TOURÉ
KUNDA
Touré
Kunda haben in den späten 70ern als zehnköpfige Band
begonnen, mit einer Melange aus verschiedenen traditionellen
und modernen Einflüssen die Weltmusikszene zu erobern und
avancierte vor allem in Frankreich zu einer wahrhaften Starkapelle.
Die Geschichte der Band beginnt im Senegal, wo die vier Brüder
Amadou, Ismaila, Sixu und Ousamane im Südwesten des Landes
geboren wurden. Ursprünglich galt ihre Liebe der traditionellen
afrikanischen Musik mit den Instrumenten Kora, Balafon, Sabar
u.a., die jedoch sehr bald mit modernen Klängen und Instrumenten
angereichert wurde und so eine interessanten Mischung hervorbrachte.
1979 zog es die Band, wie so viele andere in diesem Genre, nach
Paris. 1983 starb Amadu, der Bandleader, an einem schweren Herzinfarkt,
der die Band erschütterte und fast die Karriere beendet
hat. Die Übriggebliebenen entschlossen sich dennoch nach
einem Tribut-Album "Amadou-Tilo" weiterzumachen. Bis
heute haben sie es geschafft, ihre Musik lebhaft und modern
zu halten. Den zuletzt größten Erfolg verzeichneten
sie als Background für Santana's Titel "Africa Bamba".
Als Band konnten sie später an ihre frühen Erfolge
nicht mehr auf dem gleichen hohen Niveau anknüpfen.
Djambaadong
Die
Haupteinflüsse ihrer Musik (Mbalax und Reggae) verbanden
sie zu "Djambaadong", eine ganz eigene Wortkreation
für einen ganz eigenen Stil. Elektrisieren und mitreißend
ist diese auf Synergieeffekten angelegte Musik auf dem Album
"Paris Ziguinchor" nachzuhören. Von diesem wirklich
einzigartigen Livemitschnitt (aufgenommen zwischen 1983-84)
wurden bislang mehr als 250000 Kopien verkauft. Nur selten hat
mich persönlich afrikanisch geprägte Fusion-Musik
derartig nachhaltig begeistern können. Herausragender Track
des Albums ist "Émma", einer ihrer Hits, der
hier in einer schnellen und ultralangen Version dargeboten wird.
Prickelnder, euphorischer und tanzbarer können Brücken
zwischen den Welten kaum gebaut werden. Das Album darf eigentlich
in keiner ernstgemeinten Sammlung fehlen - und hier sind sowohl
Weltmusik- als auch Reggaefans gemeint. Die meisten Titel der
Live-LP finden sich auf dem Album "Émma Africa"
von 1980 wieder. Als Studioaufnahmen kommen sie jedoch etwas
reduzierter, oft auch langsamer und ruhiger daher. Dadurch versprühen
sie zwar ihren ganz eigenen Charme, sind aber nicht ganz so
mitreißend wie auf "Paris Ziguinchor". Nichtsdestotrotz
kann "Émma Africa" getrost zu den besten Alben
der Crossover-Worldbeat-Szene der 80er Jahre bezeichnet werden,
auch wenn das simple Cover-Artwork dies nicht verspricht. Ähnliches
gilt für "Turu" von 1981. Nach dem traditionellen
Intro "Turu", mit netter Perkussion, weisen Bläser
und eine funky gespielte Gitarre in Richtung Crossover. Die
Kompositionen verwehren sich jedoch dem meist einfachen Schema
der Pomusik und sind nach wie vor, z.B. durch Wechsel im Tempo
und Call and Response-Elemente, in der afrikanischen Musik verhaftet.
Bei anderen Titel, wie z.B. "Banny" gesellen sich
sogar lateinamerikanische Einflüsse dazu. Allerdings entsteht
hierdurch keine kulturelle bzw. musikalische Beliebigkeit, sondern
ein Statement zu dem was einerseits Weltmusik ausmachen kann
und zugleich Probleme bei der Definition dieses Begriffs verursacht.
Reggaeeinflüsse, wie etwa bei "Mamidu" treten
hier gegenüber "Émma Africa" deutlich
zurück. Toure Kunda können zurecht als Superstars
der Weltmusik oder des Afro-Pop gelten, haben sie doch für
dieses Genre wahrhaftig Pionierarbeit geleistet.
Die
frühen Alben der Band, u.a. auch ein Best Of von 1987,
werden seit einiger Zeit über das Label Celluloid digital
klanglich verbessert wieder auf den Markt gebracht. Eine gute
Gelegenheit also, Lücken in der Sammlung zu schließen
und/oder ihnen erstmalig zu begegnen. Der Vertrieb läuft
in Deutschland über EFA.
Karsten
Frehe