Various
"Bloodlines"
(One StopRecords /Zomba -2002)
Der Reigen von exzellenten
Zusammenstellungen alter Reggaeklassiker und Raritäten wird fortgesetzt.
Jetzt meldet sich erneut das recht junge Label One Stop Records aus
England zu Wort, das uns ja erst vor Kurzem mit "Producers"
(Perry & Niney) ein wunderbares Album in die Hände legte. Ganz
im Stil von Soul Jazz, allerdings nicht mit der Präferenz von einem
Label, geht es nun mit "Bloodlines" um eine Compilation von
etlichen Perlen, die allesamt die Prädikate "interessant"
und "wertvoll" verdienen. Da es sich um Klassiker handelt,
sind einige von ihnen auf etlichen Samplern zuvor vertreten gewesen.
Also sollte auf das Tracklisting geachtet werden, um nicht zu viele
Titel doppelt im Schrank stehen zu haben. Dennoch: der Mix macht's -
und der hat es hier in sich. Beginnend mit "Better Must Come"
von Delroy Wilson bis hin zu King Tubby & The Aggrovators' Version
von Horaca Andy's "Skylarking" (hier: "A Better Version")
reihen sich nahtlos Titel mit Sonderstatus aneinander. Interessant ist
dabei eine Version des schlafenden Löwens, der über Pete Seeger's
"Wimoweh" und "The Lion Sleeps Tonight" von den
Tokens (1961) Weltruhm erlangte, im Ursprung allerdings auf den Zulu
Solomaon Linda und sein ("Mbube", 1939) zurückgeht. Millionen
wurden von Weißen verdient, er ging leer aus. Es ist nicht anzunehmen,
dass RAS Michael & The Sons Of Negus ihr "Rise Jah Jah Children"
gerade deshalb und damit von diesem Rip-Off wissend eingespielt haben
(vielmehr ist das Gegenteil zu befürchten - also eine Teilnahme
an der unentgeltlichen Mehrfachverwertung). Ihr Titel enthält jedenfalls
deutliche Spuren des Songs, birgt aber ganz eigene Qualitäten.
Nicht ganz so deutlich, aber eben doch, gibt es bei "Satan Side"
von Keith Hudson Elemente von WAR's "Slippin' Into Darkness"
zu hören. Hier jedoch sehr reduziert in einer recht dunklen Atmosphäre,
die ohne viele Lyrics auskommt. Tja, was soll ich noch schreiben? Die
Heptones geben ihre Hymne "Cool Rasta" von 1976 zum Besten,
"Keep On Moving" von Bob Marley & The Wailers ist (zum
wievielten Male eigentlich?) zu finden und Sylford Walker ist mit "Burn
Babylon" dabei. Das Ganze kommt wie schon die vorherigen Veröffentlichungen
von One Stop hübsch verpackt (dieses Mal mit einem holzschnittartigen
Cover) sowie guten Linernotes. Qualität eben.
karsten