Various
"Mento Madness"
Motta's Jamaican Mento: 1951-56

(V2/Rough Trade - 2004)

Mento von Calypso zu unterscheiden wäre sehr wohl möglich wenn man auf die Feinheiten achtet. Nichtsdestotrotz waren es selbst die jamaikanischen Bands, die die Bezeichnung "Calypso" in ihrem Namen trugen, so zum Beispiel Monty Reynolds & The Shaw Park Calypso Band oder Hubert Porter with George Moxey & his Calypso Quintett, von denen auf der vorliegenden Zusammenstellung Titel zu finden sind. Belassen wir es also dabei und wenden uns der netten Zusammenstellung von witzigen und quirligen Titel zu, die jetzt auf V2 Records erschienen ist. Mento wurzelt sowohl auf der jamaikanischen Folktradition, hat aber zugleich Elemente anderer karibischer Inseln in sich vereint und war dem amerikanischen Swing gegenüber aufgeschlossen. Heraus kam dabei eine sehr tanzbare Mischung, die vor allem live bei Festlichkeiten oder in Hotels für die Touristen gespielt wurde. Daran erinnert zum Beispiel der Name der Band Lord Composer & The Silver Seas Hotel Orchestra, die mit "Hill & Gully Ride/Mandeville Rd" den ersten Song der Compilation bestreiten. Und die Musik lädt zum Tanzen ein - spontan, simpel und spritzig. Wird beachtet, dass es nicht besonders viele Alben gibt, die einfach zugänglich sich dem Mento verschreiben, so wird die besondere Stellung dieses Albums auf V2 deutlich. Hier werden 18 Beispiele dieser frühen jamaikanischen Musik vereint, um zu zeigen, was es außer Reggae, Ska, Rocksteady und anderen Richtungen ebenfalls auf Jamaika zu hören gab - a long time ago. Allesamt wurden sie zwischen 1951 und 1956 im Studio von Stanley Motta aufgenommen, dem Pionier in Sachen Plattenproduktion auf der Insel. Auffällig ist die Unbekümmertheit und die Improvisationsfreude mit der sowohl musikalisch als auch textlich ans Werk gegangen wurde. Nicht selten ergänzt um afrikanisch anmutende Perkussionselemente, die dem Ganzen eine ursprüngliche Erdung verleihen. "Mento Madness" unternimmt einen gelungenen Versuch, auf einer Compilation eine Musik in Erinnerung zu rufen, die für den Normalsterblichen ansonsten ansatzweise nur durch Harry Belafonte besetzt war, nehmen wir einmal seine großen Mitsingerfolge aus. Hier begegnen einem Originale und bringen auch Jahrzehnte nach ihrer Veröffentlichung immer noch die Hüften in Wallungen. "Mento Madness" macht vor allem eins: Spaß!

Karsten Frehe

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