Open Season
"Each Day"
(Leech Records - 2003)Eine Skaband aus Bern? Ja. Sicher. Kann es geben. Neun Leute singen und spielen auf diversen, durchaus ska-typischen Instrumenten. Laut Pressemitteilung ist auf dieser fünfzehn Stücke umfassenden CD "vom traditionellen 60ies-Ska, über groovige Rocksteady-Nummern bis zum Reggae [...] alles zu finden". Das klingt bisher alles nach einer Skaband aus Bern. Trotzdem. Open Season ist irgendwie anders. Das fängt damit an, dass der Bass ein Kontrabass ist. Das Inlay der CD ist (fast) ganz in schwarz-weiß gehalten und scheint mit seinen ästhethisch hochwertigen Fotos eher in eine Jazz-CD zu gehören. Ähnliches ließe sich auch über ausgedehnte, enorm groovende Piano-, Gitarren- und andere Soli (etwa auf dem sehr hörenswerten "Carribean Sunset", Track 9) sagen. Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde: Es gibt Offbeat-Gitarren. Es gibt Bläser. Es gibt Schlagzeug. Es gibt (wenn auch eher selten) Gesang. Es ist nur alles so wohltemperiert, so präzise gespielt, so klar, so groovend, so... anders als alles, was ich bisher unter dem Begriff Ska gehört habe. Es mag schon Ska sein, wenn auch mehr reggaelastiger. Von mir aus auch Rocksteady. Aber die Art, wie diese Musik gespielt wird, klingt streckenweise sehr nach Jazz. Was letztendlich auch so ein schwammiger Begriff ist. Ich bin völlig verwirrt. Also: wenn Open Season eine Ska Band aus Bern ist und wenn "One Day" eine Ska-CD ist, dann ist es mit Sicherheit eine der besten Ska-CD's, die ich jemals gehört habe. Letztendlich kann es mir da vielleicht auch egal sein, ob da jetzt Ska, Rocksteady, Reggae, Jazz, Blues oder Volksmusik draufsteht.
Die CD ist auf jeden Fall... bemerkenswert.Jan Thon
