GWARN! "I do not sniff de Coke I only smoke"

Pato Banton & The Reggae Revolution
"Tudo De Bom - Live In Brazil"

(Royale Palme Records/Music Avenue - 2003)

Zugegeben, bei Zeilen wie der folgenden bin ich ja immer ein wenig skeptisch: "Wer den Meister nie live erleben durfte, erhält hiermit die Gelegenheit, zumindest akustisch mitzuerleben, wie Pato und seine Band (inkl. fetter Bläser!!) das verwöhnte brasilianische Publikum um den kleinen Finger wickeln!" So jubiliert die Ankündigung der Livescheibe. Heute ist sie hier eingetrudelt, hat unmittelbar den Weg in den Player gefunden und verweilt seit dem dort ohne nennenswerte Konkurrenz für den bisherigen Tag! Pato Banton & The Reggae Revolution erweisen sich bei der Aufnahme eines Konzertes in Brasilien tatsächlich als Kings of Entertainment und es ist dem Publikum anzuhören, dass es völlig aus dem Häuschen war. Bei so viel Mittelmaß im Bereich der Live-Reggae-Mitschnitte, die oft entweder dumpf rüberkommen (wie z.B. Bushman in Toronto) oder sich durch quäkenden Plastikkeyboardsound disqualifizieren, kann "Tudo De Bom - Live In Brazil" überzeugen. 13 Titel, aufgenommen 2000, zeigen Pato Banton, den als Patrick Murray in Birmingham (UK) geborenen Artist, in einer guten Form. Zudem brilliert die Soundqualität auf hohem Niveau und macht das Album so zu einem Erlebnis. Musikalisch ist es ein sehr poppiger Reggae, der neben dem Dancehall auch in die Bereiche Soul und R&B driftet und zudem dem Rootsreggae huldigt. Mittendrin dann ein Marley-Cover von "Jamming" - darf auf internationalen Bühnen wohl nicht fehlen! Mir persönlich gefällt Pato Banton besonders dann sehr gut, wenn er wie z.B. bei "Gwarn" gegen Ende die Geschwindigkeit des Toastings extrem erhöht so als ob es gilt, einen Rekord zu brechen. Abgerundet wird der Livesound von fetten Bläsersätzen, die den Titeln eine gehörige Portion Energie verleihen! Pato Banton vermag wirklich das Publikum um den Finger zu wickeln. Mit seinem poppigen Mix ist er denen von Sista Carol und Aswad nicht ganz unähnlich. Lediglich bei "Groovin'" und "Life Is A Miracle" gerät die Melange ein wenig zu seicht. Doch sollte man jetzt nicht zu viel nörgeln, denn das Album macht einfach Spaß! Als Bonus gibt es nach den 13 live aufgenommenen Titeln zwei Remixe von "Time Come" von dem gleichnamigen Album des Jahres 1999. Warum die hier ergänzt wurden ist mir ehrlichgesagt etwas schleierhaft. Der Livemitschnitt kommt sehr wohl ohne Bonusbeigaben aus.

Karsten Frehe

P.S.: Ganz weit unten dann doch noch eine kritische Bemerkung. Nimmt man die CD aus der Hülle, blickt einen eine Frau dümmlich an, die durch eine gar merkwürdige Pose und eine extrem knapp bemessene Bekleidung auffällt. Warum hier auf dieses dämliche Pop-Reggae-Billig-Cover-Klischee zurückgegriffen wurde ist mir völlig unklar.....

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