Larry McDonald
"Drumquestra"
(MCPR, Triton - 2009)

Larry hat es sich nicht leicht gemacht. In den 60ern und frühen 70ern hat die Percussionlegende auf Jamaika für zahlreiche Produzenten geklopft und in einigen Bands gespielt. Seine rhythmischen Beiträge begleiten Songs von Bob Marley, Toots & The Maytals, Ernest Ranglin, Peter Tosh, The Skatalites, Stranger Cole, Bob Andy, Bunny Wailer und anderen. Er machte Sessions mit Count Ossie und den frühen Upsetters. 1973 verzog sich Larry McDonald nach New York. Dort wandte er sich auch anderen Stilen und musikalischen Größen zu – Gil Scott-Heron, den Bad Brains, Taj Mahal, Soulfly und Manu Dibango. Dennoch gründete McDonald mit anderen Musikern in Big Apple zwei Reggae-Bands: The Rocksteady 7 und Dub Is A Weapon.

OK, genug des Lobes und der Referenzen: Jetzt mit 72 Jahren legt Larry McDonald sein Debütalbum vor, auf dem Reggae aber nur bedingt ein Rolle spielt. Mindestens ebenso präsent sind Worlbeats, clubbige Rhythmen, Angejazztes und Folkiges. Das macht „Drumquestra“ schwierig. Es fährt zwar viele Ideen, feine Conga-Schauer und viele Gaststars auf. So leisten McDonald einige seiner alten Mitstreiter – Toots, Stranger Cole und Bob Andy – Gesellschaft, dazu jüngere Namen wie Mutabaruka, Joe Black, Dollarman. Dennoch fehlt der Scheibe die Konsequenz. Sie verzettelt sich stilistisch, reizt spannende Ansätze nicht gebührend aus. „Drumquestra“ zielt zu sehr auf den Intellekt – auf technische Rhythmusspielchen und musikalische Gedankenblitze. Darüber vernachlässigt das Album den Schmeichelfaktor für die Ohren. Insbesondere ein paar der Gastsänger fallen gegenüber der rhythmischen Sorgfalt stark ab. Analyse steht vor Genuss, Kopf vor Bauch.

Hätte Larry doch besser ein Reggae-Album gemacht, sich am besten mit dem Veteranen Clive Hunt zusammengetan. Der hat mit seinen Dubdancers gezeigt, dass moderner Instrumentalreggae begeistern kann. Vokaleinlagen sind oft überflüssig, zweifelhafte allemal. Sie verstellen den Zugang zu Larrys nach wie vor feinem Spiel. In ihm liegt auch der Reiz von „Drumquestra“: Götterspeise für Percussionisten. Larry McDonald hat sein Handwerk nicht verlernt. Doch er stellt es unter den Scheffel, statt es klar, stilsicher und brillant zu demonstrieren – bestenfalls eben zu Dubs. Einfacher muss nicht doofer sein!

Jürgen "Reggaedoctor" Schickinger

 


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