Earl
Zinger
"Speaker Stack Commandments"
(!K7 Records - 2004)
Wir kenne das: fünf
Leute treffen sich, von Gott begnadet, machen Musik, gründen ein
Genre und werden Legenden. 10 Jahre Fankult, Super-Platten und - Konzerte
vergehen, und plötzlich ist alles vorbei. Ob Take That oder Rage
against the Machine, jeder hat so ein Beispiel auf Lager. Doch zum Glück
geht das Leben weiter, Geld will verdient, musikalische Kreativität
gehört werden! Entweder als Revival oder (besser) als Soloprojekt
melden sich die Helden von einst zurück.
So auch Rob Gallagher, Ex-Frontmann der Acid-Jazz Legende Galliano (1988-1996).
Als Earl Zinger hat er sich in den letzten Jahren in England und der
quasi dazugehörigen Insel Ibiza einen Namen gemacht. Allerdings
nicht mit schrottigem Elektro-Euro-Dance, sondern mit stets prosaisch
ausgekleideten Dancefloor-Miniaturen, deren musikalischer Informationsgehalt
unermesslich blieb. Auf seiner neuen Platte "Speacker Stack Commandments"
findet sich wieder jede Menge Musik, mal isse zusammenpepappte Jazz/Heimorgel
6/8-Beats, dann wieder feine Soul-Chöre, hier ein böser Punkrock-Bass,
daneben Funky Shit. Was soll ich dazu schreiben? Der gemeinsame kleinste
Nenner ist Earl's manisch-hektischesSpoken Word Poetry-Gewitter und
die generelle Tanzbarkeit. Ansonsten ist auf der unterhaltsamen 19-Track-Sammlung
kein Song wie der andere, von "Zinger's Fitness-Video" bis
"Thames Crockadiles" - kleine Krimis, viel Dadaismus, Proklamationen,
Gebrauchsanweisungen… Interessant, gut und britisch. Irrer Typ. Vielleicht
der Lee Perry des Dance?
David Nesselhauf