Cheikh Lo
"Lamp Fall"

(World Circuit - 2006)

Wieder eine World Circuit Veröffentlichung, die meinen musikalischen Horizont erweitert! Diesmal startet die Reise im Senegal, geht über Frankreich und Kuba nach Brasilien und wieder zurück nach Afrika. Wie verschiedene liebgewonnene Mitbringsel einer langen Reise stapeln sich die erworbenen Trophäen in Form von Rhythmen und Instrumenten in dieser Platte.
Unglaublich sonnig, ergreifend und spirituell, so würde ich Lo´s Stimme beschreiben, die überraschend und ungekünstelt mitten in den Songs blüht. Es geht Cheikh Lo um das Vermitteln eines Feelings und einer spirituellen Message - der Song ordnet sich dem unter, die Stimme ist der Schlüssel, die Musik ist funktional. Als Anhänger der islamischen Baye Fall - Sekte (Gründer: Lamp Fall!) "predigt" Cheikh Lo auf Wolof. Und so passt zusammen, was bei anderen Interpreten uncool, steif und angebiedert PeterGabrielesk klingt ("World Music"). Eine natürliche, unbeschwerte Mélange aus M´Balax, Reggae, Jazz, Afro - Funk/Pop, Flamenco und Son - so sieht die hoffnungslose Kategorisierung dieses Albums aus.
Cheikh Lo, der Künstler, hat ein bewegtes Leben hinter sich - geboren 1959 in Burkina Faso als Sohn eines Juweliers hatten seine Eltern bereits auf eine standesgemäße Karriere etwa als Jurastudent spekuliert. Sie selbst aber waren es, die den jungen Cheikh durch die permanent anwesenden Gäste und die festive Atmosphäre im Hause Lo zur Musik brachten. Sein Umzug in den Senegal und später nach Paris, viel Spielpraxis und ein offenes Ohr für sämtliche Stile der afrikanisch geprägten Musik formten Cheikh Lo´s musikalisches Vokabular weiter. Seine Reisen führten ihn nach Kuba und nach Brasilien, wo er von den Stars der Szene lernte. Er begann, eigene Kreuzungen verschiedener Rhythmen zu entwickeln und produzierte seine eigenen Songs damit - was ihm in Afrika und Europa viel Anerkennung einbrachte. Als Drummer, Gitarrist, Percussionist und Sänger ist er so in der Lage, seine Songs rhythmisch und harmonisch sehr genau und bewusst zu gestalten.
Vielleicht ist "Lamp Fall" deshalb so stark - die handverlesenen großartigen Gastmusiker, die guten Ideen, die lockeren Songs, Cheikhs leitende Stimme - das sitzt. Würde ich gerne mal live erleben. Vielleicht ist auch der Umstand entscheidend, dass es sich hier nicht um eine "quick and dirty" - Produktion handelt. Diese Songs hatten fünf Jahre Zeit, sich zu entwickeln - sie wurden in diversen Studios auf drei Kontinenten aufgenommen und sicherlich tausende Male vom Meister persönlich überarbeitet.
Anspieltipp: "Sante Yalla", eine eindeutige Hommage (harmonisch sogar eine 1:1 Kopie) an den kubanischen Son "Chan Chan" (auf "Buena Vista Social Club" mit Ry Cooder, ebenfalls bei Word Circuit) ist so schön, gleichzeitig clever und cool, dass man es sofort seinen Freunden vorspielen muss.

David Nesselhauf


Record list|www.irieites.de