Mike
Ladd
"Nostalgiator"
(!K7 Records - 2004)
Das inzwischen fünfte
Album des Musiker und Produzenten Mike Ladd ist eine CD voller HipHop
irgendwo zwischen Elektronik, Funk, Punk und was nicht noch alles. Ein
mal trashiger, mal funkiger klingendes, immer groovendes "Mixtape"
(Mike Ladd) bei dem es schwer fällt, Highlights auszusondern. Das
bereits als Single ausgekoppelte Stück "Housewives at Play"
(Track 3) ist angenehmer, ruhiger, funkiger HipHop. Andererseits stehen
Stücke wie das ungemein groovende, rockige "Black Orientalist"
(Track 4) oder das trashige Vorzeigepunkstück "Wild Out Day"
(Track 5) was eckige, kantige, alles andere als langweilig-perfekte,
musikalische Perfektion angeht in nichts nach. Ähnliches oder zumindest
vergleichbares ließe sich über jedes einzelne Stück
auf der 11 Stücke umfassenden CD sagen. Jedes einzelne ist auf
ganz eigene Art besonders und beeindruckend, wobei Mike Ladd es trotzdem
fertig bringt, die Stücke auf der CD als ein zusammengehöriges
Ganzes erscheinen zu lassen.
Nicht weniger beeindruckend
als die musikalische Komponente dieser CD sind ihre Texte. Die Pressemitteilung
behauptet hierzu: "Kunst ist definitionsgemäß der Interpretation
zugänglich und wenige Künstler haben das so gut verstanden
wie Mike Ladd." Ob und inwiefern Kunst definierbar ist, sei hier
mal dahingestellt und ob es wirklich eine Notwendigkeit zur Interpretation
in Mike Ladds Texten gibt, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.
Aber die Texte sind wie die Töne des Mannes, der auch schon als
Universitätsdozent für Englisch gearbeitet hat, vor allem
eins: spannend. Ob das nun der "Nostaligialator" (Track 10),
die Maschine zum zurückversetzen in bessere Zeiten ist oder einfach
relativ direkte Gesellschaftskritik in dem sich Präsident Bush
auf den Mars wünschenden "Off to Mars?" (Track 7). Einen
großen Teil des Zaubers mach dann aber wohl wieder Mike Ladds
ganz besondere Stimme aus. So ist es nicht nur die Ohrwurmqualität
der Gesangslinie, sondern auch und zuerst Mike Ladds gebrochene, streckenweise
stark an New Orleans erinnernde Reibeisenstimme, die Stücke wie
etwa "Learn to Fall" (Track 8) so großartig macht. Auf
"How Elecricity Really Works" (Track 6) klingt Ladd nach Poesie-Rezitator
mit Synthieuntermalung. Auf "Sail Away Ladies [Traditional. After
Odetta]" (Track 11) eher nach einer ganz besonderen Art von Volksmusik.
Sicherlich insgesamt
keine einfache, dafür aber eine hochinteressante, stark in Richtung
einmalig tendierende und mindestens reinhörenswerte CD.
Jan-Noel Thon
www.k7.com