Finnen chillen,
Öl trocknet gemächlich auf der Leinwand und die Sehnsucht
spielt auch eine gewisse Rolle...
Lightman
"Spring Time"
(Semi Sounds - 2004)
Lightman kommt aus
Finnland und lebt auch dort. Wie er mit "richtigem" Namen
heißt ist nicht wichtig. Wichtig ist hier nur, dass er eine nordische
Variante von "Vintage Reggae" spielt, die mir so noch nicht
unter die Ohren gekommen ist. Ein Blick auf das Cover verrät, dass
er ein Faible für die 70er Jahre-Typographie hegt - und denkt man
an dieser Stelle ein wenig weiter, so lässt sich der Bogen bis
hin zu den Lounges mit ihren extrem weichen Sofas spannen. In ein derartiges
Sitzmöbel wird verfrachtet wer sich die Musik des Finnen reinzieht.
Verhalten geht es da zu - halt nordisch. Merkwürdigerweise verträgt
sich dieser nordische Touch ganz gut mit dem karibischen Feuer, das
hier jedoch eher vor sich hinglühend und -wärmend eine Rolle
zugedacht bekommen hat. Lightman verbindet geschickt beide Welten, webt
gelegentlich folkloristisch anmutende Melodien in die sanft vor sich
hin schlendernden Reggaebeats. Oft gelingt ihm das auch gut, manchmal
hätte er etwas mehr feilen müssen, da Kompositionen wie "Plastic
Ragga" und ein paar andere eher wie flüchtige Skizzen wirken
und unfertig zu nennen sind. Dann gibt es aber immer wieder kleine Glühwürmchen
(wie z.B. "Veden Lumo", "Something About Dub" und
"Oil On Canvas"), die am Himmel erscheinen und während
eines frühlingshaften Morgens in der Nähe von Helsinki zu
einem angenehmen und ausgedehnten Spaziergang einladen - meinetwegen
auch nur im Kopf, denn man liegt ja so schön kuschelig. Ach ja,
bevor ich es vergesse: das Album kommt - ebenfalls eine nordische Tugend
- ganz ohne Worte aus. Fast alle Instrumente wurden dabei von Lightman
selbst eingespielt, gelegentlich unterstützt von Freunden. Besonders
hervorstechen tun seine Qualitäten beim Melodikaspiel. Die haben
mehr als nur Stil. Dennoch wünsch ich mir gelegentlich eine Stimme
oder gar Gesang. Doch weiß ich bei genauerem Nachdenken gar nicht
so richtig, wie die denn nun klingen oder welche Sprache es denn nun
sein soll. Insgesamt ein Album, dass auffällt. Von gut bis ausbaufähig
ist viel dabei und vor allem ist es ein ganz eigener Kopf, der dahinter
steckt.
Karsten Frehe
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