LCD
Soundsystem
"LCD Soundsystem"
(DFA Records/Labels - 2005)
Das LCD
Soundsystem ist im Prinzip ein 1-Mann-Betrieb bestehend aus James Murphy,
dem einen von zwei DFA-Chefs des zur Zeit sicher hipsten Labels in New
York City. Alle, aber auch wirklich alle Gazetten haben sich beim Debüt-Album
auf wahre Lobeshymnen einigen können und wenn ich da normalerweise
auch immer skeptisch werde, in diesem Fall passen die 5 Sterne. Murphy
ist schon etwas länger dabei und verbindet hier seine Einflüsse
zu einem dichten Geflecht aus Zitaten und Ideen, sorgt immer für
wuchtige Bässe und eine gewisse Tanzbarkeit im Sinne der New Yorker
80er, als in den Discos das Salsoul Orchestra und ESG gespielt wurde.
„Murphy veredelt sein Wissen mit einer hochglänzenden Legierung
aus metallischen Talking Head-Chören, Roxy Music-Glamour, Eno-Ambient,
Oden an Daft Punk, minimalistischen Kraftwerk-Lullabies, Prince Roger
Nelson-Offbeats und der perkussiven Basisarbeit der Discopunk Stones
in ihrer Emotional Rescue-Phase.“ (Spex)
Murphy klingt dabei
so manches Mal wie sein Vorbild Mark E. Smith, kreischt hysterisch oder
monologisiert gelassen-monoton. Dabei läuft er nicht in die Disco-Punk-Falle
und reiht ein krachendes Stück an das andere, sondern baut in das
Zentrum des Albums mit „Never As Tired As When I´m Waking Up“
eine lupenreine Beatles-style Ballade ein. Und das direkt hinter die
natürlich nach vorne gehende erste Single Auskopplung „Movement“
(die sich auch wegen der non-LP-B-Seite „Yr City’s A Sucker“ lohnt).
Das ist ganz aufregendes
Zeug und ganz sicher eine der Platten, die man in 10-20 Jahren wieder
aus dem Stapel zieht – so wie ich neulich wieder mal New Age Steppers
und Pop Group Vinyl aus staubigen Kisten befreit habe.
Als Bonus gibt es
eine zweite CD mit allen 6 Tracks der drei bisher erschienenen Maxis,
die zusammen auch locker über 40 Minuten lang sind. Natürlich
findet sich hier auch die Hymne „Losing My Edge“, die zeigt, dass Murphy
nicht nur weiß was er tut, sondern das er auch noch richtig Selbstdistanz
und Humor hat. Nuff said!
Reinhard Holstein