RADIKAL DUB KOLEKTIV
"Bass Matters"
(Universal Egg/Cargo - 2007)

Bereits die vorab veröffentlichte 10" 'a brighter future' ließ aufhorchen: faszinierende vocals von Gastsängerin LUA über dub-dance in moderatem Tempo und einem "dubclash" zwischen ABASSI HI und dem RADIKAL DUB SOUNDSYSTEM. NEIL PERCH (ZION TRAIN) signt nicht einfach so nebenbei eine kroatische Band für das Universal Egg-Label. Da muss außer mächtigen Bässen schon mehr hinter sein.

Die 2002 in Zagreb gegründete Band hat bereits in ihrer Heimat in Eigenregie eine Live-Lp und eine Single veröffentlicht und seitdem diverse Umbesetzungen ("due to maternity, personal issues, differing attitudes and death", Labelinfo) erfahren. Mit diesem im April 2005 unter der Regie von NEIL PERCH in Köln aufgenommenen Studiodebut steckte sich die Band ihren aktuellen Kurs zu mehr upbeat, steppers-style. Reminiszenzen an ZION TRAIN sind unüberhörbar: Das "Kolektiv" fühlt sich musikalisch auf ihrem neuen Label spürbar wohl.

Nach einem kurzen Intro wird auf 'U.N.I.T.Y.' die Stimmung unter der Kontrolle des Dancehall-Shouters OMAR PERRY gleich hochgepitcht. Die demonstrative internationale Orientierung wird im Folgetrack konfrontiert mit 'gyaki zuki', einem älteren, eher konventionellen Dub-Track und wirft gleich einen ersten Spannungsbogen, der den Rückschluss zulässt: radikal ist bei RDK vor allem ihre Aufforderung zur Wahrnehmung eigener Selbstbestimmung, nicht eine besonders aggressive musikalische oder politische Attitüde. Choose and live your way of life!

Stark und konzentriert: 'sach'kaj' mit einem BUSH-Sample. Kokett im Titel ist 'bosnia by bus', das musikalisch wie technisch auf eine Vielzahl von Brechungen setzt und eine ängstliche Verunsicherung auf einer Fahrt durch das Nachbarland durchscheinen lässt. Die LP-Version der Auskopplung 'a brighter future' wurde intensiv und raffiniert ausgearbeitet. Die bereits oben erwähnte 10" bietet dagegen einen Kontrast zwischen eher rootsigen Versionen von ABASSI HI und den schwungvollen Stepper-Versionen des eigenen Soundsystems. Krönend für Stepper-Fans ist der Schlusstrack 'loonitsch', der fast medley-artig die Tonarten des Albums noch einmal durchwirbeln lässt.

Zum Gesamteindruck des Albums wirkt sein Titel vielleicht etwas hochtrabend - soo betont mächtig hat es nicht gewummert. Doch das Album ist rundum solide und kraftvoll getunt. Und: Die Band hat einen Schlagzeuger. Echte drums sind in der Dub-Szene leider recht selten geworden und so besetzen gerade diese drums den besonderen Reiz des Albums, beispielhaft im aufregenden Spiel mit den Dubs in 'bosnia by bus'.

Mit Sicherheit wird diese Band DAS Dub-Liveerlebnis des Jahres, wo immer sie spielen wird... Ein starkes Debut!

Bernhard Groha


Record list|www.irieites.de