Various
"KINGSTON LOUNGE"
(Grover/SPV - 2003)Sonnenschein, Tanzen, Spaß haben - das volle Leben. Die meisten Menschen assoziieren positive, freudige Dinge mit Reggae. Abhängen, dem Müßiggang frönen, die Beine hochlegen - sowas fällt eher den langsamen, schwermütigen und spärlichen Disziplinen wie Dub und Electro zu. Doch - für die Kenner keine Neuigkeit - es gibt auch Reggae, der enorm gepflegt, elegant und kein bisschen schmierig daher kommt: Jackie Mittoo, Roland Alphonso, Tommy McCook, Willie Lindo und Dean Frazer - um nur ein paar Künstler zu nennen - haben es vorgemacht. Ganz dieser Tradition folgend hat Grover eine Compilation zusammen gestellt, die den Ohren schmeicheln soll, ohne zwangsläufig körperliche Zuckungen auszulösen. Ein schweres Unterfangen. Doch es gelingt weitgehend: Äußerst dezent umwehen feine, sanfte Sounds das Trommelfell, rinnen dahin in melodischer Gelassenheit. Reggae überwiegt, doch Ska und Rocksteady klingen ebenso an wie Jazz und Latin-Grooves. Die meisten Tracks verzichten wohlweislich auf Gesang. Gebrabbel stört oft die Meditation. Aber selbst einige der Songs plätschern lässig. Nur drei oder vier der 18 Tracks tanzen aus der Reihe: Sie versprühen so viel Leben und Fröhlichkeit, dass es schwer fällt, bei ihnen still zu halten. Aber flott muss ja nicht schlecht heißen. Und die Tracks tönen auch durchweg schön. Vielleicht ist es ja sogar gut, dass ein, zwei Wachrüttler zwischendurch das Loungen in den Hintergrund rücken und wieder zum Zuhören animieren. Denn auch dafür eignet sich diese Musik auf jeden Fall.
Jürgen "Reggaedoctor" Schickinger
