Sound Iration
"In Dub"
(Year Zero/Groove Attack - 2010)

Stripped down! Zehn Jahre, nachdem Dub die britische Insel erobert hatte, wandelte sich das Genre dort erneut. Dennis Bovell, Creation Rebel und andere schifften das Konzept in den 1970ern von Jamaika weitgehend eins zu eins nach England ein. Der Sound war gepflegter, die Effekte teils mehr betont. Adrian Sherwood, Jah Shaka und Mad Professor legten in den frühen 80ern noch eine Schippe Spacefeeling, Roots oder Experimentierfreude drauf. Dann trat die dritte Generation an - angeführt von den Disciples und Sound Iration. Noch mehr Roots, noch mehr Elektronik, aber auch gediegene Sparsamkeit: Auf den breiten Bass-Highways mit Synthie-Drum-Leitplanken herrscht wenig Verkehr. Vereinzelt sausen Kleinwagen, Limousinen oder auch mal Laster durch. Zisch, zisch... der Tacho häufig im Steppers-Bereich. So droht nie der Sekundenschlaf, obwohl über den einsamen Verkehrsadern eine verlorene wie andächtige Stimmung schwebt. "Sound Iration in Dub" zeigt eindrücklich, wie einfach guter Dub gestrickt sein kann. Denn weniger einfach fällt es, mit sparsamen Mitteln derart wuchtige Vibes aufzubauen. Deshalb gilt das Album, ursprünglich von Sound Iration - Nick Manasseh and Steve "Scruff" Guilder - 1989 veröffentlicht, mit Fug und Recht als Klassiker. Andererseits würden die meisten Tunes nicht als "altmodisch" herausstechen, wenn sie auf einer zeitgenössischen Compilation erklängen. So lohnt die Dub-Perle durch Weg bereitende, zeitlose, schöne Musik. Sie stellt aber gleichzeitig auch eine Lehrstunde für Dubheadz und Dubstepheadz dar. Weil die Wiederveröffentlichung den acht Titeln des Original Vinyls zudem eine CD mit 14 Singles und Raritäten zur Seite stellt, gebührt ihr ein Ehrenplatz im Dub-Regal.

Jürgen "Reggaedoctor" Schickinger

 

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