Noiseshaper
"Satellite City"
(Cat´n Root/Groove Attack - 2009)

AXEL HIRN und FLO FLEISCHMANN, das Duo NOISESHAPER, haben seit ihrer Debut-LP im Jahre 2000 regelmäßig die hiesige und internationale Dub-Szene mit ihrem Schaffen köstlich bereichert und feiern aktuell in 10-jähriges. Sie haben es ausgezeichnet verstanden, auf die Schlagader Dub vielseitig einzuwirken und sie mit frischen Ideen zu versetzen, den Puls mal hoch und mal runterfahren zu lassen: von klassischen Stilen schwarzer Musik bis zu heutiger House-, Ambient- und World Music wurde diese Vielfalt kunstvoll eingewirkt. Ein gewisses Etwas der Präsentation, eine Wiedererkennung der Band als Würze blieb stets präsent.

Drei Alben haben sie bisher veröffentlicht, Alben, die wesentlich mehr öffentliche Aufmerksamkeit und höhere Verkaufszahlen verdient hätten als tatsächlich der Fall war. Ihr letztes Album "reel to real", auf dem sie sich selbst turbomäßig remixt hatten, sollte eigentlich auf jedem Dub-Dance mit seinen Wahnsinns-Bässen und ebenso starken spirituellen Tiefen beeindrucken.

Das neue Album 'satellite city' wurde nun für ein amerikanisches Label eingespielt und bestätigt leider gewisse Vorurteile gegenüber US-Produktionen. Es wirkt oberflächlicher als seine Vorgänger, die große Kunst des Duos, Eigenarten mit vielseitigen Stilen zu versetzen, beliebiger und es trägt nun den Blues in doppelter Hinsicht. Zum einen: Es gibt eine dem schwarzen Blues angelehnte Strecke in der Mitte des Albums, die die frischesten Momente der Produktion aufweist, zum anderen gibt es eine Art Blues der Verunsicherung zu erkennen.

Der Opener 'big shot' gibt dem Kenner der Band bereits den Eindruck einer verwirrenden amerikanischen Mitsprache, der folgende Titelsong ist zwar band-typischer, aber von bisher ungekannter Oberflächlichkeit, erst mit dem dritten Tune 'we rock it' geht NOISESHAPER auf eigene Fährten.

Die bereits erwähnte Blues-Strecke beginnt mit 'as long it takes' zwischen romantisierenden Streichern und fetter Dobro-Gitarre zwar nicht überzeugend, findet aber in 'got it bad' einen ersten Höhepunkt! Ohne Riddims und Dubs, als würden NOISESHAPER einen großartigen Blues-Song remixen. Der dritte Blues 'wanna feel more' im Reigen wurde ein bisschen gedubstept, tut aber nicht weh und kommt wohlgelaunt in die Schuhe... und wieder einmal ist die pro Longplayer einmalige Zusammenarbeit mit JACKIE DEANE vorzüglich ausgefallen, diesmal präsentiert sie auf 'ghetto' eine Wundertüte Soul.
Danach klingt 'satellite city' mit bekanntem handwerklichem Charme in Dub aus, doch es fehlen ein wenig die augenzwinkernden, neckisch-bekannten Reize auf dieser zweifellos im Entwurf inspirierten, in der Anlage mitunter aber dreingeredet und dadurch reduziert wirkenden Eigenpräsentation - Einwände, mit denen man bisher keine NOISESHAPER-Produktion belangen konnte.
So bleibt mir die Erwähnung der End-Refrainzeile des Schlusstracks 'some say', der von Hören zu Hören stärker, aber ganz auf den US-amerikanischen Gesangsinterpreten zugeschnitten daherkommt: "You do your best to carry on!"

Bernhard Groha

 

 


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