Thievery Corporation
"Radio Retaliation"
(ESL Music - 2008)

Während Amerika gerade scharf am Abgrund entlang rutscht und nicht klar ist, ob Gier und Kapitalismus das System zum Kollaps bringen werden, legen Rob Garza und Eric Hilton von der Thievery Corporation ihr neues Album "Radio Retaliation" vor, dass sie als politisches Statement begreifen. "There’s no excuse for not speaking out at this point, with the suspension of habeas corpus, outsourced torture, illegal wars of aggression, fuel, food, and economic crises. It’s hard to close your eyes and sleep while the world is burning around you. If you are an artist, this is the most essential time to speak up”, sagt Rob Garza. Mitten in der amerikanischen Hauptstadt Washington D.C., dem Herzen von "Babylon" also, haben sie in ihrem Studio weider einmal ganz feine und für sie typisch elegante Musik zusammengebastelt. Aber eben mit politischer Note. Die wird insbesondere beim Opener "Sound The Alarm" deutlich - ein Tune zwischen Modern Roots und tanzbarem Dub, der lyricalwise den Finger erhebt. Auch der Titeltrack "Radio Retaliation" geht in dieselbe Richtung. Wie zu erwarten war, verharren die beiden Masterminds aber erneut nicht in einer Schublade, sondern präsentieren eine extrem facettenreiche Palette an Musikstilen. Mal Downbeat, mal funky, mal Dub. Edel und entspannt und dann wieder energetischer. Die gewohnt gute Mischung der Amerikaner also, die man von ihnen erwartet. Mit an Bord sind diesesmal so illustre und unterschiedliche Gäste wie Femi Kuti, Seu Jorge und die indische Sitar-Virtuosin Anushka Shankar. Ähnlich vielfältig gehen hierzulande die Macher von Boozoo Bajou vor. Wer also eine Reise durch verschiedene Facetten edler Musik machen will, kann getrost das Album bestellen. Gut und einfallsreich eingepackt ist es obendrein.... so schön können politische Statements sein.

Karsten Frehe

Bloß nicht kritisch sein, bloß nicht von der Masse abweichen! Rob Garza und Eric Hilton – besser bekannt als Thievery Corporation - beklagen die mediale Gleichschaltung in den USA. Wer die Regierung anschwärzt, gilt gleich als unpatriotisch. Von da zum Terroristen ist es nicht weit. Eigenwillige, massenuntaugliche Musik erscheint bereits verdächtig und läuft deshalb kaum mehr auf US-Radiostationen. Die Thieverys sitzen noch dazu nahe der Schaltzentrale für Verarmung an politischer und kultureller Vielfalt – in Washington DC. Andererseits, gibt es einen besseren Ort als das Herz des Systems, um es von innen zu zersetzen? Also tritt „Radio Retaliation“ den Rachefeldzug los: Wie üblich mischen TCorp erdige Lounge-Beats, die einen Bogen von Downbeat über Reggae fast bis zu Triphop schlagen, mit weltläufigen Harmonien. Schon die Gästeliste beeindruckt: Femi Kuti, Anousha Shankar, Seu Jorge, Sleepy Wonder, Notch und sieben weitere Aritists wirken mit. Das Resultat ist solide und überzeugend: entspannt, melodisch, kurzweilig, enorm rhythmisch und echt groovy. Kriegerisch hören sich höchstens ein paar Textzeilen an.

Jürgen "Reggaedoctor" Schickinger

 

www.thieverycorporation.com

Record list | www.irieites.de