Various
"Christmas Greetings From Studio One"
(Heartbeat/EFA - 2002)
Es ist wieder so
weit! Allüberall tönen einem die süßlichen Glöckchen,
rotnasigen Rentiere, Weihnachtsmänner und Engelchen entgegen. Besonders
ulkig mutet das an, wenn ring um Einkaufgeräusche eher eine Hektik
verbreiten als eine stille Nacht verkünden. Auch das Mainstreamradio
scheint es nicht abwarten zu können, Wham und Co. mit ihren immer
noch gewinnbringenden Weihnachtsschnulzen aus den Archiven zu kramen.
Irgendwie doch ein Wunder, dass sich bei all der poppigen Gefühlsduselei
von Konserve dennoch ein wenig Romantik bis hin zum eigentlichen Weihnachtsfest
hinüberrettet. Eine Alternative stellt die vorliegende Compilation
von Studio One Titeln dar, die sich ebenfalls dem Fest der Feste annehmen.
Natürlich kommen sie nicht ohne die Kitschigkeit aus, die Weihnachten
nun mal mitzubringen scheint, aber nichtsdestotrotz gibt es einige sehr
nette Titel, die sich deutlich von dem unterscheiden, was ansonsten
zu hören bzw. zu ertragen ist. Allen voran die drei ersten Titel
dieses Albums: The Silvertones mit "Bling Bling Christmas",
Al and The Vibrators mit "Merry Christmas" und der gute alte
Alton Ellis, der hier Jah angesichts des Weichnachtsfestes hochleben
lässt ("Praise Jah, It's Christmas"). Allen Titeln ist
eine originär jamaikanische Interpretation des Themas eigen, verbunden
mit den schönen Reggaesounds des frühen Studio One. Danach
gleitet es ein wenig in den richtigen Kitsch ab. Titel 4,5 und 6 schnulzen
so vor sich hin und bei der "Christmas Combination" wird's
gar ein wenig "gruselig", da Klassiker des X-mas-Genres zu
einem schmachtenden Medley zusammengefasst werden. Erst mit Horace Andy's
"Christmas Time" auf Position 7 wird's wieder gemütlich.
Toots and The Maytals gewinnen dem Fest eine skankende Seite mit ihrem
Skatitel "Christmas Feeling Ska" ab. Bei Roy Richards, Kevin
Mayne und The Cables bleibt es alt - also gut. Zwischendrin unterbrochen
von einem instrumentalen Ausrutscher der Brentford All Stars. Und zum
krönenden Abschluss, wie könnte es auch anders sein: Bob Marley
& The Wailers mit "White Christmas"! Wem also der Einheitsbrei
des pop-kitschigen Weihnachtsgedudels auf den Keks geht, der wird hier
weitgehend hervorragend bedient!
karsten