DUB TRIO
"New Heavy"

(Roir/Cargo - 2006)

Auf seinem zweiten Album 'new heavy' konfrontiert das New Yorker DUB TRIO ihren eigentümlichen Live-Dubbing-Style mit dröhnenden Heavy Metal-Parts, HardCore-Punk-Riffs am Speedlimit und Noise Rock-Feedbacks.

Eine Schlüsselrolle kommt bei diesem abenteuerlichen Crossover MIKE PATTON zu (Ex-Frontmann von FAITH NO MORE, heute als FANTOMAS oder PEEPING TOM unterwegs). Der Single zur Platte, 'not alone', legte der Sänger sein unverwechselbares gesangliches Temperament auf und schaffte so gar den Eindruck, FAITH NO MORE seien wieder auferstanden.

Dieser aufschließende Track, der einzige mit Gesang, gibt einen trefflich-genialen Kick rein in 'new heavy' und ist in Frage und Antwort angelegt. Eine schüchterne Frauenstimme mit zittrigem Gesang stellt sich die Frage nach ihrem eigenen Leben, und fulminant, fast diabolisch, versucht PATTON in praller Dur-Räkelung sie für eigene, im Schatten des interpretierenden Hörers überlassen bleibende Ziele zu gewinnen ("You´re not alone ... I don´t want to loose you").
So manifestiert der Song Sorgen, Gedanken und Nöte eines sich verloren glaubenden Individuums und deren oberflächliche Aufnahme von Politikern und Gewinnlern aller Art als Beispiel für amerikanische Marketing- und Medienarroganz gegenüber eigentlichen privaten Bedürfnissen.

Zu Beginn von 'new heavy' werden die hart-rockigen Versatzteile, unbestimmt ausgeprägt zwischen Zeitlosigkeit und Zitat, dem Dub-Reggae-Groove noch dualistisch und unvereinbar gegenübergestellt. Zur Mitte hin findet die Band in den ihr eigenen Session-Groove: Begegnungen zwischen Dub-Reggae und Rock werden flüssiger und finden ihren verschmelzenden Höhepunkt der Platte in 'sunny I´m kill', dem Track, der für mich den Ball dem nächsten Album der Band zuwirft. Die beiden letzten Stücke dahinter sind grell: 'cool out and coexist' kommt mit METALLICA-artigen Riffs, die von einem JAH WOBBLE-Bass aufgesaugt werden, 'lullaby for...' gemahnt augenzwinkernd an NYC-typische Feedback- und Minimalismusexperimente.

'New heavy' ist ein Prachtstück an Spaß und Kunstfertigkeit für Genießer eines solchen Grenzgängertums, macht sich nebenbei in Unschuldsmiene über den 'american way of life' lustig und zeigt einmal mehr, dass das "gefühlte" New York irgendwo auf dem atlantischen Kamm liegen muss.

Bernhard Groha


Record list|www.irieites.de