Beginner
"Blast Action Heroes"

(Motor/Buback/Universal - 2003)

"Die Beginner sind back around the Eck" heißt es gleich zu Beginn des Albums in "Back in Town". Lang erwartet und mehrfach verschoben kommt nun "Blast Action Heroes" von den dreien auf den Markt, denen wir mit "Bambule" nicht nur ein großartiges und einflussreiches Album, sondern auch HipHop im Mainstream zu verdanken haben. Dementsprechend groß waren meine Erwartungen an das neue Werk von Denyo, Eißfeldt der sich nun Eizi Eiz nennt und DJ Mad. Und ich gebe zu, dass ich anfangs ein wenig enttäuscht war über den komischen Synthie-Sound einiger Tracks. Inzwischen hör ich das Album allerdings fast täglich, man muss sich nur darauf einlassen.
Nachdem sich die Beginner auf "Back in Town" also über einen hübschen, eher dezenten Beat in altbekannter Manier zurück melden, geht's weiter zum bereits auf der Fäule-Maxi enthaltenen "Wer bist'n du?" auf dem Nina Hagen gefeatured ist, das man quasi als Weiterführung von "Back in Town" sehen könnte, da sich die Beginner hier noch mal vorstellen. Mit "Scheinwerfer" kommt dann der erste Schock. Der Beat ist geprägt von einem technoiden Synthie, der mit anfangs absolut nicht ins Ohr wollte. Anfangs. Man muss sich nur drauf einlassen. Es wird uns über Deutschland bei Nacht erzählt und dann dieser Chorus, gesungen von Eizi Eiz und Background-Sängerin Miss Mark, großartig. Abgerundet von einem äußerst seltsamen Outro Eißfeldts hinterlässt der Track einen doch guten Eindruck, geprägt vom auf "Fäule" bereits für alle propagierten Bastelwahn. "Gustav Gans" kommt eher klassisch simpel daher und gefällt auf Anhieb. Es folgt mit "City Blues" das ruhigste Stück des Albums und vielleicht gerade deswegen mein persönlicher Lieblingssong. "Hier sind die Beginner, erzählen aus ihrem Leben im Regen" und das mit dem Humor, für den wir sie lieben. Als nächstes "Schiss", wie auch "Wer bist'n du?" bereits bekannt von der Fäule-Maxi, das sich von eher etwas dezenter begleiteten Strophen zu einer Bridge und Hook hangelt, die monströs im Zeichen des bereits bei "Scheinwerfer" erwähnten Bastelwahn-Sounds daherkommt. Zur Auflockerung nach dem Ängste thematisierenden "Schiss" bringt das Album das lockere "Stift her" auf das dann "St. Anger" folgt, das auf einem auf rockigen Gitarrensamples basierenden Beat schwerfällig dahergestampft kommt, auf dem die Denyo und Eizi Eiz mächtig Dampf ablassen, bevor letzterer und auf "Chily-Chill Bäng Bäng" die Kurzbiographien zweier namentlich nicht direkt genannten Menschen darbietet, was angesichts des sehr bösen aber humorvollen Textes auch ratsam ist. Spätestens, wenn Denyos Hook einsetzt, die nur beinahe nach dem Titel des Tracks klingt, weiß man dann doch, um wen es geht, wenn man es aus dem Kontext nicht erschließen konnte. Mit "Hör weg" rät man uns dann, in diversen Lebenssituationen einfach mal die Ohren zu verschließen. Danach Fäule, das als Single sehr geschickt gewählt war, da es das Album bestens repräsentiert: Eine frische Mischung aus Sythies und Samples, die trotzdem irgendwie klassisch nach den Beginnern klingt. Mit "God is a Music" kommt dann eine Huldigung an die Musik, vorgetragen auf einem etwas langamerem, aber hektischen Beat, auf dem Eizi Eiz und Denyo schnell rappen, was irgendwie nicht so wirklich gut klingt. Freundekreis-MC Max sing dann noch die Hook dazu, ganz nett, aber eben nicht toll. "Wunderschön" dann wieder auf so einem Bastelwahn-Beat, leicht orientalisch angehaucht, erfreut uns dann mit einem bissig ironischen Text. Dann der letzte Track, "The Kake is at the Dampf" erzählt, nachdem man sich zunächst über den Namen amüsiert hat, auf mehreren Beats eine mehr als acht Minuten lange Geschichte vom Untergang der Musikindustrie.
Insgesamt bietet "Blast Action Heroes" Abwechslung, thematisch wie musikalisch. Besonders die gelungene Mischung aus klassischem HipHop-Sound und frischen Synthies, sowohl innerhalb einzelner Tracks als auch über das gesamte Album hinweg gesehen, überzeugt. Eingeschlagen ist "Blast Action Heroes" ja bereits als erstes Rap-Album, das auf Platz eins der deutschen Album-Charts eingestiegen ist. Ob es die heimische Szene allerdings wieder so prägen wird wie "Bambule" seinerzeit bleibt abzuwarten. Nichtsdestotrotz: Pflichtkauf.

Lukas Dylus (crusoe@premiumstyle.de / www.premiumstyle.de)

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