Bad
Brains
"I & I Survived (Dub)"
(Reggae Lounge/Grooveattack - 2002)
Die Bad Brains mit
einem Dub Album!? Klingt schon ein wenig überraschend, da 1. von
der Band schon lange nichts mehr zu hören war und 2. Dub nicht
unbedingt zu den Baustellen gehörte, die sie früher beackert
haben. Begonnen hat ihre Geschichte 1982 mit der Veröffentlichung
ihres Debütalbums (nur auf Kassette) bei Roir. Ein Aufruhr ging
durch die Lande und die Band aus Washington D.C. erlangte sehr bald
Kultstatus. Mit ihrer explosiven Verbindung von Punk und Reggae standen
die Bad Brains ganz in der Tradition von dem Genremix, der bereits früher
die britischen Inseln zum Wackeln brachte. Doch irgendwie waren sie
härter und rauer. Dann folgte das erste Full-Length-Album "Rock
For Light" (1983) und damit eigentlich auch das Reduzieren des
Punk-Reggae-Gemisches hin zu eher vom Heavy Metal beeinflussten Sounds.
Um's kurz zu machen, die Geschichte der Band ging daraufhin auf und
ab, mal gab's eine Trennung, dann wieder eine Reunion in der Urbesetzung.
Der Erfolg, den die Anfänge eigentlich nahe legten, blieb allerdings
aus. Und nun trudelt auf einmal unvermittelt das Album "I &
I Survive (Dub)" an und damit ein neues Lebenszeichen von den Bad
Brains. Schon alleine deswegen ein Grund zur Freude. Wer jetzt allerdings
das gewohnte Brett erwartet und schon in Gedanken die Gesichter der
unliebsamen Nachbarn von Wut verzerrt vor sich sieht, der wird erstaunt
sein, was es hier zu hören gibt! Die Bad Brains wenden sich dem
Dub zu. Das liegt zwar nicht weit ab vom Schuss, entspricht aber eben
nicht den Klängen, die im Kopf zu wummern beginnen, wenn man ihren
Namen hört. Dennoch: es ist ein durchaus passables Werk, was sie
hiermit vorlegen. Gut gemachter Dub mit allen Zutaten, die er benötigt
(fette Basslines, Hall, Echo, Melodica etc.) ohne die Effekthascherei
zum Exzess auszudehnen. Angenehm! Ganz ganz selten gibt es auch mal
ein paar Vocalschnipsel zu hören, ohne dabei aber auch nur entfernt
in die Nähe von Songstrukturen zu kommen. Und gelegentlich, wie
etwa bei den Anfängen von "How Low Can A Punk Get" und
"Gene Machine", gibt es dann auch mal die gewohnten, harten
Gitarrenriffs zu hören, die den Sound der Bad Brains geprägt
haben. Doch tauchen diese Reminiszenzen so schnell wieder ab wie sie
aufgetaucht sind, so dass das Album insgesamt eher zum Chillen gemacht
ist. Lediglich der "Shiner Massive Mix" des Titels "I
& I Survive" am Ende des Albums wartet mit Tönen der durchgehend
härteren Gangart auf und bezieht seine Kraft aus Drum & Bass,
also Breakbeats, der jedoch noch deutliche Spuren vom Jungle früherer
Prägung aufweist. Da darf dann auch mal getanzt werden.
Auch wenn es schön wäre, wenn die Bad Brains wieder etwas
mehr die Punkattitüde in ihre Musik einfließen lassen würden,
sei ihnen ein "Herzliches Willkommen" entgegengerufen. Der
Rest kann ja noch werden....
karsten