DUB SPENCER & TRANCE HILL
"NITRO"

(ECHO BEACH/Indigo - 2006)

Nicht verarschen lassen: Alle Assoziationen zum Namen der Band führen aufs Glatteis. So klingt er erstmal nach dümmlichen Billigwestern, bei denen die Fäuste fliegen. Weiter legt er nahe, dass es sich - analog zum dicken Haudrauf und dünnen Watschenmann - um ein Duo handelt. Alles voll daneben. Hinter Dub Spencer & Trance Hill stecken zunächst mal drei Schweizer. Das Trio macht aber keinen Alpencountry, sondern soliden Dub mit Schlenkern, die sich von Downbeat über TripHop bis zu dezent rockigen und angejazzten Einlagen erstrecken. OK, ganz vereinzelt klampft eine Western-Gitarre. Damit hat sich die Cowboy-Attitüde. Statt Kugeln schwirren also Echos umher. Und besonders lobenswert: Die Scheizer spielen echte Instumente: "Sechs Fäuste für ein Dub-Halleluja", schreibt das Label. Jedenfalls ertönt hier starker, frischer Sound, der keiner klassischen Dub-Schule folgt. Die eidgenössischen Hillbillies haben weit aus ihren Tälern hinaus geblickt und ein erquickliches Dub-basiertes Genremix abgeliefert. Nicht immer bequem, aber immer interessant.

Jürgen "Reggaedoctor" Schickinger

Amtlichstes Dub-Album der jüngeren Gegenwart. Sowas kommt ja merkwürdigerweise schon lange nicht mehr aus Jamaika, sondern diesmal aus der lauschigen Schweiz. Keine Angst, die drei Typen mit dem etwas bemühten Band-Namen machen wirklich alles richtig: sagenhaft räumlich und voluminös die Produktion, tonnenschwer der dominante Bass, darüber transparent geschichtete, mit Hall und Echo verzierte Orgeln, Gitarren (gerne mit Italo-Western-Twang), etwas Piano-Geklimper und fließenden Sax-Linien, die Tracks lang und höchst hypnotisch. So viel Reggae ist hier gar nicht mehr drin, tatsächlich erinnert einiges an die Produktionen von Bill Laswell vor rund zehn Jahren und auch die Elektroniker von The Orb hatten damals ganz ähnliche Sounds drauf. Hier aber komplett instrumental und ohne ernsthaft hörbare Elektronik, handgespielt und – ich sag es gerne noch mal – überragend produziert. Bei aller typischer Dubträgheit ist dies natürlich Musik zum abheben. Auf 3000 Exemplare limitierte und nummerierte Auflage für bassgestählte Dub-Heads.

Joe Whirlypop

www.echobeach.de

www.dubspencer.ch

Record list|www.irieites.de