Various
"IMPACT!"
Reggae, Funk and Soul from Impact and Randy's Records

(Soul Jazz Records/NTT/Indigo - 2003)

"Raushaun' was geht!", scheint momentan die Devise im Bereich Reggae zu sein. Gerade im Wiederveröffentlichungs-Sektor werden die Archive geplündert und mittels unzähliger Compilations auf den Markt geschüttet. Da den Überblick zu wahren erscheint immer schwieriger. Leider tanzt auch Soul Jazz diesen Reigen mit, angeführt wird er allerdings an erster Stelle von Trojan. Es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis der Markt restlos gesättigt ist und die Käufer ausbleiben bzw. anfangen, immer gezielter und pingeliger auszuwählen. Entscheiden dürfte dann vor allem die Qualität des ausgewählten Materials. Ein zweiter, dritter oder gar vierter (etc.) Aufguss dürfte hier eher von Nachteil sein. Glücklicherweise haben die Compiler von Soul Jazz bislang noch fast immer auf einen hohen Standart geachtet, auch wenn sich langsam Abnutzungserscheinungen zeigen. So ist mir z.B. nicht klar, warum sich auf dem vorliegenden Album einmal mehr zwei Titel von Augustus Pablo befinden. Nicht, dass er keine Würdigung verdient hätte, aber so langsam sind's alte Hüte. Dennoch - und nun muss ich bei aller Kritik die Kurve kriegen - handelt es sich bei "Impact!" um einen guten Sampler. 15 Titel wurden ausgewählt, die von der Liebe der jamaikanischen Musiker zum U.S.-Funk & Soul der 60er und 70er Jahre zeugen. Damit reiht sich dieses Album in die Kette der Zusammenstellungen ein, die das gleiche oder ein ähnliches Ziel verfolgen: z.B. "Studio One Soul" (ebenfalls Soul Jazz) und "Darker Than Blue: Soul From Jamdown" (Blood & Fire). Vergleicht man die vorliegende Compilation mit den beiden eben angeführten Alben, so lässt sich "Impact!" insgesamt als etwas rauer vom Sound her beschreiben. Da besingt Hortense Ellis inbrünstig eine Frau aus dem Ghetto ("Woman Of The Ghetto" - meines Erachtens einer der besten Tunes des Albums) und bei "Do It Till You're Satisfied" von Skin, Flesh and Bones taucht eine Mundharmonika in bester WAR-Lee Oskar-Manier auf nebst Saloon-Piano. Letzteres Stück wäre der ideale Soundtrack für einen TV-Krimi aus dieser Zeit. Ebenfalls ein schönes Mundharmonikaspiel lässt sich bei "Ghetto Guns" von Randy's All Stars finden, hier aber nicht nur instrumental ummantelt, sondern gespickt mit kürzeren Vokaleinlagen und einem Intro, dass kurz die Gewalt im Ghetto anprangert. Winston King Cole rutscht mit seiner "Black Magic Woman" (ja, die von Santana, aber ohne entsprechenden Gitarrenpart) leicht unter Niveau, gehört damit aber zu den wenigen Ausnahmen, die hier zu finden sind. Sehr schön ist "Country Boy" von Charley Ace allein schon wegen des Gesangsstils. Kurzum: "Impact!" hebt sich aus der Masse der Wiederveröffentlichungen heraus. Dennoch sollte auch Soul Jazz über die Veröffentlichungsfrequenz nachdenken.

karsten

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