Various Artists
"ONE DUB"
(Interchill Records - 2009)

Einmal mehr steht ein vorzüglich zusammengestellter, international besetzter Dub-Sampler ins Haus der Riddims. Das kanadische Label Interchill Records, dessen Focus eigentlich anspruchsvollem, experimentierfreudigem Downbeat unter dem einstigen Labelmotto ‚organic electronica for expanding minds’ gilt, ist längst auch Heimat zahlreicher, innovativer Dub-Künstler wie MAUXUAM, LIQUID STRANGER, ASHTECH und GAUDI geworden.
ASHTECHs Debut-Album ‚Walkin’ Target’ wurde ja auf dieser Seite gebührend gepriesen. Von der internationalen Kritik noch höher gehandelt wurde das LP-Debut ‚bass, sweat & tears’ von GAUDI aus dem Jahre 2005.
Beim Einsteiger ist dem Label bei der Track-Ausweisung ein kleiner Fehler unterlaufen: RYAN MOORE feat. SUGAR MINOTT müsste hier stehen, statt nur den Sänger zu erwähnen. Die Besetzungsliste dieses Openers ist vom Allerfeinsten: SLY DUNBAR – drums, CHINNA SMITH – guitar, BOWIE McLACHLAN – keyboards, DEAN FRASER – sax und RYAN MOORE am Bass. Was für ein Auftakt! Der gleiche Fehler gilt auch für den unter MICHAEL ROSE genannten Track ‚throw some dub’, auf dem RYAN MOORE allerdings alle Instrumente selber einspielte.
Entsprechend weiß der Hörer gleich, wo´s langgeht: Zu anspruchsvollen Dub-Tracks in der Spannung zwischen rootsorientiertem und experimentierfreudig-zeitgenössischem Dub. Dass hier Analogmaterial gegenüber Digitalem eindeutig vorgezogen wird, dafür stehen neben RYAN MOORE auch die Namen VIBRONICS, hier am Start mit ‚tired of the war’, die polnischen RAGANA mit ‚ah’, deren anfangs des Jahres veröffentlichte LP ‚many reverbs to cross’ eindeutig in die Top 10 der besten Dub-Alben des laufenden Jahres gehören wird, die BUSH CHEMISTS mit ‚good sensi dub 2’, DR. ISRAEL mit ‚dub inna babylon’ und, gleich im Titel beschwörend ‚100% rootical’ von GAUDI.
Weniger Umgang mit „Analogtreue“ zeigen ASHTECH, der mit ‚just try’ einen harten Stepper, der mit dem Filmmusikstyle des Italo-Westerns zu kokettieren sucht, hinlegt, und LUCIANOs ‚what we got to do’ in einem vorzüglichen GROOVE CORPORATION-remix. Ganz digital wie gewohnt präsentiert sich LIQUID STRANGER mit ‚welcome to my culvert’, einem dubsteppigen Appetizer auf sein baldiges neues Album. Eine gelungene Zusammenstellung anspruchsvoller wie aktueller Dub-Musik der Gegenwart mit einer aufgehenden Rechnung: die vier Eigenproduktionen des Labels fügen sich nahtlos und wesentlich in diesen Reigen zeitgenössischer Produktionen ein. Fazit: Ein leichter Trend zurück zu Analogsounds, ein definitiver zur Zusammenarbeit mit guten Sängern, ein Trend zum Undogmatischen zwischen Wertschätzung des Traditionellen und phantasievoller Innovation, Scheitern des Dubstep als eigenständiges Genre, aber zukünftiger Substyle – all das kann der Rezensent nur bestätigen!

Der Sampler ist Ende Juni 2009 nur in England als CD erschienen, außerhalb Englands wird er bei den einschlägigen Anbietern als Download angeboten.

Bernhard Groha

Tracklisting:

01.  Ryan Moore feat. Sugar Minott - Take It Dub 
02.  Vibronics Feat. Macka B - Tired of the War
03.  Gaudi - 100% Rootikal
04.  Liquid Stranger - Welcome to My Culvert
05.  Ashtech - Just Try
06.  System Error feat. Michael Rose - Time Bomb Dub
07.  Luciano - What We Got  To Do (GCorp Remix)
08.  Ragana - Ah
09.  Ryan Moore feat. Michael Rose - Throw Some Dub 
10.  Bush Chemists - Good Sensi Dub 2
11.  Dr. Israel - Dub Inna Babylon
12.  Big Bass Theory - All Of Us
13.  International Observer - Binman Dub 
14.  Pushmipulyu - We Make it Work (Impossible Dub Mix)
15. Manasseh and Praise - Dub for Dennis

www.interchill.com


Record list | www.irieites.de