"MUZIK CITY/THE STORY OF TROJAN"
(Trojan/Sanctuary/Zomba - 2003)Zum 35. müsste Trojan eigentlich 35 Geburtstags-CDs heraus bringen. Abwarten, vielleicht wird's ja noch. Denn nun ist nach der "35th Anniversary" 3fach-CD-Box das zweite Birthday-Set erschienen: "Muzik City - The Story of Trojan" fährt gleich vier Silberlinge auf. Dabei halten sich die ersten zum großen Teil an die üblichen Trojan-Hits, hauptsächlich aus den glorreichen Epoche von 1968 bis 1979. Die dritte Scheibe versammelt Kuriositäten, darunter viele Cover-Versionen von Pop- und Soulsongs. Viele entlocken dem Hörer eher ein Schmunzeln, als dass sie echten Reggae-Genuss für die Insider-Fraktion darstellen. Doch selbst Hardliner sollten bisweilen ihren Musikhorizont erweitern, oder nicht?
Perlen und Edelsteine erklingen dann auf der vierten CD, die mit Raritäten und Unveröffentlichtem aufwartet. Slim Smith, Jah Woosh, Soul Syndicate und andere tummeln sich hier mit teils sehr erfreulichen Ausgrabungen. Definitiv eine Bereicherung der meisten Trojan-Sammlungen. Und zuletzt bietet das 52-seitige Booklet sehr detaillierte Informationen zum Werdegang von Trojan und zu den einzelnen Tracks der Compilation. Einzig nervig: die vielen verschiedenen Typen und das unruhige Layout. Bei den kurzen Faltblättern mag das erträglich sein. Bei einem derart langen Text ermüdet der Buchstaben- und Farbensalat die Augen doch recht schnell.
Trojan versucht also mal wieder den Dreierspagat zwischen Einsteigern, Liebhabern und Profis. Die erste Gruppe ist mit den Hits bestens bedient, die Musikliebhaber werden sich über die Raries freuen und die Trojan-Fanatiker müssen wahrscheinlich auch die Oddities besitzen. Trojan will es jedem recht machen, was halt nicht geht. Also müssen sich die Fans des Labels wohl auf Dauer mit zahllosen Doubletten in der Sammlung abfinden.
Jürgen "Reggaedoctor" Schickinger
