Gregory
Isaacs
"Here by Appointment"
(Charm/Jet Star/EFA - 2003)
Den Cool Ruler hatte
die Reggae-Gemeinschaft fast schon abgeschrieben. Spärlich tröpfelten
zuletzt die Releases auf den Markt - die wenigsten davon bemerkenswert.
Verpufft war der Zauber des Lonely Lovers. Zu viele Exzesse steht kaum
jemand ohne beträchtlichen Substanzverlust durch. Da Gregorys Drogenkonsum
in der Szene als offenes Geheimnis gehandelt wurde, haben wohl kaum
jemand damit gerechnet, aus dieser Kehle je wieder anständige Songs
zu hören.
Doch - welch Überraschung - es ist passiert! "Here by appointment"
präsentiert die Reggae-Ikone in bester Laune: Wie zu Glanzzeiten
stöhnt er herzzerreißend "Oh Lord" und "My
gosh", meistert Lovers-, Reality- und sogar Dance-Tunes. Allerdings
Stöhnen fiel ihm ja nie so schwer. Das war aber auch alles. Jetzt
singt Gregory wieder - richtige Melodien sogar. Sanft säuseln sie
zu den meist weichen Riddims, darunter Burning Spears "Columbus".
Selbst wenn die Musik einmal drückt wie bei dem fetten Dance-Tune
"Mi no know" oder "Egg inna di red" mit Dance Hall
Riddim, hält der Cool Ruler locker und lässig mit. Zugegeben,
ein paar Songs dümpeln etwas. Untern Strich bleibt aber wohlig
warmer Reggae - uneingeschränkt angenehm und teilweise sogar überzeugend.
Seit langem das beste und zeitgemäßeste Album von Gregory
Isaacs. Wenn er dieses Level hält, darf man sich auf neue Alben
des alten Stars freuen.
Jürgen "Reggaedoctor"
Schickinger