The Upsetter/Lee "Scratch" Perry
"The Upsetter"
(Trojan/Zomba - 2003)Wer wissen will, was wohl die beste Fahrstuhlmusik Ende der 60er Jahre in einem jamaikanischen Trendshop war, sich Plüschsofas mit geschmackvoll-kitschigen Farbkombinationen allzu gerne vorstellen mag und vor allem auf den Einsatz von Hammondorgeln steht wird sich freuen. Im Rahmen der Wiederveröffentlichung des Trojan-Backkatalogs taucht ebenfalls das Album "The Upsetter" von Lee "Scratch" Perry aus seinen Anfangstagen als Produzent wieder auf. Ergänzt wurde es um 8 Bonustracks, was insgesamt zu einer Spielzeit von rund einer Stunde führt. Insgesamt präsentiert sich der Upsetter auf den versammelten Aufnahmen noch nicht so exzentrisch, wie er es später auch hörbar tun wird. Alle Aufnahmen wurden 1969 produziert. Dabei dominieren insgesamt die Instrumentals mit insgesamt 13 der 20 Titel. Und hierbei ist es vor allem das Orgelspiel, was ganz im Sixties-Style vor sich hin dudelt und die Aufnahmen über dem soften Skabeat prädestiniert für die Lounges der damaligen (und heutigen) Welt macht(e). Völlig unaufgeregt fließen die Aufnahmen an einem vorbei und regen eher zum Entspannen als zum Tanzen an. Das verhält sich ebenfalls so, wenn Vokalisten wie die Silvertones, Busty Brown und David Isaacs ans Mikro treten. Hier wird es z.T. sogar noch eine Nummer ruhiger weil souliger (z.B. bei "Crying About You" von Busty Brown) und auf dem Schlagzeug mit dem Besen eher gestreichelt als geschlagen. Ja, das waren noch pathetisch verpackte Gefühle! Eine kleine Ausnahme stellt hier Carl Dawkins dar, der sich bei dem Cover von "Hard To Handle" stimmlich in höchste Soulweihen hineinbewegt und bratzig dem Titel eine raue Note verleiht. "The Upsetter" wird diejenigen nicht zufrieden stellen, die von Perry die durchgeknallte, verrückte Seite lieben. Wer sich aber für die Anfänge des Genies interessiert wird hier fündig und sicherlich das eine oder andere Schmunzeln auf die Lippen bekommen!
Karsten
