt es sich um ein erlesenes Sortiment,
das jeglichen Ramsch ausspart. Ein Schnäppchen ist die Scheibe
dennoch: Sie bietet lückenloses, abwechslungsreiches Musikvergnügen,
das, trotz seiner Vielfalt, ohne Pause unheimlich relaxed swingt.
Jürgen
"Reggaedoctor" Schickinger
Keine Ahnung, was
es ist. Aber wenn auf einem Tonträger Boozoo Bajou steht, dann
hat mich das noch immer nachhaltig glücklich gemacht. Auch wenn
es sich wie hier eigentlich um eine Art Mix-Tape mit vorwiegend Fremdmaterial
handelt, ist es doch eine knapp 80-minütige Seelenmassage. Da hat
sich zum Vorgänger (Juke Joint I) nichts geändert, denn die
habe ich trotz tonnenweise täglich auf mich einprasselnder Musik
noch immer greifbar.
Nun also Vol. 2. Wie gewohnt werden auch dieses Mal 20 Songs und zirka
10 verschiedene Stile zu einer Einheit vermixt. Man glaubt es kaum,
aber es funktioniert. Swamp-Blues, Electronica, Afrika-Funk und Dub
beißen sich nicht. Vielmehr gleiten sie langsam ineinander, als
wären sie füreinander bestimmt.
Alleine die erste
Hälfte ist ein Meisterwerk der entschleunigten Lässigkeit
mit Tony Joe White (Rainy Night In Georgia im BB-Dub), DJ Day, Alice
Russel & TM Juke, Urbs & Cutex und den Meters (eine unübliche
Ballade). Irgendwie Soul mit mehr oder eher weniger Elektro - aber vor
allem Song und S-E-E-L-E. Auf die bezaubernden El Michels Affair folgt
mit Rowing von Dennis Bovell eines der mitreissendsten Reggae/Dub-Stücke
ever. Nach den Blend Crafters (Hillbilly-HipHop?) kommt der großartige
Mark Rae mit dem noch großartigeren Medicine, bevor Boozoo Bajou
einen ihrer fetten Grooves vom Stapel lassen und mit Back Up einen neuen
Tune beisteuern. Nicole Willis gleitet gekonnt durch Stax/Motown-Gefilde,
bevor der geschätzte Mulatu Astatque den Juke Joint mit einer Prise
psychedelischen Afro-Funk beglückt. Headtric ist dann Düster-Downbeat
in Cinemascope, Boozoo Bajou`s Pflug ein typisches BB-Kurzinstrumental
und Rechenzentrum gar Mininmal-Elektronik… aber keine Angst, es läuft
noch, alles richtige Songs, die jede Scheuklappe penetrieren.
Hanne Hukkelberg
flüstert sich durch ihren Tune und die Bajou-Jungs verpassen einem
zuvor unveröffentlichten Gecko Turner Tune ihren reduzierten Schaufelrad-Sound.
Beim phänomenalen Lambs Bread Collie von Credric Im Brooks’ Lights
Of Saba geht das Herz noch einmal weit auf und John Holt schlägt
natürlich in die gleiche Kerbe. Mit Comeback von Josh Rouse fahren
Boozoo Bajou zum Abschluß noch mal eine Granaten-Basslinie von
höchster Ansteckungsgefahr auf…. Warum kann das nicht ewig so weiter
gehen? Klar. Ich bin ein Compilation-Mann. Einer der im Jahre 2006 noch
Mix-CDs für sich und seine Kumpels brennt. Und als Mixmeister habe
ich (hoffe ich) einiges drauf, aber verglichen mit Juke Joint II bin
ich nur Bezirksliga. Denn das hier ist Champions League!
Reinhard Holstein
Tracklisting:
01. Tony Joe White - Rainy Night In Georgia (Boozoo Bajou's Georgia
Dub)
02. DJ Day - Four Hills
03. Alice Russel feat. TM Juke - Hurry On Now
04. Urbs & Cutex - The Thing
05. The Meters - Heartache
06. El Michels Affair - Hung Up On My Baby
07. Dennis Bovell - Rowing
08. Blend Crafters - Bad Luck Blues
09. Mark Rae - Medicine
10. Boozoo Bajou feat. Oh No - Back Up (Original Cut)
11. Nicole Willis And The Soul Investigators - Feeling Free
12. Mulatu Astatque - Emnete
13. Headtric feat. Joshua Baumgarten - Another Dark Alley Scenario
14. Boozoo Bajou - Pflug
15. Rechenzentrum - Tiefenschärfe
16. Hanne Hukkelberg - Cast Anchor
17. Gecko Turner - Dizzie (Boozoo Bajou Remix)
18. Light Of Saba - Lambs Bread Collie
19. John Holt - For The Love Of You
20. Josh Rouse - Comeback